Selbstbefriedigt
Ich hab mich selbst befriedigt
ich tat dies
sogar öffentlich
ich bitte um Entschuldigung
es quält mich
wirklich fürchterlich
wollt' niemanden erregen
erst Recht nicht
so ein Ärgernis
kam's doch nicht zur Vereinigung
dann war's ja
wirklich nur Beschiss
Ich hab mich selbst befriedigt
mit Versen
und beim Dichten nur
Hab sublimiert, nicht onaniert
mein Ausfluss
war nicht eben pur
ich hab' ihn selbst verfeinert
nun steht er
da als ein Gedicht
falls es jemanden interessiert
befriedigt
bin ich trotzdem nicht!
Rupi am 08.02.2024
Den Tag zur Nacht gemacht
Den Tag zur Nacht gemacht
hab ich, bin aufgewacht
da war's schon fast halb Acht
und ich dacht'
es wär' MORGEN!
Nun sitz ich wieder da
und dichte abends gar
obwohl's nicht gestern war
Kalender
bringen Sorgen
Noch heut' ein weit'rer Text?
Hab' ich etwa gehext?
Den Donnerstag versext?
Da legst
Dich wirklich nieder
Obwohl ich doch schon lag
ich dacht', nun wird es Tag
stand's nicht so im Vertrag
was sag
ich dem Vermieter?
Nun kostet's wieder Strohm
beleuchtet bleibt der Dom
nichtmal der Papst in Rom
kommt schon
so zeitig wieder.
Rupi mit Angst er wiederholt das einfach nochmal und nochmal und nochmal
aber es ist IMMER NOCH der 08.02.2024
Ironie
Oh ja, ich liebe sie
die Ironie
auch wenn sie mal verwirrt
gar zum Sarkasmus wird
wer's dann nur wörtlich nimmt
versteht es nie
selbst wenn er was begreift
's ist noch nicht ausgereift
Oh ja, ich nutze sie
die Ironie
auch das, was gar nicht stimmt
absurd im Äther schwimmt
ob wie ein Facharzt zur
Anästhesie
oder ein Wecker der
die Müdigkeit dir nimmt
Je feiner sie dann ist
die Ironie
je grober kann ich sein
und schenk's dir richtig ein
doch dass ich böse wär'
das glaube nie
dann kannst Du's richtig seh'n
die Ironie...
vesteh'n.
Rupi am 08.02.2024
Die schöne, hehre Kunst
Die schöne, hehre Kunst...
ist wieder mal das Opfer.
Die schöne, hehre Kunst
...die einst von Können kam.
Ein Dilettant wie ich
hat sich an ihr vergriffen!
Ein Dilettant wie ich...
der sich das Recht raus nahm.
Man rätselt immer noch;
Wie konnt' es dazu kommen?
Wieso gibt’s kein Verbot
für einen wie den Lenz?
Man rätselt immer noch...
man hat's mir krumm genommen:
Die schöne, hehre Kunst
...ganz ohne Kompetenz.
Nun ist sie nicht mehr hehr
sie hat zu sehr gelitten
auch schön ist sie nicht mehr
eher wie ejakuliert
aus Dichtung wurde Schund
aus Hügeln wurden Titten
die schöne, hehre Kunst
...vom Künstler massakriert!
Wo bleibt da die Zensur?
Wer (sc)haut ihm auf die Pfoten?
Was wird aus der Kultur
wenn niemand sie mehr schützt?
Wo bleibt der Konsument?
Wo bleiben da die Quoten?
Die schöne, hehre Kunst
ward schamlos ausgenützt.
Die schöne, hehre Kunst
so meint der schöne Künstler
hat doch längst ausgedient
ist längst ihr eig'ner Klon
falls nicht zu elitär
ergeht's ihr wie dem Münster
zum Gottesdienst zu leer
...vielleicht Touristenattraktion!
Die schöne, hehre Kunst
in Schrift- und Klanggebilden
erstellt von Meisterhand
wer hat sie denn bezahlt?
Der König... falls nicht tot
...entmachtet von den Wilden!
Der Klerus... leidet Not...
den Kaufmann... lässt sie kalt.
Wer hängt sich sowas auf?
Wer lauscht den holden Klängen?
Taugt denn der Zuckerberg
zum Schöngeist und Mäzen?
Jef Bezos, Elon Musk...
lässt sich da wer bedrängen?
Schätzt etwa Donald Trump
was wertvoll ist und schön?
Die schöne, hehre Kunst
ist, wie mir scheint, verloren.
Die Trauerfeier fällt
nun in den Karneval
und schuld bin eben ich.
Als Narr wurd' ich geboren
der schießt ...mitsamt der Welt
...die ganze Kunst ins All!
Rupi am 19.01.2024
Kapitulation
Ich dachte mir ich
sollt vom Reimen
Abstand nehmen
den Wortrhythmus
einfacher halten
...am besten
vergessen
Romane sollt ich
schreiben könnt
dann davon leben
Papier ist geduldig
doch Dichter die
müssen auch
essen
Ich dachte mir ich
könnt mal was
Gescheites machen
was lernen wie Andre
um dann auch
anständig zu
bleiben
Doch dazu müsst man's
erstmal sein
statt tot vor lachen
um dann grad erst Recht
nun schon wieder
Gedichte zu
schreiben.
Rupi am 12.07.2023
Amateur aus Berufung
Der Reim
so sagt die Profifrau
entsteht aus dem Vokal
das Ende eines Worts...
die Konsonanten
sind egal
jetzt weiß ich
warum Profitexte
bei modernen Liedern
geschaffen sind dazu
'nen echten Dichter
anzuwidern.
Na klar braucht man
nicht reimen, es gibt
dazu keine Pflicht
doch tut man's derart liederlich
dann macht man's
besser nicht
Ein Sänger alter Schule
sollte Besseres
sich wählen
statt per Diktion
professionell
die Ohren mir zu quälen.
Wieso dann nicht gleich
Kurzdeutsch? Da wird’s
auch egal, das WIE
am Ende schreibt den
besten Text dann
nur noch die KI
man hört, man liest
gewöhnt sich an
den Schrott, den Andere schreiben
und ich hab' vor
solang' ich leb'
ein Amateur zu bleiben!
Rupi am 23.05.2023
Anmerkung: Ich kann nicht widerstehen, denn diese Frau hat es verdient:
Da fass ich mir tatsächlich an den Kopf... denn ich hab selten so einen Schwachsinn gehört,
und mir graut schon vor dem Gedanken, dass aspirierende Neulinge das ernst nehmen und sich dran halten!
Wieso?
Natürlich geht das auch... aber es zur Regel zu erklären, an der sich auch noch die Spreu vom Weizen trennt?
Das ist pure Willkür. "Schau, wie XY das macht, SO machen es die Profis" bedeutet hier:
Keiner braucht sich mehr anstrengen, Dinge, die beim Songtexten selbstverständlich auch sein dürfen MÜSSEN,
weil's der Inhalt dann mehr oder weniger erfordert, dürfen doch nicht zur Regel für den Texter selbst erhoben werden,
weil dann alle Regeln am Ende keinen Sinn mehr machen und eigentlich jeder "ein Profi" ist, ob er/sie nun
tatsächlich dichten kann oder nicht. Eins ist klar: Egal, was diese Dame einem sonst noch so alles "beibringen" will -
ICH höre ihr nicht mehr zu. Ich rege mich tatsächlich sehr auf, denn das Ergebnis von SO WAS ist Verblödung!
"Kurzdeutsch", als Notlösung zur Verständigung mit Menschen zB mit Migrationshintergrund...
aber auch als "subkulturelle" Jugendsprache... ist dagegen ein SEGEN,
denn die Deutsche Sprache (richtig) lernen... das kann man ja immer noch.
Aber Faulheit schon im Ansatz, und das heißt beim DENKEN, fördern,
weil jegliche Form der Anstrengung/Arbeit einer vermeintlichen Elite zu viel ist,
das führt dann auch dazu, dass KEINER mehr irgendeine Sprache richtig lernen will ...und sich außerhalb von den sich
dabei entwickelten "Subkulturen" keiner mehr mit dem Anderen verständigen KANN.
Verd... nochmal, wozu haben die Menschen eigentlich Gehirne???
"Du warst auf den schlausten Schulen, klar, nur hab'n sie dir dort ved... viel Schwachsinn beigebracht!"
(Wolfgang Niedecken / Wie 'ne Stein)
Es geht... auch anders
Natürlich kann ich's anders
vielleicht dann sogar besser
mit weniger Worten
nach Wunsch formuliert
den Punkt dann auch getroffen
genau so wie erwartet
werd' von den Benotern
gar vielleicht zitiert
Jedoch es geht ...auch anders
das will ich eben zeigen
der Anspruch... der meine
mit Deinem zu schwer
der hat da nichts zu suchen
und blendet Dich beim Lesen
doch mich nicht beim Schreiben
sonst ging gar nichts mehr
Erfolg als ein Versprechen
für Anpassung, Gehorsam
dann mit Hundetrainer
der auch profitiert
er bleibe mir gestohlen
die Zeit ist mir zu wertvoll
das Dichten mir zu heilig
der Hund zu kastriert
Schau her... es geht auch anders
wer braucht denn schon Gedichte
von Karrieristen
die Blicke verstellt
die Egos aufgeblasen
mit nichts mehr zu berichten
vom Leben wie's sich abspielt
und wie sich's verhält
Natürlich kann ich's anders
doch nutz' die eignen Augen
die eigene Sprache
sie findet sich dann
Erfolg ...mag sich verspäten
vielleicht auch niemals kommen
doch wenn, dann ist es meiner
weil anders ich ...kann!
Rupert am 08.07.2023
In mir, in allem – das Eine
Im tiefen Glauben an das Leben
als Mysterium und Geschenk
will ich dem Zauber Worte geben
und Melodie dem, was ich denk
im freien Fluss die Wirklichkeit
dem Ghetto des Verstands entreißen
und seine Tropfen dem der Zeit
...dann erst mag man mich Dichter heißen
Doch Meister bin ich nur im Einklang
selbst zum Instrument gereift
Weber ganz so sehr wie Webstrang
der, von höherer Hand gestreift
sein und werden lässt das Eine
dabei selber ist und wird
Nichts und Alles ist das Meine
wohin auch mich mein Weg führt
Den geistigen Bequemlichkeiten
fliehend um der Tiefe willen
möcht ich durch die Zweifel schreiten
innigst öffnen mich dem Stillen
seiner Schau so sehr vertrauen
als sähe ich zum ersten Mal
und doch mit jedem Blick genauer
hin, das bleibe meine Wahl.
Rupert 28.2.2005
Chronisch unzufrieden
Ominös
zu pompös
selbst inhaltsleer
wiegt's noch zu schwer.
Kommt noch was?
Aderlass!
Blut gerochen
Hirn durchstochen.
Unmodern
lebensfern
nicht schön genug?
Schuss vor den Bug!
Tief gekränkt
umgelenkt
hingeschissen
weggeschmissen.
Rupi am 16.08.2023
Ein Wort von Dir
Ist ja nur Geschreibsel
sind ja doch nur Worte
klar, man mag sie
wichtig nehmen
doch ob sie's auch sind?
Du magst ja zur Dichterin
Dich nicht berufen sehen
doch mir ist
ein Wort von Dir
viel mehr noch
viel bedeutender
als es all meine Worte sind
Wenn dies' Wort mir ausbleibt
hinterlässt's 'ne Lücke
die ich selbst nicht
mit Poemen
für mich füllen kann
Hilflos wie ich damit bin
versuch' ich's immer wieder
krieg damit
höchstens Seiten voll
weiß nicht mal selber
was das soll
es hört sich wie ein Echo an
...das zu mir zurückschallt
aus dem inneren Krater
der dabei nur
tiefer wurde
wie die Finsternis
Du magst ja zur Retterin
Dich nicht berufen fühlen
doch wenn du
das Loch nicht füllst
dich schweigend selbst
vor ihm verhüllst
verschluckt's mich noch mal ganz gewiss.
Rupert am 03.06.2023 (steht auch nochmal hier: Glaube, Hoffnung und... Liebe !)
Glühwörter
Glühwörter
das sind solche
die Du zusammengesetzt hast
zu Worten
Sätzen
die man dir übel nimmt
weil sie wahr sind
sie hören dann auch
einzeln
nicht auf zu glühen
zu leuchten
in der Nacht
weil man das Licht
ihrer Gesamtheit
tagsüber
zu ersticken drohte
die Worte
Sätze
nicht
hat hören wollen.
Glühwörter
sind Lebewesen
die man viel eher sehen
als finden kann
man wundert sich
woher das Licht kommt
denn so
einzeln
scheint das Leuchten
gar keinen Sinn
zu machen
aber man
freut sich
eben doch
darüber
und das
IST
der Sinn
Denn was an Glühwörtern
keine Freude machen sollte
als sie
zu Worten
zusammengekommen waren
bereitet doch
noch immer
all denen
Freude
die Augen
für die Schönheit haben
und alleine Du
der Du sie einst
zu Sätzen
formuliert hast
aus Wörtern
Worte machtest
kannst sie dann
auch im Dunkeln
wieder neu
zu solchen
zusammensetzen.
Wer aber in der Warheit
Schönheit
zu erkennen
vermag
auch wo sie
nicht willkommen
abgelehnt
negiert wird
der vermag
Glühwörter
sogar tagsüber
als Worte
leuchten zu sehen
und weiß
dass es Lebewesen
sind
einzelne
Lebewesen
jedes Wort
für den Genuss
der Schönheit allein
geschaffen
den Liebenden
von Leben
Wahrheit
und Sprache
...vor allem also
der Dichtung.
Rupert am 17.06.2023
Der Dichter*
( für Konstantin Wecker )
Schon wieder hör ich: „Du bist Dichter ?
Du singst Lieder voller Trauer !
Gott zur Ehre sollst Du singen
Und uns Hoffnung bringen !“
Doch die Tage meines Lebens
Haben viel zu viele Farben
Um bei einer zu verweilen.
Stets ist es ein Ringen !
Was Du auch von mir erwartest
Wenn ich’s Dir nicht so erfülle,
Dass Du nur siehst, was Du möchtest,
freu Dich umso mehr.
Sind es Ängste auch und Schatten...
Sag, wie willst Du sie vertreiben,
ohne sie recht anzusehen ?
Das ist mir zu schwer.
Was ist Leben ? Willst Du, dass ich
seinen Schöpfer mir halbiere
und mich selber reduziere
auf ein Freudenlied ?
Er hat Augen mir gegeben,
hier, mein Kopf, und da, mein Herz
Ich nehme alles an. Freu mich
an jedem Unterschied.
Kommt der Frühling ist die Kälte
eines Winters schnell vergessen
und die Leichtigkeit des Lichts
fließt in die Worte ein.
Du wirst Alles bei mir finden:
Tauchst Du mit mir in die Tiefen
Wird auch keine Oberfläche Dir
Zu dürftig sein.
28.11.2002 Rupert
*steht auch unter "weitere Tribute" !
Ein anständiger Verriss
Ein anständiger Verriss
wäre zum Beispiel
wenn Du
als Kritiker
eines meiner Werke
vergleichen würdest
mit Kokomo
von den Beach Boys
im Verhältnis zu
Good Vibrations
oder sagen wir mal
I Don't Wanna Go On With You Like That
- das ich, zugegebenermaßen, doch tatsächlich mag -
von Elton John
zu Mona Lisas and Mad Hatters.
Ein unanständiger Verriss
wäre es
Kokomo
als ein Meisterwerk
zu bezeichnen
im Vergleich
mit meinen Ergüssen
damit wären nämlich alle
Good Vibrations
die zwischen uns hätten
bleiben können
mit einemmal dahin.
Rupi am 16.07.2023
Auf meiner hpage-Seite
Wie hält man diese Hitze aus?
Im Schatten oder doch zu Haus?
Den Einkauf hab ich hinter mir
und hungrig wär ich bloß nach IHR...
Hab ich denn Nerven für Musik?
Les' ich eine Konzertkritik?
Vermeid' ich heute mal die Leute
und geh' auf meine h-page-Seite?
Ich hab dort ja für meine Lieben
und auch für mich genug geschrieben
dort such ich mir was Schönes raus...
vielleicht „Der Geist im Treppenhaus“...
„Der Hilfsroboter“... auch nicht schlecht
wenn Mann sich unterhalten möcht'
auch „Diese Sehnsucht“, zwar schon alt
lässt ihren Schreiber noch nicht kalt
Man will ja nur Entspannung finden
es soll nicht gleich in Arbeit münden
zu der man sich doch überwindet
sobald man einen Typo findet
und dann... war's das denn schon für heute?
Vielleicht ne neue Unterseite?
Will schreiben man nun oder lesen?
Ist's gut oder bloß neu gewesen?
Der Kritiker greift nach dem Trichter
und denkt dabei an manchen Dichter
würd der mit sich zufrieden sein?
Fällt dem denn sowas Geiles ein?
Sollt' ich's denn an Verlage schicken
statt lieber gleich mich selbst zu f...?
Erwart bloß keine Geistesblitze...
an einem Tag von solcher Hitze!
Rupi am 17.07.2023
"Der Geist im Treppenhaus": Achtung Zoten ! (Pennälerlyrik u.A.) (Lyrik vom August 2021)
"In niedlicher und anderer Version (Der Hilfsroboter)": Satire (Prosa vom Januar 2017)
"Diese Sehnsucht": Glaube, Hoffnung und... Liebe (Lyrik vom Januar 2004)
...in jedem Fall muss man scrollen, bis man den jeweiligen Text findet!
Lieblingsgedichte
Tut mir Leid
Mich freut’s ja
wenn Euch Lesern
viel gefällt
was meiner Feder
da entlaufen
und vom Blatt
brav aufgefangen worden
Ist.
Mir selbst...
Ich schreibe letztlich
lieber Lieder
denn bei denen
müssen Worte nicht
so ganz allein
bestehen.
S ist selten
dass ich selber
wenn ich dichte
ein Erfolgserlebnis habe
das mich unvermittelt
sagen lässt:
Du hast es !
Dies ist
ein Gedicht !
Und wenn’s so ist
dann bleibt es
erst alleine
wird umringt
von den Versuchen
die mich
an mir selbst
verzweifeln lassen.
Und ich
befürchte
ausgerechnet jene
die für mich
dann dieses Prädikat
unzweifelhaft verdienen
lassen Euch nur
ratlos
weiterblättern.
Na immerhin
gefalln Euch dann
Versuche
die, nicht schlecht zwar
aber dennoch,
ein Vermächtnis
meines Scheiterns sind.
Doch ich weiß
wenn ich so
allein
mit meinen
eignen Lyrikfavoriten
bleibe
warum ich am
Ende
auch trotz denen
lieber
Lieder schreibe.
Rupert 13.3.2011
Being Boring
Je älter ich werde
umso mehr stört es mich
wenn's beim Schreiben
urplötzlich
wieder um Dinge geht
mit denen
man selbst
oder jemand anders
Absolutes
gesagt haben möchte
dann wollen sie zwar
geschrieben sein
doch hat man sie erst
geschrieben
mag zumindest ich sie
am Allerwenigsten
ein weiteres Mal
noch lesen.
Als ob's darum ginge
immer richtig und falsch
aller Welt zu
erklären
die was einzusehn hätt'
und Lyrik
dafür
einem nicht zu wertvoll
dünken sollte
Betrachtung zum Ziele
und nicht Politik
Schulmeisterei
und ist's auch zum Wohl
der Menschen
kreischt's doch „Langeweile!“
und ist für'n Kunstgenuss
geeignet nicht grad
gewesen.
Rupert am 02.08.2023
Die blöde Dichterei
Wehe, es reimt sich.
Meistens wirken Gedichte
dann so angestrengt,
als müssten sie sich bemühen,
Gedichte zu sein.
Aber wehe, es reimt sich nicht.
Dann fragt dich sicher so ein Depp,
warum es ein Gedicht sein soll,
denn von selbst hätte er es
nicht erkannt.
Die blöde Dichterei,
zwei.
Immer wieder wird von mir erwartet,
dass ich etwas schreibe,
mit dem ich beweise,
dass ich wirklich Dichter bin.
Ich soll dem Leser und der Leserin
dann möglichst leise
irgendwas erzählen.
Sie meinen, dass ein Dichter so was tun muss
um sie zu erbauen,
denn erst wenn sie erbaut sind,
sehen sie der Dichtung Wert.
Das hat schon manche Dichtungen erschwert,
ein Dichter, der nicht blind
ist, muss sich quälen:
Verdammt noch mal,
wenn ihr nicht schon erbaut seid,
dann muss ich euch erfinden,
weil es euch dann nicht gibt.
Und wenn’s euch gibt,
seid euch doch drüber sicher...
euch noch mal herzustellen
ist nicht meine Arbeit,
und wenn es doch so wäre,
dann wäre ich kein Dichter !
Oje. Ich fürchte, jemand ist beleidigt
und wollt was andres lesen
oder gelesen haben,
dann bitt ich um Entschuldigung.
Ach bitte, bringt mich nicht deswegen um,
doch was ich wie zu sagen
habe, will ich wählen !
Rupert 12.3.2011
Die blöde Dichterei… 3...
Genialität.
Wie schön.
Ich habe ein Gedicht geschrieben.
Ich schau es mir nun immer wieder an.
Ergötze mich an meiner schieren
Gen-i-a-li-tät…
solange, bis mir klar wird,
dass da irgendetwas fehlt.
Doch was es ist, will sich mir nicht erschließen !
Nur, dass da etwas fehlt,
das ist mir klar.
Wer schmuggelt da, wo’s ursprünglich
doch göttlich war, den Mangel ein ?
Ich werd’s doch wohl nicht
selber sein ?
Ach komm.
Es wird doch sicher keiner merken,
es sei denn, er ist so genial wie ich.
Wenn’s mich nur selbst nicht quälen würde,
wär es ja nicht schlimm...
mein Anspruch, der ist leider
etwas besser als ich bin.
Zumindest lässt er mich niemals in Ruhe.
Er ist der schlimmste
Nörgler auf der Welt.
Falls Du Gedichte schreibst, dann geb
sie mir bloß nicht zur Rezension,
wenn Du sie liebst...
genügt das schon.
Die blöde Dichterei...
Die Dichterfinte
a ) Quarte:
Der Dichter-Ich
Ich fand grad meine Leidenschaft,
sie wird mich nie verlassen.
Ich bring’s mit ihr zur Meisterschaft,
werd reich sein und berühmt...
durchs Dichten übers Dichten...
brauch mich sonst mit nichts befassen.
Ich meide alle Pflichten
und bekenne unverblümt:
Vom Leben braucht man sowieso nichts wissen.
Es ist doch, ganz genau betrachtet, Langeweile satt.
Die Dichter haben stets die Welt beschissen,
als wär es von Belang, was man von ihr beschrieben hat !
Nimm nur mal diesen Blütenzweig
vom ach so großen Hesse.
Wer faselt so ein dummes Zeug
und ist noch bei Verstand ?
Woran hat er gedacht ?
Wahrscheinlich an seine Mätresse...
und was er mit ihr macht
hat er im Blütenzweig erkannt !
Die Lyrik sollt ihm zur Entspannung dienen ?
So liest sich’s auch. Es reimt sich zwar, doch sagt er nicht grad viel.
Dem Schöngeist ist sein Spiegelbild erschienen,
nur dass es zur Metapher letztlich doch nicht reichen will.
Und trotzdem tut er eitel so
als wäre er erleuchtet.
Die Leser lieben’s sowieso,
denn er hat es verfasst:
„Er hat’s gesehn ! Es winkt
ihm zu ein Strauch, der was bedeutet !
Im Auf und nieder ringt
der Geist mit irdischem Ballast !“
Oh nein. Da schreib ich lieber übers Dichten.
Dann muss ich dabei nicht so tun, als hätt ich was erkannt !
Auf Eitelkeit muss ich ja nicht verzichten...
ich hab mich selbst ja nicht umsonst zum Dichter-Ich ernannt.
b ) Quinte:
April, April
Au Backe, ich hab Hermann Hesse,
den ich schätze für so vieles,
grade hier vor aller Welt
geschubst von seinem Thron.
Doch womit kriegt man heute Presse ?
Reicht es, wenn man ein Genie ist ?
Nein. Dafür gibt’s noch kein Geld.
Was macht’s dem toten Hermann schon
dass ich, ein Nichts, es so probiere ?
Ich hab da nichts zu verlieren.
Lob auch ich den „Demian“,
dann horcht ja keiner auf.
Aber wenn ich demonstriere
und es geht wem an die Nieren,
läuft es vielleicht doch nach Plan
und’s reicht für manchen Buchverkauf !
Ich lass mir Zeit, und währenddessen
darf man mich Banause schimpfen,
einen, der den Steppenwolf
unflätigst demontiert…
Hauptsache, ich hab was zu essen…
solln sie doch die Nasen rümpfen !
Eines Tages spiel ich Golf
und dann erzähl ich ungeniert
wie ich, verliebt in Hermann’s Schriften,
voller Stolz die Erstausgabe
vom Gedichtband, um den’s ging,
in Zürich noch erstand.
Zwar zählt ich später ihn mitnichten
mit zum Besten, das ich habe,
doch weil ich immer an ihm hing,
gab ich ihn doch nie aus der Hand !
Die blöde Dichterei
Numero 6:
Nur ein Klecks
Ein Dichter braucht sich niemals schinden,
ein Dichter der hat’s gut
weil er, dem Müßiggang ergeben,
müßig Gehen tut.
Der körperlichen Arbeit Schwere
ist nicht sein Revier,
er denkt nur nach über das Leben
und überlässt sie dankend Dir.
So meint man gerne, denn es künden
ja von schwerer Arbeit nicht
die Einsamkeit und inneren Lasten
hinter dem Gedicht.
Das Schnorren kratzt an seiner Ehre
und wird zum Komplex,
und dabei dann nicht auszurasten
ist ja nur ein Klecks !
Die blöde Dichterei,
beschrieben
mit der Nummer Sieben:
Vitaminkur.
Heut morgen bin ich aufgewacht
und wollte etwas schreiben,
um mir zu zeigen,
dass ich es seit Gestern nicht verlernt.
Doch alle Müh hat nichts gebracht,
es sollte dabei bleiben...
dass letztlich sich nichts reimen wollte !
Alles platzte aus der Form,
die Worte wollten sich nicht fügen...
der Inhalt... solch ein Wirrwarr, wie er
nur in meinem Kopf
entstehen kann.
Ach Mann !
Dann hab ich etwas Obst entkernt,
da ich ja auch was essen sollte,
danach, die Steigerung... enorm !
Mit Vitaminen neu geschrieben,
stand plötzlich ein Gedicht da, lieber
Himmel, das ist so gut, dass ich sicher nie mehr wieder eins wie dieses
schreiben kann.
Drum fang ich morgen wieder ganz von vorne an.
Die blöde Dichterei...
Erst mit der Acht ist sie vollbracht...
Ankunft.
Ich hab’s mir anders überlegt.
Das ist des Dichters gutes Recht !
Worüber ich auch schreiben möcht’,
darüber will ich schreiben.
Vom Dichten hab ich nun genug.
Ich lös mich jetzt vom Selbstbezug
und werd ein anderes Thema wählen,
um dabei zu bleiben.
Was immer mich ab heut erregt:
Ob es nun gut sei oder schlecht,
es kommt mir recht. Ich stell’s in Licht.
Und alle dürfen’s wissen:
Ein Mann wie ich tut, was er liebt,
auch wenn es viele andere gibt,
die gleichfalls sich mit Dichtung quälen...
obwohl sie’s gar nicht müssen.
Rupert 1.4.2011
Gedichteinflation
Wenn so etwas passiert
passiert es unvorhergesehen
dann läuft es wie geschmiert
doch man misstraut gern dem Geschehen
als Dichter hat man Angst
dass es nun ewig weiter geht
doch dann wohl irgendwann
auf Kosten der KwaQualität
Oder der Faden reißt
wenn dann der Gipfel ward erklommen
man saugt ihn aus, den Geist
und dann wird wirklich nichts mehr kommen
der Schreibfluss, er versiegt
durch die Gedichteinflation
geduldig wartend liegt
der Wahnsinn an der Endstation
So sind wir Dichter halt
man kann sich nicht für uns verbürgen
wir wenden nie Gewalt
an, um Ideen abzuwürgen
wir schlagen lieber zu
verbal und voller Frustration
das treibt uns immerzu
hinein in die Isolation
Bis wir dem Leben dort
nur noch als Vorstellung begegnen
uns selber immerfort
mit unsren Einbildungen segnen
sie stehn dann als Gedicht
vielleicht hier irgendwo im Netz
doch findet man dann nicht
was dieses scheidet vom Geschwätz
Ich würd ja gern storniern
sollt' sich das irgendwann auch lohnen
statt selbst mich zu blamiern
mit so Gedichteinflationen
man wird dahingerafft
davon meist ehe es gelingt
dass eins davon es schafft
und es bis zur Berühmtheit bringt!
Rupert am 28.07. (während der Gedichteinflation des Jahres) 2023.
Fassungslos
( Eine Selbstvernichtung in fünf Strophen )
I Der Desinteressierte
Bevor es irgendjemand anders sagt
und es so meint
sag ich es selbst ganz frank und frei
Ich dichte nicht
hab nicht studiert und nicht gestiert nach
dem, was passt in unsere Zeit
hab nur geliebt
und möchte glauben dass es
Liebe sei
noch immer
vom Dichten höchstens Ahnung
aus Gefühl... Wachheit vielleicht, doch aber
keinen Schimmer
und entsetzlich ist, ich weiß, mein
schieres Desinteresse
zu nennen jedenfalls, denn
kann ich’s lieben, ob zufrieden
oder nicht, wird’s mir genügen
als Gedicht
dies sei erwähnt, doch zu viel Wirbel
ist’s nicht wert, falls es dich schert:
ich dichte nicht !
II Talent Frei
Bevor es irgendjemand anders schreibt
gleich ob er’s meint
schreib ich’s doch lieber selbst ins Reine
weil ich’s so meine, jedenfalls
solang’s mich gibt und ich es kann
sei es gesagt so wie getan ich dichte nicht !
Fussligen Mündern, trägen Hirnen
meinen Schreibfluss, Worte leihen
käm’ mir vor wie ein Verbrechen
wie sollt’ ich mir das verzeihen ?
als Verbrecher, das ist wahr, würde ich dichten
doch mitnichten könnt ich auch
nur einen Preis entgegen nehmen
ohne mich zu schämen
jedoch
ich würde dichten,
überlassen kann ich’s jenen
denen Scham aus mir sehr gut
bekannten Gründen nur im Wege steht
mir stünden diese roten Flecken im Gesicht
im Leben nicht
und um sie zu verbergen fehlt mir das Talent
stattdessen
ist mein blitzblankes Gewissen
mir tatsächlich angemessen
und um meinen Stolz pro forma doch
zu retten nenn' ich’s bei mir so:
Talent – frei aber nicht abwesend
gleich der Anerkennung jener
die es wissen ob zufrieden oder nicht
ich weiß es selbst, ich lüge nicht
und wenn’s ( doch ) so scheint, dann schieb' es eben
auf des Schreibers’ wirren Geist
nichts anderes ist, was zu dir spricht:
Ich dichte nicht !!
III Zwiebelschälen
Bevor es irgendjemand anders wagt
und sich verspricht
kleid' ich es selbst maßvoll in Worte
wähle Anzahl und auch Sorte
doch ich dichte nicht
benutze nur und forme
Du kannst lesen ich kann schreiben
musst du weinen, dann erkennst Du s ist
wie Zwiebelschälen, was ich tu
dir setz' ich's vor weil ich’s nicht esse
und was geschaffen ist vergesse
so wie ich lerne, nur um später
zu vergessen, denn verlassen können
ist die allerhöchste Meisterschaft für den,
der schafft, die hab ich mir sehr mühsam selber
angeeignet, das hat mir keiner
beigebracht und lernen musst ich’s doch
so einsam ist der Künstler nur für den Genuss
wie gut, dass ich nicht auch noch
dichten muss, ich fürchte fast, dann wär'
für mich mit allem Schluss
dem, was ich wichtig glaube
und geseh'n mit eig'nem Auge inhaliere
um zu warten, bis die Sprache mir gefallen will
und mich die Worte finden
die dann mir alleine flüstern:
„Das ist ein Gedicht !“ und ich’s glauben kann
auch wenn ich es negiere
ich behalt' es gern für mich, wichtig ist nur
dass ICH es nicht verliere, bin eben Egoist
und stell mir einen Freibrief aus
mach du nur was du willst daraus. Ich fühle und
es grämt mich nicht – ich dichte nicht !!!
IV Fassungslos
Bevor es irgendjemand anders tut
und mich enttäuscht
stell ich mich selbst der bangen Frage
ob die Zeit, in der ich lebe irgendwann
die meine ist, ja, wenigstens so werden kann
nachdem sie mich das Leben kostet
ob es eine Ankunft gibt
in dieser Welt für eben jene, die die meine
ich mit Recht so nennen kann...
das wär' die Zeit, in der, wer schreibt wie ich,
sich Dichter nennen kann, glücklicher Mann,
glückliche Frau, ich warte nicht, ich weiß genau
Gebildete und Kenner
sie finden keinen Nenner, der dem meinen
so entgegenkommt, dass ich’s mit Recht erwarten
dürfte, was für mich Gerechtigkeit !
S ist eben doch nicht meine Zeit.
Unvoreingenommenheit ?
Ein Idiom, das gegenwärtig gar nicht passt,
anmaßend fast, sie zu verlangen,
es wär' zu schön, um wahr zu sein –
dies Recht gilt nur für andere Welten,
mögen sie auf unsere treffen, irgendwann...
so fern sie liegen, nenn' es eine Ewigkeit. –
Die such ich wohl, denn ewig ist mir hier
der flücht’ge Augenblick, schau ich nach vorn
oder zurück komm ich ins Klagen
schwer im Magen dann liegt mir des Künstlers’ Pech
das mich gewiss nicht trifft als ersten
ich werd' auch nicht der letzte sein
wär' ich gemein ich könnt mich daran trösten...
nein, fassungslos, das bleibe ich weil ich das bin,
nicht weil es so geschrieben stünde, s ist kein Gedicht,
denn glaub es mir, ich dichte nicht, ich wollt
es zwar, doch es gebricht mir an Talent
solang die Zeit nicht passt, bast
-a.
Mir ist klar, ganz ohne Ironie fehlt mir
die Poesie und jede andre Zeit verdient sie nicht
wie mit ihr ich solang ich nicht in meiner lebe
und sie zurecht so nennen kann:
MEINE Zeit. Was kann denn die, in der ich bin,
zu meiner machen ? Vielleicht, dass ich ein Ende finde
während ich mich in Gedanken und
mit ihnen winde – wie
eine Schraube, die sich endlos dreht,
nie in ein Gewinde geht, weil keins sich findet,
vielleicht gar fast unsichtbar im freien Raum
von Edison erdachtes Licht
doch ohne Strom – ich dichte nicht !!!!
V Räuber jeder Illusion
Bevor es irgendjemand anders will
und daran scheitert
mach ich es selbst und bleib gesund dabei
ich dichte nicht, ich spinne
und ich spinne gut – bevor es jemand anders tut !
Du liest dies hier ? Du armer Tropf, dann
folgst du mir und tust’s mir gleich
und bleibst wohl arm... man wird nicht reich
man ist es nur im Inneren und ist allein
lass dich nicht um den Finger wickeln
Gesellschaft – sie will ehrlich doch erworben werden
oder liebevoll geschenkt, wer mit mir denkt
der teilt auch meine Einsamkeit
und wird von mir verlassen bleiben
so ist’s mit mir, ich lehn' es ab
dein Ja oder das eines Anderen
mir zu erschleichen, wie ein eitler Heiratsschwindler
kunstvoll, geistreich, listig und doch nur ein Opfer suchend
da, wo er ganz sicher fündig wird.
Ach so, auch du bist einsam hier, verkannt, gebannt,
fühlst dich verstanden ? Trau mir nicht,
verbiete dir so wie ich mir Zustimmung als Indiz
zu finden in Gedanken eines Anderen !
Dann gehören wir zusammen
fassungslos und frei, denn dies allein sei
mein Talent im Hier und Jetzt, und fehlt es mir
dann ist es wahr und mir die schlimmste Wirklichkeit
dann bin ich wirklich nicht so weit wie ich gern wäre
alles was ich tue hieße Flucht... oh nein,
ich dichte nicht, kein Widerwort aus meiner Feder
und kein Spott aus hohlem Bauch
dann wirst auch du zwischen den Zeilen
nichts mehr finden,
brauchst dich nicht schinden und
nicht denken, solltest aber glauben, dass
nur Eines stimmt
auch wenn sich hier ein Dichter selbst
den Titel nimmt
ein Räuber jeder Illusion
damit die Wahrheit übrig bleibt
du kennst ihn schon
denn das bin ich
zum letzten Mal dicht ich dir das:
ich dichte nicht !!!!!
Rupert 3.6.2006
Wenn Gedichte sprechen
Nie gesagt
weil immer nur vermutet
dass die Worte doch nicht reichen
und geglaubt
dass man es niemals recht versteht
bis doch jemand kam
und Worte fand
fast wie um eine Schuld Dir zu begleichen
und Du siehst
wem es gelingt, der ist Poet.
Lass Gedichte sprechen
wo das eigne Wort daneben greift
gib getrost die Kron' des Könners
dem, der ihrer wert ist
ohne Neid
und spreche nie dem Menschen ab
was doch ihm möglich ist.
Es bleibt dennoch vieles ungesagt,
genug, um das Geheimnis
nie ganz zu entschleiern.
Fortdauernd
wird Kunst als Zierrat angesehen
und des Künstlers Arbeit falsch gemessen
am Verdienst,
ohne dass sein Dienst sich zeigt.
Aber Wirksamkeit ist da
auch im Abseits,
ein Wort wie Brot bleibt unvergessen
dem, der isst,
den höchsten Dingen zugeneigt.
Öffne Deine Augen
seh', wie in der Stille dennoch reift,
was, wenn die Zeit gekommen ist,
nur des Meisters Hände, mutig
und bereit,
sich pflücken aus des Lebens Meer
in dem Du Schwimmerin bist.
Welche Freude, wenn er's doch versteht,
den Kern herauszuschälen,
dieses Meer zu feiern !
29/12/04 Rupert für Wiebke
Der Virtuose*
Kann keinen größeren Dichter geben
für den Wortjongleur
als jenen
bei dem Form den Rahmen gibt
ohne ihn
mit Inhalt zu belasten
und bei dem der Inhalt
von den Rändern bis zur Mitte
vom Anfang bis zum Ende –
virtuos die Pinselstriche,
mit dem Kern herausgehoben –
ein Gemälde
nur aus Worten
ist
das allein sich durch Betrachtung Dir
erschließt.
Ging’s darum
Dieser Größte sein
oder ihn übertreffen
müsstest Du
es lassen
jedenfalls sobald Du
Rilke
liest.
Als Wortjongleur
bin ich
vielleicht ein Meister
jedoch nicht aller Klassen
und kann dafür nur
dankbar
sein
dass ich auch schreiben darf
ist doch der Größte
lange hier gewesen –
Immerhin kann ich ihn lesen !
Rupert 13.3.2011
Das Thema
Das Thema das Thema das Thema
es macht mich verrückt
ach bräucht' ich doch keins und das
Poem wär' mir längst geglückt
Kein Thema... kein Thema ? „Kein Thema“
heisst doch „kein Problem“ !
Wieso dann ist's meins, wird
beim Dichten so unangenehm ?
Ich würd' ja gern schreiben
ich weiß, dass ich's immer noch kann
doch schreib ich drauf los, bleiben
inhaltlich Schwächen und dann
fragt man nach dem Thema
denn das hat man eben vermisst
man braucht's eben doch
auch wenn man es beim Schreiben vergisst
Das Thema das Thema das Thema
es liegt doch so nah
das Leben, die Liebe, nur
jetzt, wo ich's bauch, ist's nicht da
Kein Thema... kein Thema ? „Kein Thema“
heisst „nicht aktuell“ !
Die Blase ...verlangt nach Entleerung
und das besser schnell !
Nur... diese Metapher
sie ist dem Ästheten nicht schön
und auch für den Macher, der
dichtet, scheint sie nicht genehm
doch hätt' ich ein Thema
gefunden, käm's ähnlich heraus
mein Druck, ohne eins,
ist ein and'rer, wie halt' ich den aus ?
Das Thema das Thema das Thema
es macht mich verrückt
ach bräucht' ich doch keins und das
Poem wär' mir längst geglückt
Kein Thema... kein Thema ? „Kein Thema“
heisst doch „kein Problem“ !
Wieso dann ist's meins, wird
beim Dichten so unangenehm ??
Ich wollt' mal wieder...
Ich wollt' mal wieder in die Tiefe gehen
bedeutungsschwanger, wortgewandt
Rhetorikmesser wetzen
und hab dafür die Lyrik ausersehen
da kann man, darf man penetrant
sich selbst ein Denkmal setzen
Ich wollt' mal wieder meisterlich erscheinen
von hohem kulturellen Wert
und unerreichter Klasse
sollt' mein Geschreibsel mich im Geist vereinen
mit Goethe, Schiller... Ernie, Bert...
entheben aus der Masse
Ich wollt' mal wieder Großes, Neues schaffen
vergleichbar dann in etwa nur
mit unserem Planeten
auf den die Leute dann, wie Aliens, starren
die vor mir, klappt's auf diese Tour,
doch niederknie'n und beten
Mir scheint, ich wollt' mal wieder einen Ausgleich
bin damit dann gleich über's Ziel
und hoch hinaus geschossen
nur weil ich eben doch nicht so erfolgreich
bin, wie gewieft und auch subtil
und manchmal gar verdrossen
Mir scheint, ich wollt' mal wieder doch nur klagen
wie ungerecht die Welt doch ist
...mit mir am Marterpfahle
wahrscheinlich wollt' ich nie was and'res sagen
und bleib', wenn man an Gott mich misst,
ein Fall für's Triviale.
beide Texte: Rupi am 01.01.2018
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Wie Gedichte entstehen.
Ein fünfteiliger Anschauungslehrgang für Interessierte
(in drei Akten),
Nachahmung nur auf eigene Gefahr ;-) !
Erster Akt:
Die Introduktion
Mal seh'n
Mal seh'n was heut' passiert
vielleicht passiert was Schönes
vielleicht wird wer frustriert
wie weiland Uli Hoeneß
mit seinem Himmelsschuss
blamabel oder hässlich
und reicht's zum Musenkuss
mach' ich es unvergesslich.
Zweiter Akt:
Die Exkursion
Die Trauben (Trilogie)
i)
Falsche Größe
Sie hängen hoch, die Trauben
doch du willst an sie ran
vielleicht findest du einen
der sie dir pflücken kann
wenn du sie dem dann abnimmst
so sind sie endlich dein
er muss nur etwas größer
und auch freigiebig sein
Da kommt ja schon der Dieter
und der ist groß genug
nur fehlte dir zu diesem
bisher ganz der Bezug
so einer will die Trauben
womöglich ganz für sich
er braucht sie ja nur sehen
und denkt nichtmal an dich
Wie gut, dass der vorbei geht
mal sehn ...wer folgt auf ihn?
Es ist der kleine Rudi
und der schaut diesmal hin
nur kommt der ja von selber
erst Recht nicht an sie ran
du zuckst nur mit den Schultern
und Rudi grinst dich an
Schon über eine Stunde
stehst wartend du herum
und kommst nicht an die Trauben
doch Rudi ist nicht dumm
kommt wieder mit 'ner Leiter
er steigt auf sie herauf
und frisst vor deinen Augen
die ganzen Trauben auf
Was soll nun die Moral sein
von so einer Geschicht' ?
So mancher würd' jetzt sagen
das Warten lohnt sich nicht
vielleicht meinst du, der Dieter
hätt' vielleicht doch geteilt
doch ich sag' dir... die Größe
hat dir den Blick verpeilt.
ii)
Rudi-mental
Zwar rudi-mentär
doch rudi-mental
geseh'n hast du's schwer
weil's ja überall
...so Schlaumeier wie Rudi gibt
und das nicht bloß in deinem Ort
und einen, der's, wie du, versiebt:
Schon wieder sind die Trauben fort !
Grad' war'n sie noch da
doch nun sind sie weg
die Rudis, na klar,
die kümmert's 'nen Dreck
...dass, wo's an Zentimetern fehlt,
nicht jeder an 'ne Leiter denkt,
wer, weil er meint, die Größe zählt,
die Trauben dann dem Klüg'ren schenkt.
iii)
Miesepeter
Du heisst doch gar nicht Peter
heisst nicht mal Petersilie
und schwarz bist du erst Recht nicht
drum sage mir warum
vergisst du nicht die Trauben
die sind doch aufgegessen
doch nein
...ich soll dein Larry sein
denn du...
du miesepeterst rum.
Dritter Akt:
Die Manifestation
Stubenhocker
Daheim allein
Allein daheim
ist auch das Wetter noch so schön
Du machst allein
Dir Deinen Reim
denn Du magst nicht nach draussen geh'n.
Daheim allein
Allein daheim
kein Held doch auch kein Bösewicht
Du gräbst Dich ein
gleich einem Keim
und raus kommt höchstens ein Gedicht.
Daheim allein
Allein daheim
nur so entgehst Du jedem Zoff
und gehst auch kein-
em auf den Leim:
Für's Schreiben gibt’s genügend Stoff.
Für die Nachwelt festgehalten von Rupi
vom 17. bis zum 18.10.2018
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Da auch Liedtexte Dichtungen sind und ich, durch die Beschäftigung mit Heinz Rudolf Kunze, letzthin wieder begann, in meinen Erinnerungen zu kramen, will ich diesen autobiografischen Text, in dem es um ein Lied geht, das - wie beschrieben - auf unrühmliche Weise verloren ging (das muss so ca. 1985/86 gewesen sein!), hier in diese Kategorie dazustellen.
Windmühlen (die in der Schublade verschwanden)
Das glaubt mir keiner
wenn ich es nicht
ganz genau erkläre
man hält es sicher
für erfunden
oder ne Schimäre
jedoch es gab sie
wirklich einmal
ich hab sie geschrieben
mit mir als Don Quijote
denn wie der
konnt' ich mal lieben.
Das glaubt mir keiner
aber es war
eins der schönsten Lieder
weil echt erlitten
und genossen
sowas kommt nie wieder
sobald die harsche
Welt ihn dann doch
spielt: Den Spielverderber
und Dulcinea nicht den
Helden sehn
will im Bewerber.
Darum ist's wohl dem
de Cervantes
letztlich auch gegangen
denn der Sympath ist
ja in seiner
Traumwelt ganz gefangen
Realität ist
unsympathisch
leider war's auch meine
Ich kam nicht aus La
Mancha doch blieb
mit dem Lied alleine.
Was schlimmer wiegt ist
aber für den
Schreiber etwas And'res
er nahm sein Lied um's
vorzustellen
und dadurch verschwand es
sein Partner nämlich
wollte die
Begeisterung nicht teilen
ein echter Fan der
Niederlande
könnt' ja mit mir heulen!
Und so verschwand die
Windanlage
samt den rosa Rädern*
sogleich in seiner
Schrottablage
bei den anderen Federn
die ich in Liedform
lassen musste
was für ein Banause!
Erst viel zu spät
verließ ich den
und fand den Weg nach Hause.
Bestimmt gilt's nicht für
jedes Lied das
ich so sollt' verlieren
weil ich so blöd war
Originale
nicht zu duplizieren
doch tät' ich außer
Schlüpfrigkeiten
heut' noch Deutsches singen
dann sollten grad die
Windmühlen noch
ihm zur Schmach erklingen!
Rupert am 12.06.2023
*genau so hieß der Song: "Rosa Windmühlen".... und als ich ihn fertig hatte, war ich stolz wie Oskar...
er war vielleicht nur was für "Verliebte Jungs", aber dieses Lied von Purple Schulz hatte der "Partner" doch (um einiges mehr als ich!)
gemocht? Wie konnte er dann den Inhalt meines Liedes geradezu angewidert als Schwachsinn abtun??
Nur... wenn er selber nie geliebt hat! Okay... Menschen lieben... es ist nicht leicht. Aber wer Musik machen will,
der sollte zumindest Lieder lieben können... und auch literarische Verweise in ihren Texten erkennen
(und, wie in diesem Falle angebracht gewesen wäre, würdigen können!). Heute bin ich der Überzeugung,
dass er überhaupt keine Lieder liebte, zumindest nicht so, wie ich Lieder lieben kann.
Ist ja nicht mein Verlust. Aber sich nur noch an eins zu erinnern, das man geschrieben hat und wirklich liebte, jedoch nicht (mehr)
zu wissen, wie es geht.... nichtmal mehr den Text zu haben... das ist auch ein - und in diesem Fall MEIN - Verlust.
88
88 bin ich zwar noch nicht
jedoch das 88ste Gedicht
für dieses Jahr ist eben dieses hier.
Das Jahr es ist Zweitausenddreiundzwanzig
ich bin erst 58 doch schon ranzig
verbrauch fürs Dichten nichtmal mehr Papier.
Egal ist 88 sagt der Funker
Der Nazi flüchtet in den Führerbunker
doch um den dort zu heilen ist's zu spät.
Wer weiß dass Charlie Watts dem Jazzen fröhnte
und nicht nur bei Stones am Schlagzeug stöhnte?
Man hör' mal rein in Rocket88!
Die Schnapszahl darf der Dichter auch mal feiern
und er sich selbst, 's ist besser als zu reihern
sobald der Text hier auf der Seite steht...
Im Märzen starb Ryūichi Sakamoto
und 99 ist ein Lied von Toto
das Album Hydra bringt noch mehr Pläsier...
88 bin ich zwar noch nicht
jedoch das 88ste Gedicht
für dieses Jahr war eben dieses hier.
Rupi am 15.07.2023
in memoriam Ryūichi Sakamoto & Charlie Watts, Alexis Korner, Jack Bruce, Ian Stewart...
...und für ALLE, die diesen Text GUT fanden (ernsthaft? Lol!), gibt es nun noch einen Nachschlag:
123
Eins Zwei Drei
der Film ist vorbei
wie dem auch sei:
Du bist so frei
schreibst Zweitausendreiundzwanzig
Geschichte
und Einhundertdreiundzwanzig
...Gedichte
und zwar bis
dann zum vierundzwanzigsten Julei
das letzte von heute heißt...
ach für heute langt's mir wirklich mit dem Reimen!
Rupi – Gedicht #123 für 2023 am 24.07.
in memoriam Billy Wilder!
(für alle, die dieses Gedicht mögen: Dessen Film ist VIEL besser! Lmao... Tipp: Nicht nur der Trailer ist auf Youtube...
solange niemand es runternimmt! Viel Vergnügen... wer's nicht kennt sollte es UNBEDINGT anschauen!)
Ich kann gar nicht...
Ich kann gar nicht
schreiben
zumindest nicht
so viel
wie da immer aus
mir raus will
bei dem was ich
alles fühl
Ich kann gar nicht
wissen
was es dann mit
dir macht
ob's dich frustet ob's
dir wohl tut
ich hab's wirklich
nicht bedacht
Ich kann gar nicht
dichten
ich stammle nur
was aus
dann steht es drauf auf
ner Fläche
und die trägt es
eben... raus
Ich kann gar nicht
denken
ohne dass sich
was staut
irgendwann wird’s sich
ergießen
und die Umwelt
ist versaut
Ich kann gar nicht
schreiben
sammle Wörter
nur an
bis es alle dann
erkennen
dass ich nicht schrei
-ben kann.
Rupi am 15,.08.2023
Soll er doch sehen
Soll er doch sehen, wo er bleibt
der Typ, der da Gedichte schreibt
das wird zum Leben nie genügen
er sollt' sich in sein Schicksal fügen
was mosert er über's System ?
Für uns ist's auch nicht angenehm
doch 's ist das beste, das wir haben
noch bringt das Christkind ja die Gaben
EU-genormt zum Sonderpreis
vom Säugling bis zum Tattergreis
ob frisch vermählt oder geschieden
sind alle außer ihm zufrieden
uns hat der Wohlstand einverleibt
soll er doch sehen, wo er bleibt
Was soll'n wir sein Geschreibsel lesen
als wär' es jemals was gewesen
das im Gedächntnis haften bleibt ?
Ist ihm denn klar für wen er schreibt ?
Der brave Mann aus der Verwaltung
wünscht sich nur gute Unterhaltung
den interessiert kein Psychokram
auch Politik will der nicht ha'm
schon eher 'nen Krimi voller Leichen
aus der illustren Welt der Reichen
die Frau will was mit viel Gefühl
und er weiß selbst nicht, was er will
Soll'n sie doch sehen, wo sie bleiben
die Typen, die Gedichte schreiben
und ständig leiden an der Welt
damit verdient man doch kein Geld
um's dann, wie der, noch zu verrauchen
ne, sowas kann die Welt nicht brauchen
drum kümmert sie sich nicht um ihn
und das wird uns dann nicht verzieh'n
von diesem eitlen Egomanen
der davon träumt, groß abzusahnen
während er sich die Zeit vertreibt
...soll er doch sehen, wo er bleibt.
(Anm. des Autors:)
Ich sehe wirklich
sehe hin
erkenne viel
und nicht zu knapp
und steck' nur im
Schlammassel drin
weil's diesen für mich
gratis gab
mag sein es lag
am einen oder and'ren Weibe
dem's so wie Euch
dann ziemlich schnurz war
wo ich bleibe
doch wo ich wirklich
bleiben möcht'
ist eine
andere Geschicht'
ich leb' und lern'
und geh' auch gern
jedoch zum Teufel
will ich nicht
genauso wenig
möchte ich im Dreck verenden
drum bitte ich trotz alledem
um Eure
Spenden DONATIONS Donations SPENDEN
Rupert am 02.11.2018
___________________________________________________________________________________________________
Das Geschriebene
Das Geschriebene
reicht zwar aus
damit man dir
'nen Strick draus dreht
und damit auch
als Hauptbeweis
dass man den Schreiber
missversteht
doch der Liebende
müht er sich
auch redlich um
der Worte Sinn
er lernt dabei
sie werden alt
die Illusionen
gehn dahin
Das Geschriebene
hängt ihm nach
die Relevanz
die Qualität
er wundert sich
wieso die Welt
sich unbeeindruckt
weiterdreht
ausgebliebene
Resonanz
so nennt er das
und meint Applaus
die Arbeit hat
er zwar getan
zum Leben reicht's dann
doch nicht aus.
Rupert am 30.04.2019
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(Nicht) So nett
Ob ich so nett bin ein Sonett zu schreiben ?
Na da muss ich doch erstmal überlegen !
Sonette kommen mir nicht grad entgegen...
ich sollt' doch besser bei was Andrem bleiben !
Ach was, Du zweifelst dran, dass ich es könnte ?
Na hör mal, ich bin schließlich trotzdem Dichter
denn wär' ich Koch, dann hieß' ich eher Lichter
wie Horst, der manchen Gaumen schon verwöhnte !
Doch, wirklich, das Barocke ist veraltet
so scheint es mir zumindest, wenn ich schreibe
drum find' ich besser meine eignen Formen.
Modern ist's, wenn man's auch modern gestaltet
die Erde ist nun auch mal keine Scheibe
ich flieh' doch lieber solchen alten Normen !
Rupi am 10.07.2019 in Memoriam Hartmut Köcher
Nicht gerade von Belang
Nicht gerade von Belang
nicht sehr kurz doch auch nicht lang
nicht besonders originell
es entfuhr ihm ziemlich schnell
kam ihm wohl bei was dazwischen
oder ganz am Ende noch
um's als Fortsatz aufzutischen
der bereits nach Moder roch
Auch die Reime, also ne
langsam tut es wirklich weh
strengt er sich denn nicht mehr an ?
Merkt's nicht, dass das jeder kann ?
Hat der nur die mittl're Reife ?
Dafür braucht's kein Abitur
Schmeckt genau wie Billigseife
warum ist der Dichter nur ?
Jamben, Trochus, Theorie...
interessier'n den sicher nie
tut nur immer so gescheit
ist zum Placken nicht bereit
Langsam sollt's ihm jemand sagen
sowas schreibt kein Dichter nicht
wie kann er's denn trotzdem wagen
wenn's ihm an Talent gebricht ?
Gut, so raisoniert er nun:
Ich sollt' wohl was And'res tun
bringt wahrscheinlich viel mehr Glück
und mich zur Vernunft zurück
hat nicht Jesus schon gepredigt
über echter Perlen Wert ?
Mit der Sau hat sich's erledigt
deshalb hat sie aufbegehrt !
Rupi am 10.07.2019
Ziseliert
Ach Du lieber Himmel
es heisst "ziseliert" !
Ziseliert heisst's, lieber Mann
fang' bloß nicht zu schlampern an
mit der Sprache
die doch Dein Metier sein soll
also wer das liest. der findet's auch nicht toll
wenn Du statt dem "ziseliert"
reklamüserst, bis mich friert
es heisst NICHT "ziselisiert" !
Was Dein Hirn da so gebiert
hat mit Teutsch toch nix zu tun
lern's zuerst, dann schreib' "Was nun ?"
Tja, da dachte ich doch, stets am Ziselieren
ich bräucht' mich so beim Verkünstlen nicht schenieren
aber jetzt
jetzt weiß ich's ein für alle Mal
und werd mich ziselisierend nicht blamieren
denn...
es heisst nur: "Ziseliert" !
Hab's ja grade noch kapiert
möcht' mich deshalb auch beeilen
es hier allen mitzuteilen
dass ich auch mit 54
zwar nicht folgsam und vernünftig
aber dennoch g'scheiter wurd.
"Ziseliert" ?
Das klingt absurd...
dieses "is", das ihm nun fehlt
wird mich lebenslang verfolgen
wer für fehlerfrei sich hält
fällt ja stets aus allen Wolgen
oder Wolga oder Donau
denn wer weiß es schon genau ?
Blöde Sprache, also wirklich
noch sensibler als 'ne Frau
und wahrscheinlich ziselier' ich
auch ganz ohne's "is" zu viel
weil ich immer noch dran glaube
dass ich tun kann, was ich will
und das heisst:
Wenn's wirklich eng wird
darf ich auch mal was verzieren
und kann frei und fröhlich wieder
irgendwas ziselisieren !
Rupi am 10.07.2019 für Divo, mit herzlichem Dank für den Hinweis :D !
(Doch) So nett
Ach was, ich pfeif' jetzt doch mal auf die Mode
ich bin so nett, und zwar weil ich so frei bin
wir Dichter stell'n ja sowieso den Brei hin
wieso dann nicht auch her noch vor dem Tode ?
Danach wird's etwas schwierig zu beweisen
dass man zu sowas ebenso befähigt
wie Shakespeare, Goethe... seine Pflicht erledigt
nur so wird auch die Nachwelt einen preisen !
Ich werd' also für heute mal so nett sein
und morgen wieder grantig ...wie's mir zusteht
sonst könnt' ich ja die Leserschaft verwöhnen !
Und fällt mir morgen doch noch ein Sonett ein
dann tu' ich's flugs da hin, wo auch mein Müll geht
würd' mich womöglich ja noch dran gewöhnen !
Rupi am 10.07.2019 in Memoriam Hartmut Köcher
Und nun... zwei seltsame Gedichte,
die ich auch „Sprichwörter 2 & 3“ hätte nennen können,
nur... leider sind beide nicht so gut wie das erste... lol.
Sie verdienen es deshalb auch nicht, mit demselben hier:
zu stehen, weshalb sie nun, warum auch immer, DA sind!
Eine Warnung aus dem Beischlafzettel Ihres Apothekers:
Manchmal muss sowas auch sein,
zur Entkrampfung....
Des Denkers Los
Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm
doch war's auch der
der ward zum Kreuz für's Opferlamm
gezimmert, nicht ein anderer?
Vergiss die Frage... wenn es geht
sonst droht es dir
dass man dir einen Strick draus dreht
am Ende auch noch wegen mir.
(Des Denkers Los sind weit verzweigte Wege
die führen auch durch sündhaftes Gehege
doch um beim Wesentlichen anzukommen
bleibt ihm so mancher Umweg unbenommen.)
Ich geb's ja zu... ich schäm' mich nicht
für was ich denk'
bring's aus dem Stübchen raus ans Licht
und mach's dem Leser zum Geschenk
auch wenn der's nicht gebrauchen kann.
Man glaubt es kaum:
Nicht alle Dinge hängen an
und ab von einem Apfelbaum.
(Des Denkers Hirn ist voller solcher Dinge
die auch nicht schöner sind als Jahresringe
an einem Baum, es runzelt sich die Rinde
auf dass, wer mitdenkt, auch den Apfel finde!)
Rupi am 30.08.2021
Schraube... locker
(Wer dichten will muss denken können
wer zu viel denkt ist nicht ganz dicht
dem Dichter sollt man's auch mal gönnen
wenn's an der Dichtung ihm gebricht
Ja klar ist da 'ne Schraube... locker
sind es manchmal sogar zwei
der losgelöste Stubenhocker
wird dadurch erst richtig frei:)
Wer rastet, der rostet
wer rast ist von Sinnen
vom Raclette nur kostet
wer – anders als ich -
dem Kas' kann geschmacklich
was abgewinnen.
Geschwiegen wird reichlich
geschwätzt um so mehr
der Schatzsucher freilich
der Edelmetall
sich erhofft überall
findet's eher
deflationär.
Die Kuh, die vom Eis ist
wo bringt man die hin?
Gar dort hin, wo's heiß ist?
Hast du einen Knall?
Zurück in den Stall
macht mehr Sinn.
Der Tag ist vorüber
das Tagwerk getan
die Logik hinüber
dort liegen geblieben
wo's ward aufgeschrieben
was sie mich sodann
auch mal kann.
Rupi am 30.08.2021
Unter Dichtern (nicht Geiern!)
Wo is er? Wo bleibt er?
Was trinkt... woran schreibt er?
Was rückt er heut' raus
für die Dienste, die Nerven?
Wird er wieder mit
Uraltfrust um sich werfen?
Sie sind halt' ne Plage...
die Zuschussverlage...
Geht's heut nur um's Tippen?
Um Anthologien?
Werd ich vom Entziffern
nen Augenkrampf kriegen?
Wenn's mir nicht gefällt
soll ich diesmal dann schweigen?
Muss ich ihm fürs Internet
wieder was zeigen?
Da kommt er... mit Pfandflaschen
in beiden Taschen
die nimmt kein Discounter
's dürft' nicht überraschen
denn ein Mal die Woche
muss er ja was kaufen
doch wo will er hingehn?
Will er etwa laufen?
Na gut... dann geht’s eben
im Fußmarsch durch's Städtle
ich krieg langsam Hunger
daheim hab ich Flädle
dazu Fertigbrühe
und's wird schon bald Sieben
Wär ich nicht doch
besser zu Hause geblieben?
Na dann vielen Dank
für den Wochenendeinkauf
heut ganz ohne Arbeit
dafür ohne Einlauf
Es geht doch nichts über
die lieben Kollegen
die einen mit Stoff für
Gedichte verpflegen!
Rupi am 22.07.2023
Ich schreibe
Die Muttersprache
wird bevorzugt
gelesen
im Vaterland
von einheimischen
Wesen
und von den Müttern leider
oft doch nicht
verstanden
doch eine
Sohnsprache
ist ja nicht vorhanden...
Drum schreib ich's ab
und dann schreib'
ich es neu
schreib's Anderen zu
sofern ich was
bereu'
manchmal schreib'
ich mir was hin
-ter die Ohren
dort geht’s dann für
meine Augen
verloren.
Aber ich schreibe
und ich schreibe
immerzu
ich schreibe mir
schreibe Dir
schreibe Du
ich schreibe Ich
schreibe uns
schreibe Wir
Du wirst seh'n
ich schreib' ne Eins
und Du bleibst hier.
Ich schreibe auf
doch nicht mehr oft
auf Papier
Ich schreib' es aus
ganz ein
-genommen von mir
Ich schreibe ein
Gedicht, vielleicht
auch ein Buch
Ich schreib's ins Rein-
e, wünsche kein-
en Besuch.
Ich schreibe klein
und auch groß
nach Bedarf
manchmal wird’s mild
manchmal spitz
oftmals scharf
schrieb' gar in
Schönschrift schon
Unschönes auf
Ich schrieb' Geschichte
aber pfeif' nun
darauf.
Ich schreibe fort
und ich schreib' es
doch hin
Schreib' es für Dich
macht's für Dich auch gar
keinen Sinn
Ich über-unter-
schreibe auch
Dokumente
und grade rote
Zahlen für
meine Rente.
Ich kann das Schreiben
halt einfach nicht
lassen
würd' für Dich
sogar Hymnen
verfassen
auch Einkaufszettel
solltest Du welche
brauchen
kann die von gestern
dann beim Schreiben
verrauchen.
Ich schreibe alles
denn durch Dich ist's
Poesie
Nur eine Rechnung
die schreibe ich
Dir nie.
Rupi am 10.06.2023
Boykott
Ich boykottiere mich
denn ich geniere mich
was mir da so entwich
's ist einfach widerlich
wie Du das lesen kannst
und noch genesen kannst
dann Deinen Namen tanzt
spricht wirklich gegen Dich
Wo kommt der Frohsinn her?
Ich tanz schon lang nicht mehr
und ist die Birne leer
fällt auch das Denken schwer
dann fällt der Dichter um
bis ins Delirium
da hilft kein Tonikum
da hilft nur Gegenwehr
Probier's mal mit Boykott
Vergiss den ganzen Schrott
sonst gehst auch Du bankrott
such nach 'nem alten Schott
und dann... studier Latein
da bleibst Du auch allein
doch meine Litanei'n
führn nicht zum lieben Gott
Sie führn ins Niemandsland
in dem ich längst verschwand
dort bleibt man unerkannt
spricht gegen eine Wand
und hörst Du mir noch zu
bist diese Wand ja DU
das ist ja fürchterlich!
Ich? Boykottiere mich!
Rupi am 29.07.2023
Der nächste Text nimmt Bezug auf zwei weitere Gedichte, die am selben Tag entstanden sind,
und die sind hier: Neue ernsthafte Lyrik (ab September 2018) ("Nicht für dich")
sowie hier: Glaube, Hoffnung und... Liebe ("Auf dich kommt's an") zu finden....
deren Titel echt dem Zufall geschuldet waren, aber nicht so bei DIESEM hier ;)
Drei Mal Dich
Pfingstmontag ist's
fast Drei
und ich hab heut'
noch nichts gegessen
doch Gedichte
schrieb ich zwei
und bin nun
echt darauf versessen
noch ein drittes
zu kreieren
ganz egal, worum's dann geht
nur noch eines zählt dabei
ein Wort, das
dann im Titel steht
Denn das erste der
Gedichte
hieß nunmal
„Auf DICH kommt's an“
„Nicht für DICH“ hieß dann
das zweite
und nun kommt ein
drittes dran
...nur zum Spaß
denn drei Mal „DICH“
wär' vor dem Essen noch der Clou
und außerdem nicht halb so cringe
wie dieses Lied
„Tausendmal DU!“.
Rupi am 29.05.2023
(mit einem SORRY an Stefan Zauner & die "Münchner Freiheit"... bitte nicht eng sehen!)
Unermüdlich
Unermüdlich
scheine ich
Gedichte
zu verfassen
Unermüdlich
kommen sie
mir ständig
in den Sinn
Müde bin ich
geh' zur Ruh
und kann's dann
doch nicht lassen
steh' dann wieder
auf und schreib
schon wieder
eines hin.
Unermüdlich
dieses Jahr
ist's wirklich
zum Verzweifeln
Hundertfünfzig
sind es schon
vermutlich
werdn's noch mehr
Müde bin ich
ausgelaugt
gerat' noch
ins Verteufeln
nur damit's sich's
reimt meint nun
auch die Ko
-ala Bär
-in.
Rupi am 04.08.2023
Zum Nachtisch... Vorlagen!
Schmeiß' die Vorlage weg
mach' was Eig'nes draus
oder halt' sie verdeckt
kommst ja ohne sie aus
Leg' ne Vorlage hin
jemand nimmt sie dann
's macht den größten Sinn
wenn's wer verwandeln kann.
Kannst ja alles schon
hast bloß nichts gelernt
doch vom Mikrofon
schon den Ausknopf entfernt
und dann legst du los
alles aus dem Stand
stellst dich selber bloß
vor der Zuhörerwand.
Schmeiß' die Vorlage weg
die ein Andrer schrieb
nimm' das Schreibbesteck
dann mutiere zum Dieb
sack' das Lob dir ein
wo man's nicht durchschaut
's könnt' so einfach sein
wenn man's sich nur traut...
Leg' 'ne Vorlage vor
vielleicht nimmt sie wer
macht daraus sein Tor
geb' am Besten noch mehr
Steck' die Vorlage ein
nimm' sie wie ein Mann
auch Assists sind fein
wenn man behalten kann.
Schmeiß' die Vorlage hin
die der Dieb dir gab
nutz' sie gegen ihn
dann leg' sie irgendwo ab
ja, der traut sich zwar
doch verwandelt nie
das Spiel ist wunderbar
mit etwas Fantasie...
Hol' die Vorlage raus
wenn's zum Nachtisch kommt
teile den Applaus
und servier' sie prompt
als Vollstrecker, der
nicht den Assist vergisst
weil ja kaum ein Treffer
ohne Vorlage ist.
Rupert am 15.01.2024
Abgemildert
Nun wird abgemildert
und ganz neu gefiltert
das Leben bebildert
im eignen Garten gewildert
nicht in der Kombüse
beim jungen Gemüse
obwohl ich's begrüße
ich lieb' schließlich das Süße
Zum Wohle der Kassen
werd' ich nun erblassen
bedien' dann die Massen
die sich einwickeln lassen
werd' ernsthaft erwogen
von Schulpädagogen
ohne Pfeile, nur mit Bogen
werd'n ihre Kids ja erzogen
Das Weiche, das Zarte
ersetzt nun das Harte
und ich, ganz der Smarte
setz' alles auf eine Karte
mit dem Lehrplan zum Ziele
einen Schöngeist ich spiele
so erkennen dann Viele
das ungeheuer Subtile
Von nun ab sind Zoten
mir gänzlich verboten
ohne die Nackten und die Toten
steigen dann hoffentlich die Quoten
beim Fernsehn, beim Wetten
sogar in deutschen Betten
wo statt durch Sex und Zigaretten
sie mit Gedichten sich nun retten
Was muss ich vernehmen?
Ich sollt' mich was schämen
...meine Fans nicht vergrämen
bräucht' mich ja doch nicht bezähmen?
Dann erhört mir die Gebete
und schiebt rüber die Knete
und ich werd', trotz gutem Willen
Euch die Wünsche doch erfüllen!
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Rupi am 16.07.2023
© Rupert Lenz 79110 Freiburg
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