Nein! Ich mach SPASS, auch wenn aus solchem doch, erfahrungsgemäß, immer wieder Ernst wird,
doch mit Nachdruck mache ich darauf aufmerksam, dass dieses nächste Gedicht
NICHT dem Künstler zugeeignet ist, dem diese Unterseiten hier gewidmet sind...
nur weil sie jetzt kommen...
und, in diesem Fall, für mich auch tatsächlich die besten sind...
das ist sowas von wurscht, das könnte wurschter nicht sein,
weil es eben NICHT um „absolute Wahrheiten“ geht,
höchstens um persönliche,
und diese können nunmal auch Irrtümer (gewesen) sein,
hauptsache, man blieb dabei trotzdem ehrlich...
es wird ihm ja vorgeworfen, dass er selbst in der Autobiografie
„zu distanziert“ geblieben wäre,
zu wenig von sich selber
und seinen Gefühlen
erzählt hätte,
und ich muss sagen...
ich kann das überhaupt nicht unterschreiben,
nicht nur WAS er in „Werdegang“ erzählt,
sondern auch WIE er es tut,
ist fast schon ein ZU VIEL an Seelenstriptease
nicht nur für ihn, sondern auch für mich als Leser/Hörer,
nein, was die Leute in Wahrheit wollen,
die sich hier tatsächlich beschweren,
sind WERTUNGEN,
nicht Gefühle,
mehr Selbstbewertungen des Künstlers
und mehr Stoff, über den SIE richten können,
und dafür sollten Autobiografien in Wahrheit
gar nicht da sein,
denn sonst macht man sich dabei auch selber zum Richter...
und zwar nicht nur über sich selbst,
sondern erst Recht über die anderen Menschen,
die es bei Biografien nunmal so an sich haben,
dass sie zahlreich erscheinen.
„Natürlich habe ich Fehler gemacht,
ich weiß nur bis heute nicht, welche“...
statt sich über einen solchen Satz zu mockieren,
mit dem das Thema Ehescheidung erschreckenderweise
abgehandelt wird, sollte man sich doch darüber freuen,
dass der Plauderei aus dem Nähkästchen
ein Ende gesetzt wird,
ehe sie beginnt, für Andere richtig verletzend zu werden,
denn hier zeigt sich doch der Mensch in all seiner Schwäche,
und nur, wer ihm nicht glaubt, kann es nicht erkennen...
dass er damit ganz deutlich sagt,
woran es lag...
nämlich daran, dass Kommunikation
zwischen zwei Menschen,
die sich einmal näher waren als nie jemand sonst,
irgendwann überhaupt nicht mehr stattfand...
und dieser Zustand leider festgeschrieben ist.
Dass es Dinge gibt, die man alleine überhaupt nicht zu begreifen
im Stande ist, auch wenn einem das Attribut „verkopft“ anhängt
wie kaum jemandem sonst,
aber dass man sich dennoch selber auswählen will,
von WEM man Hilfe in Anspruch nimmt,
ja, in diesem Fall:
Von WEM man sich richten lässt.
Für alle, die richten WOLLEN, hat man eben etwas gesagt,
das automatisch zu einem ungünstigen Urteil führt,
und damit sollte die Sache auch erledigt sein.
Ich finde das im positiven Sinne bemerkenswert!
Langeweile? Keine einzige Sekunde.
Gefühle? Hach, ich wünschte, seine ganze Discografie
wäre so erschöpfend voll mit ihnen.
Aber nun kommen sie... die Lieder, die bei mir am meisten davon auslösen.
Und damit kommen auch die Titelgeber meines Gedichts,
das wirklich NUR des Titels wegen nun darüber steht.
Und, klar, weil er es INSPIRIERT hat.
Ich denke nicht, dass er's in den falschen Hals bekommt...
wir sind beide nicht mehr die Jüngsten,
und für jeden von uns ist dieses Thema auf andere Weise schlimm,
und wenn es schlimm wird, hilft manchmal nur noch Selbstironie,
und eigentlich handelt es sich bei meinem Text nur um DAS:
Selbstironie, leicht verfremdet, überspitzt, zum Zwecke der Unterhaltung hergestellt...
ist es GUTE Unterhaltung? Ich denke schon, denn... auch wenn ich zwangsweise
unzufrieden bin mit neuen Texten, nachdem mir einer wie „Glühwörter“ gelungen ist,
bei dem ich mal ausnahmsweise zufrieden war,
so erfüllt er seinen Zweck dann doch bei mir,
zuerst bei mir.... und dann, hoffentlich, auch bei ANDEREN.
Und wer jemals, wieso auch immer, das Gefühl hatte, verfolgt zu werden...
flüchten zu müssen... aber zumindest in Deckung gehen... vor IHNEN...
der weiß, wovon ich spreche, wenn ich sie zur Sprache bringe:
Die frühen Jahre
Die frühen Jahre
sind die besten
da war man jung
da war man flott
begann, den Alten
schon zu mästen
der heute stöhnt
kurz vorm Bankrott
Der spricht nun keifend
von Erfahrung
die's besser könnt'
als je zuvor
doch besser war es
mit Behaarung
noch auf dem Kopf
nicht aus dem Ohr
Die frühen Jahre
sind die besten
vergeblich bleibt
die Steigerung
der Social Club
im alten Westen
bringt sich noch vor
dem Durchbruch um
Hier wird’s kein Buena
Vista geben
hier gibt’s nur Hits
und Nostalgie
und eigentlich gab's
niemals Leben
lernst du's nicht jetzt
dann lernst du's nie
Die Rolling Stones
sie ganz alleine
sie zeigen uns
Unsterblichkeit
und rollen weiter
sind halt Steine
der Rest bleibt
pure Grausamkeit
Die frühen Jahre
nur sie regieren
die späteren
nimmt man in Kauf
wie Rückenschmerzen
saure Nieren
Hüftsteifheit
beim Seniorenlauf
Du warst ein Swinger
und musstest singen
er fraß dich auf
der Rock'n'Roll
kannst nicht mehr shouten
solltest swingen
hast davor
längst die Hosen voll
Noch ein Gesangscoach
der Teleprompter
Phil Collins lacht
hat's hinter sich
das Public Viewing
geh, sonst kommt er
gar nochmal und
beerdigt dich
Die frühen Jahre
darf ich's denn sagen?
Sind Gegenwart
und immer da
um mit Beschämung
dich zu jagen
noch nie kamst
du dir selbst so nah!
Die frühen Jahre
sind die besten
da war man jung
da war man flott
nun lebt man lang schon
von den Resten
und träumt vom
Fahrstuhl zum Schaffott.
Rupi am 18.06.2023
und nun... spät aber doch... kommen wir zu meinem persönlichen Lieblingslied des Künstlers... wie nannte er die Platte? Mutlos? Hm... es war damals die erste von ihm, die ich haben MUSSTE (und der 7. Juli Vormittags fehlt nur aus Platzgründen hier...)!Tja... statt für den 7. Juli hab ich mich für dieses beschwingte, positive Liedchen (man beachte das Ende!) entschieden......sowie für meine zwei allerersten Lieblingslieder der Platte (was bedeutet, dass für die ersten beiden Alben auch noch ein klein wenig Platz bleibt.. für's Allerallernötigste. Ein paar Sachen gab's ja schon in Live-Versionen!). Der Künstler selbst ist, rückblickend, nicht stolz auf sie. "Sie hatten einmal ihre Berechtigung" sagt er, seine geradezu vernichtende Selbstkritik halbherzig abmildernd. Womit wir bei den unterschiedlichen Prioritäten sind, die wir Künstler bezüglich unserer Arbeit haben. Aber Heinz Rudolf... es sind doch auch bloß Lieder! Und außerdem sehr schöne, runde. Wäre ich so dogmatisch wie Du.... ich könnte jetzt, mit MEINEN Prioritäten als Maßstab, wunderbare Verrisse schreiben für,. zB, „Gute Unterhaltung“ und, vor ALLEM, „Macht Musik“... alleine wegen der sehr schönen, runden Lieder, die ich dort mehrheitlich vermisse... oder ein Klagelied darüber anstimmen, dass die überwunden geglaubte Verkopftheit ab „Einer für Alle“ nun leider auch zunehmend den Heiner Lürig infizieren sollte, was dafür sorgte, dass die Erfolgskurve wieder nach UNTEN ging... aber wieso sollte ich? Jeder hat eben seine Prioritäten... und das ist gut so. Außerdem sind es eben doch alles bloß Lieder... absolute Wahrheiten brauchen sie nicht transportieren, da sind wir uns hoffentlich einig!
Nun kommen zwei Balladen, die beiden ersten Lieder, die ich von Heinz Rudolf kannte und mochte, und dann (wenn hinhaut) noch ein sehr wichtiges Lied für ihn... denn es ergab einen Preis! Auch deshalb hab ich mich dafür (statt den 7. Juli) entschieden... that's IT!
Hinterlassene Spuren
Die Mutter mocht' ihn nicht
den großen Hit
der Mann vom Radio
kam bei manchem Text
nicht so ganz mit
der von der Plattenfirma
nannte ihn
„ein großes Kind“
ich wusste nur, dass seine
Lieder etwas anders sind
sein Image wollte mir
erst gar nicht passen
der Anzug und der Schlips
war'n wie gemacht, um
ihn zu hassen
und etwas eklig
ist's beim Hör'n
tatsächlich auch gewesen
nur spießig? Nein,
das war er nicht.
Und auch nicht wie die
anderen Bösen
die sein Anblick triggerte
aus der Erinnerung
viel zu viel Verstand
auch ehrliche Erschütterung
angesichts der eignen Existenz
Trotz und Angst und Wut
als Konsequenz
vielleicht warn's die selben Dinge
die ich nicht zu handeln wusste
als die Single von „Mit Leib und Seele“
dann dran glauben musste
ein Geschenk – zurückgekommen
viel zu viel in Kauf genommen
wunder Kopf vom Mauerlauf
hört doch nie zu denken auf
bis er es begriffen hat
was, warum, wieso sie's tat
abgehakt nach vielen Jahren
die mir Tort und Lehrgeld waren
gut vernarbt inzwischen
all die Wunden
der Verstand allein
half beim Gesunden
auch die Trennung
von dem Egomanen
der im Dreck sich sonnte
und eins meiner Lieblingslieder
überhaupt nicht
leiden konnte
auch wenn auf dem Album wirklich
keins war
das so zeitlos blieb
wie „Madagaskar“
ne... Heinz Rudolf
er hat keine Schuld daran
dass als Soundtrack
auch zu meinem
Größenwahn
der „Kadaverstern“ ertönte
wie ein Fluch
Mensch sein
es heißt mehr sein
als ein Tierversuch.
Rupi für HRK am 11.06.2023