13.12.2013 heute jährt sich Woolly's Todestag bereits zum dritten Mal,
in Erinnerung an ihn hier ein Youtube-Link zum Track "Through a Storm"
aus dem Maestoso-Album "Grim":
Stuart John „Woolly“ Wolstenholme (* 15. April 1947 - † 13. Dezember 2010)
am 20. April 1999 in Tuttlingen war es so weit...
als großer Fan von Barclay James Harvest, der sie nie in Originalbesetzung gesehen hatte,
durfte ich auch endlich Woolly Wolstenholme live erleben.
Zwar war es erneut nicht die Originalbesetzung, da die Band sich in 2 Teile gespalten hatte,
aber dass Woolly - nach vielen Jahren ausserhalb des Musikgeschäfts -
zu Gitarrist John Lees zurückgekehrt war, es war die Erfüllung eines Traums,
denn BJH waren ohne ihn nie wieder so gut wie zuvor.
Schon von den ersten Minuten mit "She Said" war klar:
Magie und Sound der 70er Jahre waren wieder da.
Und auf der Bühne war... Leben.
Man hatte sich im Lauf der Jahre so sehr dran gewöhnt gehabt, dass es nun auffiel:
Barclay James Harvest waren zuvor wie in eine Starre gefallen gewesen.
Woolly's Charisma, seine Menschlichkeit und sein Humor waren wie gemacht für die Bühne,
und als Musiker war er sowieso eine Klasse für sich
(wenn man seine eigenen Kompositionen mal analysiert,
dann ist man versucht zu sagen, dass er eine ganze Klasse besser war als...
die meisten anderen in der Unterhaltungsbranche -
er scherte sich allerdings keinen Deut um Kommerzialität !).
Und dieser Mann hatte sich jahrelang als Bauer verdingen müssen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten ?
Perverse Welt.
Das Konzert war fantastisch, sodass ich bei der selben Tour auch noch per Zug nach Pratteln fuhr,
um's mir nochmal zu geben.
Und im Jahr 2000 dann, mit demselben Fan und Freund, der mit mir in Tuttlingen war,
per Auto nach Linkenheim, wo ich erstmals (endlich !) "In Search of England",
mein absolutes Lieblingslied aus Woolly's Feder,
live hören durfte.
Bei diesem Konzert allerdings war er derart ernst und still, dass Kollege John Lees
mehrfach besorgt zu ihm rüberschaute.
Erstmals wurde damit für mich sichtbar, was Insider schon lange wussten:
Woolly litt unter Depressionen.
Im Jahr 2003 folgte ein schwerer Nervenzusammenbruch mit Klinikaufenthalt,
doch zur Freude der Fans kämpfte er sich zurück und reformierte sein Solo-Projekt
Maestoso für 3 weitere (seine besten !) Alben.
Als ich ihn am 04. Oktober 2009 dann (nach einem Konzert von John Lees' BJH
in Berlin, am Brandenburger Tor) endlich persönlich kennenlernen durfte,
war er ein wunderbarer Gesprächspartner (und fast durchweg am Scherzen !).
Worüber wir sprachen ? Natürlich über Musik. Über seine, aber auch über meine,
denn er mochte die Instrumentals, die er von mir kannte.
Ich überreichte ihm ein Päckchen mit Doppel-CD.
Und er war des Lobes voll, als wir uns (auf der selben Tour) am 21. November 2009
in Karlsruhe Durlach ein weiteres Mal sprachen (natürlich wieder nach einem Konzert,
aber dieses Mal nur kurz, denn er wurde von den Fans umringt wie ein Magnet...
witzelnd, lachend... so werde ich ihn in Erinnerung behalten).
Es sollte das letzte Mal gewesen sein, denn die Depressionen kamen wieder.
Als ich John Lees' BJH ( am 15. August 2011 in Colmar ) zum sechsten Mal live sah,
war Woolly nicht mehr unter uns. Sie spielten an jenem denkwürdigen Abend
ausgerechnet "Suicide ?", und da war es so weit... ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Ich flennte hemmungslos bis das Konzert vorbei war, mit dem Donnerschlag von "After the Day".
(Der übliche Abschluss mit "Hymn" fiel aus Zeitgründen ins Wasser, da der Hauptact Status Quo
rechtzeitig auf die Bühne wollte).
Es war ein sehr gutes Konzert, vor allem die Lieder von "Suicide ?" bis zum Ende
klangen so, als wäre er irgendwo, im Unsichtbaren, doch noch da.
Und ja, in unseren Herzen, den Herzen der Fans, ist und bleibt er es auch.
Diese Welt hatte ihn jedoch schlicht und einfach nicht verdient.
Ausnahmsweise ein Englischer Text,
gefolgt von einem Gedicht in Deutscher Sprache:
Wherever you are ( Song for Woolly )
I can’t believe what happened
It’s just too hard for me
No longer could you wait
For your Sea of Tranquility
The world goes on without you
Since that December Day
A world not asking how we feel
It causes wounds too big to heal
Our love was yours
But could not make you stay
Our love was yours
But could not make you stay
No answers satisfying
Nothing to fill the gap
Torn are the innocent
Their home drawn in a foreign map
We’re bound to fail with ours
It’s just too hard to find
We might as well look for you now
Although for sure you can be found
Forever locked inside our hearts and minds
We must accept you chose to go to
Wherever you are
And deal with such a bitter blow… but
Wherever you are
I hope you’re painless, safe and free
My thankfulness your company
I’ll pray for you, please beg for me
Wherever you are
You’ve been so very special
You’ve charmed such smiles on me
With your delicious humour
And your sheer humanity
The music that you gave us
It will sound on and on
Those clever harmonies and bits
Beat out the most successful hits
Uneasy listening
Can be so much fun
Uneasy listening
Can be so much fun
And I am proud of having
Shared air and earth with you
Your praises for my work
Although I can’t compete with you
I’ve framed the autographs
From Berlin 2009
froze those moments in my head
I’ll light a candle where we’ve met
And will exceptionally have a glass of wine
We must accept you chose to go to
Wherever you are
And deal with such a bitter blow… but
Wherever you are
I hope you’re painless, safe and free
My thankfulness your company
I’ll pray for you, please beg for me
Wherever you are
Goodbye Woolly
I’ll drink to you
“All our endeavours surely must return to dust”
Goodbye Woolly
It’s sad but true
This world does not deserve the very best of us
This world does not deserve the very best of us
Rupert 24/01/11
Epitaph
Man will es hinausschreien
Doch man weiß, die Welt
Bleibt nicht stehen
Und begreift
Was geschehen
Wie denn auch ?
Wenn sie’s täte würde
Jemand wie er von hier
Nicht so schmerzhaft gehen
Wäre bei uns geblieben
Weil wir ihn wirklich lieben
Ging’s hier um Nehmen und Geben
Woolly wär noch am Leben
Man will es hinausschreien
Doch man weiß, die Welt
Wird nicht hören
Lieber weiter
Zerstören
Bis das Wertvollste, Schönste
So wie er nicht mehr da ist
Uns nur Reste gehören
Weil wir’s Beste nicht schätzen
Und die Liebsten verletzen
Die das Licht nicht mehr sehen
Beim Versuch, uns zu verstehen
Doch wenn wir es hinausschreien
Dann stören wir nur
Die lebenden Toten
Drum ist es
Verboten
Denn bedroht von Gefühlen
Führt die Welt lieber Krieg
Ihren einsamen Boten
Bis sie endlich verstummen
Übrig bleiben die Dummen
Die, vor Angst, zu verlieren,
sich das Herz amputieren
Man will es hinausschreien
Hinein in die Gräber
Der Normalisierten
Die den Maulkorb
Einführten
Ihren Hass als Hours D’Ouevre
Uns zum täglichen Brot
Etablierten, servierten
Sie zum Einsehen zwingen
Zum Schuldeingeständnis bringen
Und zum Verstehen seiner Lieder
Doch auch das brächt’ ihn
Nicht wieder.
31/01/11 Rupert
Dunkler Sonntag
(Trilogie in Memoriam Woolly Wolstenholme)
plus Abschließende persönliche Worte
Beraubt
Hier sitz ich nun wieder
höre des großen Mannes* Werke
und denke dran
wie viel Ihr ihm genommen
wie viel Ihr mir genommen
betrogen
und beraubt
um grundsätzliche Rechte
die bei Euch eben
nichts
sind.
Keinen Meter
der Erde
auf der Eure Füße wandeln
Keinen Atemzug
der Luft
die ihr in Euch aufnehmt
Keinen Tropfen
des Wassers
aus dem ihr besteht
seid Ihr
wert.
Ihn
habt Ihr mir weggenommen
Egal, um wieviel Ihr mich sonst beraubt habt
ich könnte vielleicht
drüber hinweg sehen
doch dies
verzeih' ich nicht
es zeigt mir viel zu deutlich
was Euch
das Leben
wert ist.
GanzDaHeim
Wo ging der Urlaub diesmal hin?
Es dürfte egal sein
weil es egal ist
wo Ihr seid
denn Ihr seid
immer
am falschen Ort
und Ihr vertut
immer
Eure Zeit
weil Ihr es einfach nicht kennt
dieses Heimweh
wie denn auch
durch Euch wird’s ja erst richtig
schlimm damit
bei denen die es
kennen
sie wollen immer nur nach
GanzDaHeim
weil es ein Daheim
bei und mit Euch
ja niemals gibt
höchstens eine Spur davon
bleibt wahrnehmbar
in den Schmerzen
allein.
Ihr kennt sie nicht
die Schmerzen
viel zu stumpf
seid Ihr dafür
aber keine Angst
bezahlen
müsst Ihr
trotzdem
und jeder Tag
den ihr so habt vergehen lassen
steht auf der Rechnung
jede Sekunde
eines solchen Tages
wird Euch zum Gewicht
denn dieses wenigstens
könnt Ihr
sollt Ihr
spüren.
Kein Glaube
Nein
da ist kein Glaube mehr
nicht an das
was Ihr sagt
oder lehrt
Nein
da ist kein Wille mehr
auch nur irgendetwas
zu tun
was Ihr verlangt
Nein
da ist kein Teilen mehr
und kein Beugen
der Tod
ist besser
Nein
da ist kein Glaube mehr
Euer Paradies
wird nie
das unsre sein.
Abschließende persönliche Worte
Egal, an welchen Parametern man es misst
ein Menschenleben
es ist kurz
und darin liegt
für unsereins
auch ein Trost
denn eins ist
gewiss
Nicht mehr lange
und
wir
sehen
uns
wieder.
Rupi am 16.09.2018 während des Anhörens von „Strange Worlds“
(siehe "CDs die man haben sollte")
*“The great man“ - so wird Woolly oft von den Fans genannt,
auch und sogar im Booklet zur CD-Box geschieht dies – zu Recht !
Persönliche Top 10 Solo/Maestoso Songs:
2 AM (Album „One Drop in a Dry World“)
Bootham Park Elegy (Album „Black Box Recovered“)
Patriots (Album „Maestoso“)
Harp & Carp (Album „Grim“)
Blood and Bones (Album „One Drop in a Dry World“)
Through a Storm (Album „Grim“)
One Drop in a Dry World (Album „One Drop in a Dry World“)
The Light at the End of the World (Album „The Unlost Works“)
Souk (Album „One Drop in a Dry World“)
Shoes (Album „Caterwauling“)
(Besprechung der CD-Box "Strange Worlds" mit u.A. Youtubevideos von allen 7 weiteren Songs
aus dieser Liste hier:)
© Rupert Lenz 79110 Freiburg