Reingehört

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...oder: Sonstige CDs, die mich nunmal interessier(t)en, ob man sie nun "haben muss" oder nicht.

 

Beginnen wir diese Kategorie mal mit Marillion,

deren Album "FEAR" ich ja unter "CDs, die man haben muss" sehr empfohlen habe,

und wer's auch so mag wie ich, der will natürlich auch wissen,

wie's denn mit der "Liveumsetzung" ausgesehen hat,

und die Antwort darauf liefert "All One Tonight - Live at the Royal Albert Hall" (Ear Music),

allerdings auch mehr als das, denn nachdem die Band das Album in voller Länge präsentiert hatte,

brachte man auch noch 8 ältere, recht schwergewichtige Songklassiker der (Hogarth-) Bandgeschichte

zur Aufführung, neu arrangiert für Band plus Streichquartett, Horn und Flöte...

denn dass Marillion an jenem Oktoberabend im Jahr 2017 erstmalig in der Royal Albert Hall

auftraten, und dann auch noch vor ausverkauftem Haus (die Fans reisten aus der ganzen Welt an !),

es sollte natürlich angemessen als "Special Event" gefeiert werden und in die Bandgeschichte eingehen.

Und das ist, irgendwie, auch das Problem, denn "All One Tonight" lässt dem Zuhörer kaum Luft zum Atmen,

so GROOOOSSSS und übermäßig ernst ist diese Show, dieses Konzert dann ausgefallen.

 

"FEAR"... perfekt umgesetzt, mit der Überraschung, dass "White Paper" zu einer Art unerwartetem Höhepunkt wurde,

bei dem die Band wie in Trance agiert, ja, überhaupt... wer "FEAR" mag, der wird auch den ersten Teil

der Show entsprechend genießen, denn er ist mindestens so gut wie das Studioalbum selbst ausgefallen.

Aber es ist eben an sich schon eine Angelegenheit, die höchste Konzentration vom Hörer fordert,

und statt dass die Band sich und uns hinterher dann so etwas wie Entspannung gönnt,

wird noch dicker aufgetragen, einzig der Song "Go!" vom "Marillion.com"-Album - und mit ihm auch

vielleicht der, den mancher Fan gerne durch etwas Anderes ersetzt gehabt hätte, schließlich

hätte man sich auch, wenn schon schwergewichtig, über "This Strange Engine", "The Invisible Man"

oder (Gott bewahre, nicht ICH !) "The Sky Above the Rain" gefreut gehabt -

einzig "Go!" liefert, wegen seinem Ende, so etwas wie 'ne Atempause, die das Publikum dann auch

dankbar verlängert... ansonsten wird geklotzt, aber wie... pathetisch, perfekt, gewaltig...

geraten nämlich vor allem "The Space...", "Afraid of Sunlight", "The Great Escape", "Man of a Thousand Faces"

(Ich geb's zu: Beste Liveversion, die ich davon je gehört habe...)

und "Neverland", während "Easter" als einziges Lied durchs Neuarrangement etwas "verliert",

denn das Ende... "what would you do"... es wirkt zerfahren, es zündet nicht (mehr).

Dass aber "Waiting to Happen" live quasi immer eine Bank ist, daran ändern auch die echten Streicher nichts,

es wird eben nur... noch pathetischer als es ohnehin (durch den Refrain) schon immer war,

und natürlich funktioniert "One Tonight", der für's Ende nochmal - diesmal MIT Streichquartett -

wiederholte fünfte Teil aus "The Leavers" vom FEAR-Album, als "Rausschmeisser", bei dem sich

alle in den Armen liegen können, hervorragend.

Aber das Ganze... liebe Leute, ich bin wirklich ein großer Fan und ich mag ja auch vor allem

das Pathos an Marillion... doch das Ganze, es bringt mich um.

Es ist einfach zu viel, gerade, weil so gut wie alles (eben außer dem Ende von "Easter")

so unglaublich perfekt geworden ist, es fühlt sich überhaupt nicht mehr menschlich an,

und ich bin versucht, zu sagen, dass meine "zweite Lieblingsband" an jenem Abend

zu einem Monster mutierte, das mich genauso faszinieren wie auch abstoßen kann...

weshalb ich "All One Tonight" auf gar keinen Fall für "Einsteiger" empfehlen möchte,

denn irgendwie... bekommt man hier doch einen falschen Eindruck,

vielleicht zwar einen unglaublich guten falschen Eindruck,

aber unglaublich gute Live-Alben von Marillion gibt's auch ohne das Gefühl,

man hätte es gar nicht mit einer Rockband sondern mit irgendwas Übermenschlichem zu tun.

 

Es liegt nicht an mangelnder Qualität, es liegt an einem zu hohen Anspruch,

den man dann auch noch erfüllte, weil man alles dran setzte, diesen Abend unvergesslich zu machen.

Es ist so einfach nicht mehr die Band, die ich (wirklich und von Herzen !) liebe,

auch wenn so manche Pink Floyd-Fans sich beim Anhören (oder Anschauen der DVD) endlich eingestehen müssten,

dass Marillion ihren Lieblingen in nichts nachstehen.

Ganz frecher Gedanke: "Most Toys"*. Statt "Neverland", dafür aber früher im Set.

Oder/und "Under the Sun". Statt "Afraid of Sunlight".

Und wenn schon nicht "Nothing Fills the Hole"* (*ich sehe mich im Geiste von anderen Marillion-Fans gesteinigt !),

dann wenigstens doch "Quartz"... statt "The Great Escape",

egal, wie sehr ich's liebe.

Damit sähe die Setlist zwar deutlich unattraktiver aus, ich weiß, aber... es wäre humaner gewesen.

Und... egal, wie gut sie sind (wirklich topp, so wie auch die Klangqualität, der Mix etc...)...

OHNE DIE GÄSTE. Ich hätte es lieben können, wirklich !

 


Rupi am 23.11.2018

 

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In irgendeinem Blog-Eintrag hatte ich davon erzählt, dass sich hinter dem Album "Lindsay Buckingham/Christine McVie"

(Warner) ein lupenreines, neues Fleetwood Mac-Album (allerdings ohne Stevie Nicks) verbirgt, und dass meine Erwartungen

aufgrund der "Buckingham-McVie-Achse", die anno 1987 federführend für's Gelingen des "Tango in the Night"-Albums gezeichnet hatte,

ziemlich hoch wären. Nun... das dann hörbare Ergebnis brachte mich dann doch sehr schnell wieder auf irdische Gefilde zurück,

denn die ganzen positiven Fanbesprechungen im Netz, sie ändern nichts daran, dass beide Musiker hier, vor allem im Bereich

Songwriting, leider recht weit hinter dem zurückbleiben, was sie eigentlich können... 

und dass weder die, wie immer, sehr solide agierende

"Rhythm-Section" John McVie/Mick Fleetwood noch Gastkeyboarder/Co-Produzent Mitchell Froom das Album irgendwie aus dem

vorherrschenden Mittelmaß haben befreien können, ja, ich wage es, zu sagen, dass auch Stevie Nicks wohl nicht mehr viel

"gerettet" hätte, weshalb es vielleicht doch klüger von ihr war, überhaupt nicht erst mitzumachen...

und es für die Fleetwood Mac-Discografie vielleicht doch besser ist, dass der "große Name" nicht als Interpret draufsteht.

 

Und dabei ist sie gar nicht mal so schlecht... "In My World", "Too Far Gone", "Carnival Begin" können mich durchaus zum

Auflegen verleiten, aber wenn ich mir dann das Ganze wieder antu', bin ich wieder genauso enttäuscht wie beim "ersten Mal",

vor allem von "Game of Pretend", dessen Refrain alle guten Ansätze mit schier unerträglichem Schlagerkitsch zerstört,

aber auch sonst... es fehlt einfach an Spannung, an zündenden Ideen, es bleibt - auch im direkten Vergleich mit

"Say You Will", dem letzten Fleetwood Mac-Album ! - immer an der Oberfläche und taugt bestenfalls für den Hintergrund...

und das ist eben zu wenig, auch und gerade, wenn es um gutes Easy-Listening geht.

Statt, wie wohl beabsichtigt, das Gefühl von Sommer/Sonne/Strand zu evozieren, regiert... das laue Lüftchen, leider.

 

Ganz so schlimm, wie das ohnehin seichte "Mirage"-Album ohne a) die Stevie Nicks-Beiträge und b) den Hit "Hold Me" ausgefallen wäre,

ist diese späte Kollaboration zwar nicht geworden, aber die Hits ("Gypsy" war ja von Frau Nicks) fehlen ihr doch,

und irgendwie ist sie auch nicht besser, obwohl sich Lindsey Buckingham hier als Liedschreiber mehr Mühe gab.

Ein "Peacekeeper" ist eben leider auch nicht dabei, geschweigedenn irgendwas, das so unter die Haut geht

wie "Say Goodbye"... und da "Too Far Gone" an "World Turning" erinnert, legt man das dann hinterher

auch wieder auf und stellt spätestens dann fest, um wie vieles besser das Team Buckingham/McVie ...einst war

...sein kann... hätte sein können... aber hier sind sie arg limitiert geblieben, statt einfach mal so frei

drauflos zu musizieren, was sicherlich geholfen hätte...  SCHADE !

 

Und nun verklagt Lindsey Buckingham seine Ex-Kollegen, weil sie ohne ihn auf Tour gehen...

das Drama um Fleetwood Mac bzw. ihre erfolgreichste Besetzung, es scheint wohl nie zu enden...

an der großártigen Musik aus der Vergangenheit allerdings ändert das nichts mehr.

Vielleicht hatte ich einfach zu viel erwartet, weil ich an "Brown Eyes" dachte... an "I'm So Afraid"...

an "Isn't It Midnight"...

 

                                                                                                vs

.

Rupert am 26.11.2018

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Dass ich, bei den "CDs, die man haben sollte", für's Jahr 2017 bisher noch keine ausgewählt habe,

heisst für alle, die mich kennen, vor allem eins:

Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, das noch immer aktuelle Live-Album vom Klaus Hoffmann,

das 3CD&DVD-Set "Glaube Liebe Hoffmann" (Stille-Music/Indigo) dort zu empfehlen, und das... obwohl das Ding

allemal die Empfehlung wert ist und für's Jahr 2017 bei mir "ganz oben steht".

Wie das ? Nun... das hat etwas damit zu tun, dass der gute Klaus mit seinen regelmäßíg wunderbaren

Konzertmitschnitten selbst sein größter Konkurrent ist, und dass ich da dann beim Bewerten furchtbar penibel zu werden drohe.

"Glaube Liebe Hoffmann"... ist topp, keine Frage, der Künstler ganz bei sich, die Band wie immer traumhaft,

und an sich gibt's nicht viel zu bemäkeln, eher Dinge hervorzuheben... so zum Beispiel, dass man "Bei diesen Leuten"

von Brel bestimmt noch nie so gut gehört hat wie hier, dass alte Klassiker wie "Weil du nicht bist wie alle andern"

und "Bin ein Fremder" sowieso nicht "besser gehen" und "neuere" wie "Wenn ich's hier schaff, schaff' ich's überall"

ganz genauso willkommen sind - ebenso die damals aktuellen Lieder von "Leise Zeichen" wie "Du bist die Hoffnung"

oder die großartigen Duette mit Überraschungsgast Reinhard Mey ("Schenk mir diese Nacht" und... ganz toll, wie

Reinhard den Song "an sich reisst", da merkt man, wie sehr er ihn liebt !... "Zeit zu leben").

Ne, bei so nem Package kann man locker investieren, es lohnt sich irgendwie eben immer... beim Klaus.

 

Und nun kommt der Rupert und sagt: Das Problem, das eigentlich gar keins sein dürfte, ist, dass es noch

viel bessere Livescheiben von ihm gibt, dass zum Beispiel der "Vorgänger" namens "Sehnsucht Live in Berlin"

dermaßen Laune macht und ins Schwarze traf/trifft (was auch sehr viel zu tun hat mit Zufall bzw. Dingen,

die man als Künstler überhaupt nicht in der Hand hat), dass nun die wunderbare "Glaube Liebe Hoffmann"

im Vergleich zwar nicht abstinkt, aber eben... doch nicht wirklich rankommt.

Ja, "Sehnsucht Live in Berlin" war eins dieser Beispiele, wo Klaus für mich einen absoluten Gipfel seiner Kunst

erreichte, so wie auch während der vielen Jahre zuvor z.B. mit "Sänger Live" oder zuletzt mit "Da wird eine Insel sein"....

da hatten es auch die wunderbarsten "Nachfolger" (auf "Sänger Live" folgte "Friedrichstadtpalast 20 Uhr",

auf "Da wird eine Insel sein", nach einer musikalischen Bücherlesung, dann "Von dieser Welt live") furchtbar schwer,

und so geht's eben auch "Glaube Liebe Hoffmann", mit dem kleinen, zusätzlichen Manko, dass es von den vielen,

vielen Liedern, die ich vom Klaus so sehr liebe, diesmal leider nicht so viele in die Setliste geschafft hatten.

Für den Sammler ist das prima, denn der braucht echt nicht jedesmal Neuauflagen derselben Stücke,

aber für den Einsteiger... ne, der ist eben auch mit dem Geburstagskonzert zu Klaus' 60stem, dem "Mit Freunden"-

Package, dann doch besser bedient, obwohl auch da... nunja, eigentlich gehört die "Gerda" dazu,

und der liebe Klaus gönnte diesem Uraltklassiker eben gut 10 Jahre Pause, weshalb er bei "Mit Freunden"

durch Abwesenheit glänzt wie auch der Pubkliumsfavorit "Jedes Kind braucht einen Engel",

welcher aber bei "Glaube Liebe Hoffmann" dabei ist.

Trotzdem sagt der Rupert: "Eher MIT FREUNDEN nehmen - zum Einstieg".

Ist kompliziert, was ? Ja, das hat sogar echt was von Erbsenzählerei, und ich entschuldige mich auch gerne

beim Klaus dafür, aber so wird das dann eben, wenn man daheim die wunderbare Livesammlung vor sich

ausbreitet und... vergleicht.

Mir fehlen da nicht viele, und für den potentiellen Käufer ist es sehr schade, dass es zB "Ein Konzert" (1980)

schon lange nicht mehr auf CD gibt.

 

Auch dies... eine Liveplatte, wie es besser nicht geht, obwohl der Klaus damals noch sehr jung war

und das ihn begleitende Ensemble sicher nicht so traumwandlerisch-souverän ist wie seine aktuelle,

"beste Band der Welt".

Und sie zeigte mir schon früh das Dilemma auf, das so mancher Hörer mit Klaus Hoffmann auf Tonträger bekommt:

Man verliebt sich in eins der Dinger (und so gut wie alle seine Lieder) und es wird erstmal zum Maß aller Dinge.

Und dann hört man, wegen dem Festhalten an dem, was man so liebt, erstmal nicht mehr richtig zu,

wenn da was Anderes kommt.

Wieviele Fans gibt's da draussen, die jede Liveplatte vom Klaus an dessen erfolgreichster, erster messen,

die da heisst "Ich will Gesang, will Spiel und Tanz" ?

Bei mir kam die zu spät. Egal, wie gut sie ist... sie ist mir noch immer zu unprofessionell (!),

weil bei mir war's "Ein Konzert", die schlug so sehr ein, dass der gute Klaus erstmal machen konnte,

was er wollte, ich war überhaupt nicht offen genug für "Live 90", als sie kam,

und dass die in Wahrheit ganz genauso gut ist... hab' ich erst später mitbekommen.

Und es gibt eben so viele... gottseidank gibt bzw. gab es sie, ich will keine missen, nichtmal "Wenn ich sing",

und das ist so ziemlich die schwächste - wenn man mal von der Bücherlesung zur Autobiografie absieht.

Oder reinen Brel-Abenden, denn das ist mir zu wenig Klaus.

Es gibt darunter eben welche, die mich - als Gesamtdokument - nicht so glücklich machen wie andere.

"Melancholia Live" ist auch so eine, ich finde, die kann man prima vergleichen mit "Glaube Liebe Hoffmann"...

eigentlich spitze, der Fan braucht sie sowieso, aber... es gibt eben noch bessere.

Und was empfiehlt der Rupi jetzt, außer dass man sie sich alle zulegt ?

Nun, wieso nicht "Sehnsucht Live in Berlin" ? Die gehört auf jeden Fall zu den Allerbesten.

Und die nächste... vielleicht auch wieder (Spione haben berichtet, dass sowohl die "Gerda" alsauch

gar die "Hanna" auf der "Aquamarin-Tour" wieder ihr Unwesen treiben !). Das hängt von so vielen Kleinigkeiten ab...

aber eins sollte man immer tun: Konzentriert zuhören, ohne dass bestimmte Erwartungen im Wege stehen.

Klaus Hoffmann ist der beste deutschsprachige Liedschreiber und Entertainer, den wir haben.

Schon lange.

Das Niveau ist schwindelerregend hoch... auch bei "Glaube Liebe Hoffmann" !

 


Rupi am 28.11.2018

 

Ich bleibe nun mal bei dem Künstler, mit dem ich vor fast einem Jahr hier "aufgehört" hatte, denn es gibt nun

mit Klaus Hoffmann & Band in der Philharmonie Berlin: Aquamarin (Stille Musik/Indigo)

wieder eine neue Live-Doppel-CD von ihm zu kaufen, und an dieser gäbe es herzlich wenig auszusetzen,

wenn der gute Klaus nicht vor lauter Nervosität ausgerechnet vor der "Blinden Katharina" seine Gitarre

verstimmt hätte und dies für die folgenden Lieder auf CD 1 doch immer dann schmerzhaft

hörbar würde, wo die Arrangements auf den Gitarren aufbauen (eben jener Klassiker plus "Stille" und "Bitte geh nicht fort"),

was sehr, sehr schade ist, weil's ansonsten wunderbare Versionen sind - und ein wunderbares Konzert

mit vielen, vielen Favoriten und einer bestens aufgelegten "besten Band der Welt".

Von den neuen Liedern überzeugen mich vor allem "Für Dich" und "Die Mondin ist ein kalter Srein",

Klaus' Eindeutschung von Jimmy Webb's "The Moon is a harsh Mistress", aber auch "Für immer und immer"

ist ein toller Abschluss für's reguläre Set, dem hier 5 fulminante Zugaben folgen,

die jeder KH-Fan liebt... die Stimmung ist entsprechend am Überkochen.

Klaus' Zwischentexte sind, wie immer, amüsant, allerdings auch sehr vertraut,

den ein oder anderen Hänger leistet er sich ebenfalls, aber diese gehören bei ihm nunmal dazu.

Sehr schön ist, dass keins der Lieder "abgekürzt" wird und gerade die Uraltlieder wie "Gerda"

oder "Der König der Kinder" sehr inspiriert klingen - viel, viel Herz und Seele legt der gute Klaus

in seine Interpretationen, hach, man muss ihn einfach lieben.

Den "Berliner Sonntag" gibt's erstmals live in der Band-Version, und die Mannen um Hawo Bleich

grooven und swingen mal wieder, dass es eine helle Freude ist.

Ja, Stephan Genze's "Besenarbeit" bei "Für det bißchen Zärtlichkeit" muss besonders hervorgehoben

werden, ebenso, wie virtuos Peter Keiser immer wieder seinen Bass mit dessen Spiel verwebt.

Micha Brandt spielt diesmal ein fulminantes Solo in "Was fang ich an in dieser Stadt"

und Hawo Bleich legt unverdrossen seine Klangteppiche, egal was die Kritiker sagen...

und er hat Recht, denn die Lieder vom Klaus, sie gehören so...

es ist ein Wonnebad der Gefühle und mal wieder ein hochemotionaler Abend gewesen.

Wenn nur der Fauxpas mit der verstimmten Gitarre im ersten Teil nicht wäre...

aber das ist nunmal "live"... und schon wieder ist der Fan vom Künstler glücklich gemacht worden.

"Heut rette ich die Welt" - also wenn's einer kann, zumindest im Sinne von "den Tag retten",

dann ist's der Klaus, also möge er noch lange gesund bleiben und so weiter machen,

denn von niemandem lohnen sich Live-Mitschnitte zu jeder Tour so sehr wie von ihm !

 

Rupi am 13.11.2019

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Schwerblütig rockend beginnt sie, die Nachfolge-CD zu „Fast Forward“,

dem Album, mit dem Joe Jackson mich „wieder zurückerobert“ hat

(man lese hier: CDs die man haben sollte 2), „Big Black Cloud“ ist ein vielversprechender Opener

und, um's gleich klar zu machen, obwohl „Fool“ (earMusic/Edel)

mMn nicht ganz mit dem grandiosen Vorgänger mithalten kann,

so stellen auch die folgenden Songs sicher,

dass der gute Joe mich nicht bereits wieder „verloren“ hat.

Solange er so lebendig klingt wie hier und immer noch Lieder wie „Strange Land“

(eindeutig mein Favorit des Albums !) schreibt, sehe ich da für's erste auch keine Gefahr !

 

Während „Fast Forward“ für mich wie ein Nachfolgealbum für „Body and Soul“

klang, so ist „Fool“ nun, stilistisch und emotional, näher an „Big World“ und,

zu großen Teilen (Titelstück, „Fabulously Absolute“, „Friend Better“, „Dave“), auch

am Frühwerk, was ja auch kein Fehler ist, solange die Lieder derart gut ins Ohr

gehen und dabei weder verkrampft noch zu verkopft ertönen.

Nicht ganz so „sophisticated“ wie zuvor, direkter und auch wieder sehr britisch 

(will sagen: Sowohl der Einfluss der Beatles alsauch der Kinks

wird stärker hörbar und auch der Punk in Joe kommt wieder mehr raus)

klingt's diesmal, mit starkem „Live-Feeling“ und, wenn auch wieder rockiger,

kommt die für Jackson so typische harmonische und rhythmische Finesse dennoch

nicht zu kurz.

 

Apropos „kurz“: Wenn's für mich was zu beklagen gibt,

dann höchstens, dass dieses Album mit „nur“ 8 Liedern – beim Vorgängeralbum

waren's noch doppelt so viel ! - ein wenig kurz geraten ist, aber lieber 8 Songs,

die alle für sich selber sprechen, als gestreckte Langeweile...

und hier gibt’s keinen Füller, auch wenn für mich diesmal kein absoluter „Übertrack“

wie „Kings of the City“ mit dabei ist. Der Abschluss mit „Alchemy“

und das bereits erwähnte „Strange Land“ sind aber wahrlich auch nicht

von schlechten Eltern bzw. können mit den anderen Toptracks von „Fast Forward“

gut mithalten und Joe... er ist stimmlich in bester Form

und für sein Alter immer noch unglaublich energetisch,

ohne dabei die guten Melodien zu vergessen !

(y)

 


Rupi am 22.11.2019

 



Tears for Fears / The Tipping Point (Concord/Universal)


Marillion / An Hour Before It's Dark (Ear Music/Edel)


Die kreative Flamme


Ja, ich werde älter. Und wenn man älter wird, wird’s mit manchen Dingen schwieriger,

aber öffentlich darüber jammern macht es einem auch nicht leichter.

Außerdem wollte ich über was anderes schreiben, denn nun sind zwei Alben erschienen,

die für so einen älter gewordenen Sack wie mich eben zu den interessantesten Veröffentlichungen

der letzten Jahre zählen, ganz einfach, weil ich eben älter geworden bin und mich die aktuelle

Pop-Musik aka was so im Radio läuft vollkommen kalt lässt, weil da keine Namen sind,

die ich mir wegen irgendwelcher Lieder merke, aber Namen wie Tears for Fears und Marillion

mir noch immer etwas bedeuten. Die Erwartungen sind aber auch nicht mehr dieselben wie

vor Jahren, man wird eben auch bescheidener mit dem Alter, zumindest in gewissen Dingen.

Bringen sie's noch? Lohnt es sich wirklich, einen physischen Tonträger zu kaufen und

in die Sammlung dazu zu stellen? Sind die positiven Reviews und Medienberichte tatsächlich

angebracht oder handelt es sich nur um clevere Marketingkampagnen, die so alte Säcke

wie mich von hinterm Ofen hervor locken wollen, damit sie ihre Geldbeutel öffnen?

Da man noch immer ein Fan ist, tut man es ja doch irgendwie gerne,

weil man sich freut, überhaupt noch Neues zu hören von den alten Helden,

dass es sie noch (oder, wie im Falle von Tears for Fears, nach abermaligem Split

dann doch wieder) gibt, und man ist schon dankbar, wenn die Ergebnisse nicht klingen

wie Simply Red nach ihrem Wiederauftauchen mit „Big Love“ und „Blue Eyed Soul“,

obwohl sie sich zuvor doch ganz ordentlich verabschiedet hatten.

„Stay“ hieß deren letzte Platte, die noch halbwegs von Bedeutung war,

und „Stay“ heißt der Abschlusssong von „The Tipping Point“, dem siebten Album

von Tears for Fears, jedenfalls wenn man die reguläre CD kauft,

dennoch denkt man bei dem Titel intuitiv eher an ein Lied von U2, welches da

„Stay (Far Away, So Close)“ heisst und Anfang der 90er auf „Zooropa“ erschienen ist.

Muss am Alter liegen... die Dinge kommen wieder bzw. wiederholen sich,

es gibt zwar Neuigkeiten – aber scheinbar nichts Neues mehr unter der Sonne,

und vor manchen Dingen, die da wiederkommen, graust es einem ganz gehörig.

Jetzt, da ich diese Zeilen tippe, tobt der Krieg in der Ukraine,

und, klar, man fragt sich, ob Herr Putin jetzt komplett wahnsinnig geworden ist...

und wo das alles hinführt... hinführen soll.

Nicht, dass unsere Welt vor seinem gewalttätigen Einmarsch ins Nachbarland

eine friedliche gewesen wäre, dass ein Herr Biden keine Bomben auf Somalia hat

werfen lassen oder dass nicht von allen Seiten mediale Propaganda betrieben würde,

die mich eher zum Verstummen bringt als zum empörten Aufschreien,

aber selbstverständlich lässt mich die akute Bedrohung genauso wenig kalt

wie das Leid der Menschen.

Es ist nur... man wird eben älter, man ist älter geworden,

man wundert sich in Wahrheit über gar nichts mehr,

denn man ist ans Entsetzen gewöhnt,

und als Künstler... man will sich nicht endlos wiederholen.

Wie oft und drängend habe ich denn gewarnt vor den schlimmen Dingen,

die da kommen werden, wieso habe ich denn diese „Wichtig“-Kategorien einst

eingeführt und in was für Zeiten leben wir nun?

Man kann hier auf dieser Gedichteseite stundenlang lesen,

was mir auf dem Herzen lag und liegt und, da die Dinge sich eben wiederholen,

braucht es dafür auch nicht wirklich immer wieder neue Texte.

Solidarität mit der Ukraine! Solidarität mit unseren Mitmenschen!

Solidarität mit den Kollegen! Solidarität denn es geht um unsere Werte!

Frieden, Freiheit, Vielfalt, Toleranz, Demokratie!

Wir brauchen Geschlossenheit und leider auch neue Waffen,

denn, wie sang schon der Konstantin Wecker vor vielen, vielen Jahren?

„Alle Menschen werden Brüder...

denn sie haben einen FEIND...

wieder sind die Pharisäer in Wahrhaftigkeit vereint!“.


Nein. Ich sitze da und tippe meine Gedanken zu zwei Neuerscheinungen,

weil Musik so wahnsinnig wichtig ist, wichtiger denn je, um den Verstand nicht

zu verlieren und überhaupt noch etwas zu haben, woran/über das man sich freuen kann.

Kann ich mich also freuen über diese zwei Alben?

„Stay“... das klingt nach einer Aufforderung, vielleicht sogar, je nach innerer

Befindlichkeit, nach einem Flehen,

Will man... will ICH, nach deren frischem Anhören, wirklich,

dass sie bleiben, die alten Helden?

Klar doch, ich bin dankbar, dass es sie noch gibt, dankbar, wenn sie weiter machen.

Aber sie sind eben auch... älter geworden.

Und wenn man älter wird, wird’s eben mit manchen Dingen schwieriger,

also sucht man Wege, um mit diesen Dingen umzugehen,

vielleicht kann man ja den einen Verlust mit einem anderen Gewinn ausgleichen und

macht am Ende zumindest keine schlechte Figur.

Was an jugendlicher Energie fehlt zum Beispiel... müsste ja durch die Erfahrung

eines langen künstlerischen Lebens einen Ausgleich finden können.

Wo's die Stimme an Tönen nicht mehr hinschafft, muss man ja bei neuen Liedern

nicht nochmal zu erreichen versuchen, und außerdem... für alle, die es doch versuchen,

gibt es Autotune, und da Autotune heutzutage auch bei jüngeren Sänger*Innen Standard ist,

wird’s schon keiner merken.


Steve Hogarth von Marillion benutzt dem Himmel sei Dank KEIN Autotune.

Das heißt... man bekommt seinen Alterungsprozess akustisch mit,

Und er macht keine schlechte Figur, wirklich nicht,

außerdem kann er texten und hat wirklich viele, viele wichtige Dinge zu sagen,

mit „Murder Machines“ DEN Songtext zur Pandemie verfasst

(auch wenn in Interviews sofort darauf hingewiesen wird, dass er auch

um so Vieles Anderes geht, ja, stimmt, es bleibt auch nach Covid noch relevant...

aber dennoch ist es eben DURCH Covid so... gänsehautnah!),

und seine Stimme, auch in tieferen Lagen, vermag mit diesen Texten

noch immer zu berühren. Da sie NICHT gepitcht wurde, tut sie das auch

mit echten Gefühlen, aber da er gar nicht anders kann, als ins Predigen

zu verfallen („Be Hard On Yourself“, „Care“), auch mit echter Penetranz,

und wenn er so manch wichtige Zeile oft wiederholt, damit sie dem Rezipienten

auch im Gedächtnis bleibt, kann das schon mal auf die Nerven gehen.


Roland Orzabal und Curt Smith haben, da sie ebenfalls texten können,

auch wichtige Dinge zu erzählen, gleiten dabei – abgesehen von „Break the Man“ -

etwas weniger ins Predigen ab

und vermögen, weil da viel persönlicher Background ist,

auch zu berühren, aber leider benutzen sie Autotune,

sodass der emotionale Effekt immer wieder abgeschwächt wird durch...

die sterile Perfektion moderner Klangbilder.

Will sagen: Die Gefühle kommen TROTZ der Produktion immer wieder durch,

aber dennoch bleibt an ihnen ein künstlicher Beigeschmack haften,

der alles so seltsam gleichförmig erscheinen lässt,

obwohl eigentlich eine große Vielfalt vorhanden ist.

Woran es sowohl dem Album von Tears for Fears alsauch dem von

Marillion immer wieder mangelt, das ist Dynamik, echter Schwung,

und das hat eben auch was zu tun mit dem Älterwerden und der kreativen Flamme,

deren unbändiges Flackern und helles Leuchten ich mir als Hörer zusehends

zurückwünsche, denn es ist...

nicht mehr da.


Also nicht, dass man mich jetzt falsch versteht, die Flamme selbst...

sie brennt noch, aber eben nicht mehr so hell wie einst,

und von einem unbändigen Flackern kann keine Rede mehr sein,

das ist alles zumindest schön kontrolliert wenn nicht bereits am Ausglühen.

Tears for Fears – sie haben melodisch mehr Ideen, da reicht es immer mal wieder

(Rivers of Mercy, Master Plan, No Small Thing) zu richtig runden Songs,

auf deren Wiederhören ich mich freue,

Marillion – sie tun sich schwer mit dem Songformat, ufern aus,

wollen lange Epen schaffen... und sterben dabei immer wieder in Schönheit,

fallen in ein Sicherheitsnetz aus erprobten Klangflächen und bereits

gehörten Melodiefetzen.

Für den Fan – ist beides noch immer gut genug, um damit happy zu sein,

so auch für mich, denn singen und spielen können sie alle noch,

man freut sich über die wirklich gelungenen Momente,

die ein oder andere Überraschung,

und wirklich langweilig wird’s für mich selten.

Aber für andere, vermutlich jüngere Hörer... wird’s schwer...

denn für beide Bands gilt eben, dass ihre wahre Glanzzeit

schon etwas länger her ist, und dass, so sehr man sich als Fan auch wünscht,

dass die neuen Alben wirklich mit alten Meisterwerken wie „Songs From the Big Chair“

oder „Marbles“ zumindest mithalten könnten, die kreative Flamme einfach

nicht mehr dieselbe ist.


Bei Marillion, so bin ich versucht, zu sagen, war es irgendwie zu erwarten

und ist gar nicht so schlimm, schon gar nicht für Hörer, die ihre letzten beiden

Alben mochten, und das sind ja – erfreulicherweise – nicht wenige.

Dennoch ärgert es mich ein wenig, dass ausgerechnet „Reprogram the Gene“,

wo sie anfangs richtig bemüht sind, energetisch loszurocken,

über gute Ansätze nicht hinauskommt und melodisch ein Rohrkrepierer ist,

dessen einziges Highlight Steve Rothery's Leadgitarre ist,

der auf dem Album wieder etwas mehr von seinen Solo-Künsten zeigt

als auf „FEAR“. Und dass „Care“, bei dem zunächst ein richtig funkiger Bass

(Pete Trewavas) für Freude sorgt, unterwegs zur (sehr schönen allerdings) Ballade

mutiert, die etwas kürzer sicher genauso berührend ausgefallen wäre,

so wie auch „The Crow and the Nightingale“ etwas Editing gut vertragen hätte.

Viele, viele schöne Ideen machen nicht automatisch kohärente Lieder

(„Murder Machines“ immerhin IST eins!)

und für richtige Epen fehlt leider doch die Spannung, die sie einst

(„This Strange Engine“, „Interior Lulu“, „Neverland“) zusammenhielt.


Bei Tears for Fears...

nunja, da ist es ein wenig schade, dass das Vorgängeralbum „Everybody Loves a Happy Ending“

(welches auch ein wenig unter der Produktion/der Kompression litt!)

so unterging und keinen besonders guten Ruf hat,

denn für mich... ist es die allerbeste Tears for Fears-Platte gewesen.

Da loderte die Flamme noch hell wie eh und je!

Kann gut sein, dass „The Tipping Point“ anderen alten Fans besser gefällt,

vielleicht auch, weil sie stellenweise an alte Lieder erinnert

("Rivers of Mercy" zitiert die Gitarren von "Woman in Chains",

das Titelstück "The Tipping Point" den Groove von "Everybody Wants to Rule the World"!),

aber für mich fällt sie dann doch ab, auch wenn – ich werde diesen Platten natürlich

Zeit lassen und es handelt sich hier nur um eine erste Reaktion,

ein „Reinhören“ eben - sie mir auf Anhieb besser erscheint als „Elemental“

(dem einzigen Album der Gruppe, das für meine Ohren schlecht gealtert ist)

und selbstverständlich mehr zu bieten hat als „Raoul and the Kings of Spain“

(dem einzigen Album, welches ich nie mochte und wohl auch nie mögen werde,

trotz „Me and My Big Ideas“!).


So. Ich hoffe doch sehr, dass diese Rezension nicht zu negativ rüberkommt,

denn trotz allem freu ich mich wirklich über diese zwei Neuerscheinungen,

aber das liegt eben mit Sicherheit auch am Älterwerden,

und außerdem muss man's auch erstmal hinbekommen,

Platten zu machen, die wenigstens SO gut sind... in unserem Alter.

Lol.

Wie steht es denn um MEINE kreative Flamme?

Ich glaube, ich habe soeben wieder zu Schweigen begonnen. ;)

Beten... im Stillen... das ist sowieso das Beste, was ich gerade tun kann.

Wer Predigten braucht, der kann auch Steve Hogarth zuhören,

denn das, was er da singt, ist auf jeden Fall nix Falsches.


War schon bei „FEAR“ bemerkenswert, nur dass dies für meine Ohren

dann doch eine bessere Platte war, da sich ihre vielen Einzelteile

besser zueinander fügten. Als „Platte zum Krieg“ taugt sie ebenfalls besser,

aber „An Hour Before It's Dark“ ist dennoch ein Album mit wichtigen

Botschaften in Zeiten von Pandemie und Klimawandel,

ich habe beiden nicht viel hinzuzufügen.


Rupi am 04.03.2022



 Rezensionen:

© Rupert Lenz 79110 Freiburg

 

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