GEHIRNTESTS!?

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1.

 

Vorwort des Seitenchefs Rufus Van Houten:

 

Wer sein oder, soll ja auch vorkommen, ihr Gehirn testen LASSEN will,

der (oder die) muss dann schon irgendwo hin gehen,

wo man es auch haben will und es nicht,

wie zum Beispiel hier auf dieser Seite,

allerhöchstens in der "Geschenkausgabe" landet.

Auf jeden Fall müsste man sich davon trennen,

um solche Tests daran durchführen zu lassen,

denn sonst bleiben die Ergebnisse ja doch immer nur

beschränkt auf den bereits erforschten,

sich gerade in Funktion befindlichen Teil des jeweiligen Gehirns,

und so kommt die Hirnforschung jetzt nicht mehr weiter.

 

Wer aber selbst sein eigenes Gehirn testen will,

in dem er einfach mal seine grauen Zellen aktiviert,

der kann nun trotz der Über-Überschrift dieser Kategorie

weiterlesen:

 

Willkommen im Rätsel-Labyrinth !

 

Wer, so wie ich, gerne Rätsel löst, die richtige Denkaufgaben beinhalten, also...

wo es nicht einfach ausreicht, irgendeine Information abzurufen,

die man irgendwo aufschnappen oder einfach nur auswendig lernen kann,

der ist hier richtig.

Rätsel also, die man alleine durch's Betrachten und Denken löst,

lösen kann, keine Quizveranstaltungen,

bei denen ich zum Beispiel mit meinem „Wissen“ aus dem Musikbereich angebe,

ne, so was interessiert mich höchstens als Mitspieler / Rater,

aber bestimmt nicht aus der Warte eines Machers, der sich etwas ausdenkt,

damit andere Menschen knobeln können und beim Durchschauen

durch's eigene Begreifen lernen, mit ihm zusammen zu denken...

und Leute, so was zu MACHEN, es zu können, herauszufinden, wie es geht...

es ist ein Rätsel für sich.

Ich will ja nicht willkürlich die Gehirne mit Gehirntests überstrapazieren,

auch wenn ich diese Kategorie spasseshalber so getauft habe,

sondern die grauen Zellen tatsächlich anregen,

sonst macht's den Ratern nämlich bestimmt keine Freude.

Und es ist schwer... so schwer hatte ich mir das nicht vorgestellt,

solange ich noch nicht von der Seite des Raters auf die des Rätselmachers hinübergeschaut hatte.

Weil's so schwer ist aber... können hier erst mehr Rätsel dazu kommen,

wenn ich mit ihnen so zufrieden bin,

dass ich eben nicht das Gefühl habe, sie seien ZU schwer zu lösen.

Und nur solche kommen hier her:

Einerseits muss man denken,

und dabei mache ich's dem Leser nicht leicht,

aber dies ist dann eigentlich auch schon die einzige Schwierigkeit,

denn die Lösung... sie muss immer eindeutig und damit beim Denken

eben doch einfach zu erkennen sein.

Ich bin mir sicher, dass die Edith Fischer, die für mich geradezu

eine Göttin der Rätsel ist, dann auch ihre helle Freude dran hätte,

aber eben... diesem Anspruch gerecht zu werden, es ist eine

Wahnsinnsarbeit, ich probiere mich ja erst daran, vielleicht

gebe ich es ja auch wieder auf. Aber „Endgültig“... das ist mir

wirklich gelungen. Und allein schon deswegen muss ich hier

der Edith nochmals Dankeschön sagen, denn ohne sie als Vorbild,

ohne die vielen, vielen Stunden, die ich auf angenehmste Weise

mit ihren Rätseln habe verbringen dürfen, wäre mir das sicher

nie geglückt. Sie „fehlt“ mir... möge es ihr der Himmel danken

mit noch vielen gesunden Jahren im Ruhestand...

 

Euer Rupert.

 

 

Endgültig

 

(Eine kleine große Tragödie, die sich zunächst wie ein Scherz liest,

ja, voller Scherze zu sein scheint, dabei ist nur ein einziger in ihr enthalten

und wer die Geschichte richtig versteht, weil er/sie den Text gelernt hat,

korrekt zu lesen, der kann ihn unschwer identifizieren, diesen Scherz...

und zwar daran, dass er weh tut.

Deshalb ist der Text auch ein Rätsel, aber eines, dessen Lösung

ich nicht preisgebe, damit man durch die Lösung nicht davon abgehalten wird,

den Text auch „falsch lesen“ zu können. Ja, meiner Ansicht nach hat man

am Allermeisten davon, wenn man ihn zunächst überhaupt nicht ernst nimmt,

wenn man es sich erlaubt, ihn gar nicht so verstehen zu müssen, wie er sich

am Ende immer mehr entpuppt, denn dann kann man lernen, ihn „richtig“

und damit vollkommen anders zu lesen, dabei auch komplett zu verstehen

und in eine tiefere Dimension einzudringen, die gar nicht erschließbar ist,

wenn man gleich „alles ernst nimmt“... und so findet man auch den Scherz

am leichtesten, denn es erweist sich dann als eindeutig, dass es einer sein „muss“,

während man vorher beim Rätseln wie durch einen Irrgarten geht.

Deshalb mein Tipp: Einfach erstmal so tun, als wäre es ein Text aus der

Kategorie „Satire“, denn es muss überhaupt nicht falsch sein,

wenn man erstmal etwas falsch versteht, so ist es doch oft im Leben,

und „To live and learn“... dafür sind wir doch alle da, mehr oder weniger.

Betreten Sie also, wenn Sie bereit sind, zusammen mit mir den Irrgarten,

verehrte Damen und Herrn, Leser und Leserinnen, dann können Sie

auch lernen, mit mir zusammen zu denken, und finden am Ende alleine

den Ausgang. Viel Spass dabei, obwohl es sicher nicht immer angenehm ist,

wünscht - Der Autor).

 

„Warum muss oder musste eigentlich alles immer irgendwie endgültig sein ?

Etwa nur, damit wir es irgendwann endgültig abhaken können ?

Sind wir Menschen denn, als endliche Wesen, überhaupt für so etwas bereit,

der von uns immer wieder angestrebten Endgültigkeit in irgendeiner Form gewachsen ?

Diese Fragen beschäftigen mich nun schon, seit ich mit meiner Verlobten

vor circa drei Wochen bei einem Priester war, um mit dem über unsere Hochzeit

zu sprechen. Es schien, zumindest zuvor, alles klar, also irgendwie endgültig,

aber während dieses Gesprächs wurde mir dann schlagartig klar, wie endgültig

so eine Ehe im katholischen Sinne und auch für meine Verlobte tatsächlich gemeint ist,

und dabei wurde mir dann doch ein wenig... unwohl, denn so viele Gedanken

hatte ich mir zuvor gar nicht darüber gemacht.

Und irgendwie muss das auch dem Priester aufgefallen sein,

denn während er mit dem, was mein Schatz so sagte, überwiegend einverstanden schien,

schien er von mir dafür immer wieder eine Bestätigung zu erwarten, obwohl ich

es sehr bald vorzog, den beiden einfach nur zu zuhören, weil ich mir noch keine so endgültige

Meinung gebildet hatte, und mein Schweigen... es gefiel ihm nicht,

er schien eine Unzufriedenheit bei oder in mir wahrzunehmen, dabei wusste ich

noch nicht mal, ob ich denn nun unzufrieden sein soll oder nicht,

es war mir einfach... irgendwie über den Kopf gewachsen, so, als hätte ihr Gespräch

über unsere Ehe wie über die Ehe im Allgemeinen mit mir eigentlich gar nichts zu tun.

Aber so endgültig wollte ich das dann doch noch nicht gewertet haben, ich brauche bei

bestimmten Dingen einfach zumindest Zeit, und wenn man die mir nicht lässt,

dann habe ich eben noch keine endgültige Antwort – aber die soll ich trotzdem geben,

denn es muss eben doch immer irgendwie alles endgültig sein,

und zumindest ich... so als Individuum, mit eigenen Gedanken und Gefühlen,

ich fühle mich dem momentan überhaupt nicht gewachsen, und das sagte ich

meiner Verlobten auch, nachdem die mich, als das Gespräch zu Ende war,

dann furchtbar für meine Zurückhaltung kritisierte.

„Ja liebst Du mich denn gar nicht ?“ fragte sie mich... „sind wir uns denn nicht einig gewesen ?“,

und abgesehen von den Vorwürfen, die sich in diesen, ihren Fragen nun niederschlugen,

erschienen sie mir in ihrer Essenz nun auch viel zu endgültig, um mit einer befriedigenden

Antwort darauf zu reagieren... denn eine solche, so wurde mir bewusst, setzte ja ganz

von selbst eine viel zu große Endgültigkeit vorraus, damit so etwas wie Ruhe oder Frieden hätte eintreten können,

und eigentlich wäre es mir, wenn schon nicht endgültig, so doch

zumindest temporär genau darum gegangen, wenn ich mit einem „doch, natürlich“ darauf geantwortet hätte... um Frieden.

Und das, so können Sie sich sicher sein, hätte ich ja auch getan, aber nur...

vor diesem Beratungsgespräch, hinterher erschien es mir aber plötzlich wie ein Betrug,

denn ich hatte eben die Endgültigkeit der ganzen Sache noch nicht überdacht,

geschweige denn begriffen.

Darf ein Mensch denn nicht mal ratlos sein, ohne dass man ihm gleich eine endgültige

Ablehnung unterstellt ? Oder wollen die anderen Menschen unbedingt belogen werden,

wenn's ihnen gar nicht endgültig genug sein kann ?

Und mir scheint es eben so, dass dann so endgültige Ansprüche, deren Nichterfüllung

zu Unfrieden führt, eigentlich nur existieren und aufgefahren werden, damit man

diese Dinge so schnell wie möglich für sich abhaken kann,

vielleicht sogar, um sie aus der Welt zu schaffen.

Ich brauche aber nunmal manchmal Zeit, auch wenn andere Menschen scheinbar

keine brauchen oder nicht bereit sind, sich selber welche zu geben,

und irgendwie wurde aus der anfänglich bestehenden Harmonie zwischen meiner

Verlobten und mir nur deswegen ein erster ernst zu nehmender Disput,

an den sich leider auch weitere Dispute anschließen sollten,

denn in diesem Punkt waren wir uns nun ganz sicher nicht einig, da unterschieden wir uns

sozusagen enorm voneinander, er war aber vorher ja noch nie ein Thema gewesen,

und irgendwie gab ich unbewusst erstmal diesem Priester Schuld, weil...

es wäre vielleicht gar nicht zum Thema geworden, wenn der sich nicht bei diesem Beratungsgespräch

mit seinen Ansichten über die Ehe irgendwie eingemischt hätte...

und ich nun urplötzlich die Rolle eines Abnickers und Zustimmers hätte spielen sollen,

damit auch weiterhin zwischen meiner Zukünftigen und mir alles in Ordnung bleibt.

Sicher, ich habe dann, via näherer Analyse, schon eingesehen, dass der überhaupt nicht

dran schuld war, dass das Ganze mehr oder weniger nur zufällig passiert ist

und ich nun um eine Erfahrung reicher war, auf die ich lieber verzichtet hätte,

denn seither und in den Augen meiner Liebsten bin nämlich ICH schuld,

aber ich hatte es vorher eben nie so eng gesehen und hätte, um mich mal

auf diese endgültigere Ebene einzulassen, eben zumindest noch etwas Zeit gebraucht.

Ich war eben noch nicht so weit, und das wurde mir seither ständig zum Vorwurf gemacht,

als hätte ich sie irgendwie betrogen oder gar mißbraucht,

und ich kann da versichern, dass ich nichts dergleichen getan habe,

im Gegenteil, ich verstehe überhaupt nicht, wieso ich nun derart unter Druck gesetzt werde,

nur weil alles immer irgendwie endgültig sein muss, mir selbst aber, außer dem Tod,

eigentlich nichts Endgültiges im Leben bekannt ist.

Außerdem war am Anfang unserer Beziehung noch gar nicht von Heirat die Rede gewesen,

das wurde auch erst zum Thema, nachdem wir mal zwei Jahre zusammen waren und

es langsam daran gehen sollte, Nägel mit Köpfen zu machen, statt irgendwie nur kopflos zu nageln,

womit sie zuvor ja auch immer zufrieden gewesen war.

Als sich dann die erste Unzufriedenheit bei ihr ergab, und das war irgendwie ein Einschleichen,

das kam so Stück für Stück in unsere Beziehung hinein und dann eben auch aus ihr heraus,

da dachte ich: „Wieso nicht ? Die anderen Paare machen es ja auch, heiraten,

und mit uns beiden funktioniert es doch, also kann ich auch ihrem Wunsch entsprechen

und ihr mein Ja-Wort geben“, aber welche Konsequenzen das dann noch zusätzlich

nach sich ziehen würde, also ich müsste lügen, wenn ich sagen müsste, ich hätte eine Ahnung gehabt.

Heute ist mir klar, dass ein einfaches „Ja“ da ja viel zu wenig, da zu wenig endgültig

gewesen ist, und dass ich mit einem „oft“ oder einem „zu großen Teilen“ hätte antworten

müssen, als sie mich dann gefragt hat, ob ich sie heiraten würde.

Und da ist sie ja schon zu erkennen, diese Endgültigkeit, denn man kann das ja gar nicht,

man kann niemanden bloß „zu großen Teilen“ heiraten, zumindest das nicht,

während ein „oft“ als Antwort ja bedeuten würde, dass man sich inzwischen immer mal

wieder voneinander scheiden lassen müsste, um dann erneut heiraten zu können,

und so was öfters zu machen, es wäre ja dann doch mit einem viel zu großen Aufwand verbunden.

Über solche Gedanken aber, und das musste ich schmerzhaft feststellen, kann man

mit meiner Verlobten nicht einfach zwanglos philosophieren, die fühlt sich dann immer gleich

beleidigt oder unterstellt mir, dass ich sie nicht ernst nehme, dabei bin doch ich es,

der hier nicht ernst genommen wird, denn diese Gedanken gehen mir gänzlich ohne

bösen Willen und in vollem Ernst durch den Kopf, auch wenn es für Außenstehende

dann absurd erscheint, weil die nämlich auch immer alles so endgültig sehen und haben wollen.

Zum Beispiel ihre Eltern... man müsste sich schon in mich hineinversetzen können,

um zu verstehen, wie überraschend für mich deren Ablehnung meiner Person kam,

von einem Tag auf den anderen war ich in denen ihren Augen plötzlich nicht mehr gut

oder gut genug für die Tochter, und seither erwartete die von mir, dass ich irgendwas mache,

damit sich das wieder einrenkt. Ich fühle mich dermaßen erpresst, dass ich da eigentlich

sofort dicht mache, und dass man mich mit so was verletzt, da denkt sowieso niemand

von denen drüber nach, so endgültig muss für die immer alles sein.

Ich, so als Mensch mit Gefühlen und Gedanken, spiele scheinbar überhaupt keine Rolle mehr

in diesem Spiel, also habe ich mir nach circa zwei Wochen eine Auszeit erbeten,

damit die ganzen Querelen nicht meine Leistung am Arbeitsplatz beeinträchtigen können

und zu noch weitergehenden Problemen führen, denn auch meine Kräfte sind begrenzt,

und mein Chef ist zwar ein netter und geduldiger Mann, aber die Arbeit muss eben doch

korrekt ausgeführt werden, und wenn meine Konzentrationsfähigkeit zu sehr eingeschränkt

ist, dann kann es da schon mal zu schwerwiegenden Fehlern meinerseits kommen,

wegen denen ich, kommt's mal wirklich hart, auch vor die Tür gesetzt werden könnte.

Und auch hier denkt kein Mensch an die Belastung, die mir zugemutet wird,

der Priester schon gar nicht, denn der kümmert sich bestimmt längst um ganz andere Sachen und Leute,

wahrscheinlich hat der mich inzwischen schon wieder vergessen,

was aber auch nicht schlimm ist, denn wir kennen uns doch gar nicht wirklich.

Tja, und aus der Auszeit ist nun leider ein Aus geworden, weil meine Freundin sich

die ganze Zeit über als Opfer sah, dabei bin ich bloß ehrlich gewesen, weil Ehrlichkeit

für mich zu einer Liebesbeziehung dazu gehört, aber für die anderen muss eben immer

alles endgültig sein. Erst war sie einverstanden gewesen mit der Auszeit, richtig erleichtert

war ich darüber und begann schon, mir Hoffnungen zu machen, dass es danach wieder gut

würde, und gestern stand sie plötzlich vor meiner Hotelzimmertür, ist völlig ausgeflippt,

hat mir alle Schande nachgesagt und Schluss gemacht, „endgültig“, wie sie auch noch

extra wörtlich anfügen musste, wahrscheinlich, damit es mir auch richtig weh tut.

Ich muss mich nun wohl damit abfinden, dass da nichts mehr zu machen ist,

dabei liebe ich sie doch immer noch, ja, ich hoffe inständigst darauf, dass dieser Quatsch

mit der Endgültigkeit ...wenn schon nicht ganz aus der Welt, so doch zumindest zwischen uns

doch noch verschwinden möge, weil wir doch Menschen sind, aber ehrlich gesagt...

von Stunde zu Stunde verschwinden meine Hoffnungen immer mehr,

und wenn es sich für mich herausstellen sollte,

dass in dieser Welt immer alles so endgültig sein muss,

dann mache auch ich irgendwann einfach endgültig SCHLUSS.“

 

Rupert für Sven am 09.03.2018

 

 

2.


 

Ich weiß, es war gemein von mir, Euch quasi „lachen zu lassen“ über

Endgültig“, und ich entschuldige mich auch dafür,

und zwar mit diesem Text, der für alle geschrieben wurde,

die wegen dem vorhergehenden weinen könn(t)en.

Oder mussten. Es wird alles wieder gut, das verrate ich schon jetzt,

und wer wissen will, wie, der lasse sich eben davon überraschen:

 

Die Flaschensammlerin

 

Sein Gesicht ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.

Der Ausdruck in seinen Augen, er wirkte so verzweifelt,

so unglaublich hilflos, sie hatte ihn noch nie zuvor so gesehen,

so erlebt, und ertragen hat sie das auch nicht länger können,

also beendete sie ihre Schimpfkanonade und knallte die Türe hinter sich zu,

verließ das Hotel, lief zum Auto und setzte sich erstmal hinein.

Durchatmen. Er hatte sich gar nicht gewehrt, überhaupt kein Widerwort,

er hatte es einfach geschehen lassen, gerade so,

als wäre sie mit dem Auto über ihn drüber gerollt,

es ging so leicht, so schnell, sie hat überhaupt keinen Widerstand,

kein Ruckeln wahrgenommen, aber dennoch... sie konnte es nicht mehr

rückgängig, die letzten drei Wochen ungeschehen machen,

und nun war es vorbei, er war für sie gestorben, und so fühlte auch sie sich:

Erledigt. Was hatte sie falsch gemacht, wieso nur konnte er nicht zu ihr stehen,

wieso musste er immer alles verkomplizieren mit seinem intellektuellen

Getue, grad so, als müsste er das Rad neu erfinden und könnte nichts für

andere tun, ehe er nicht immer zu 100 Prozent überzeugt war ?

Er musste einfach immer zu 100 Prozent überzeugt sein, dieser Idiot,

konnte er denn nichtmal aus seiner Haut und einfach... mitspielen ?

 

Was hatte sie denn sonst von ihm verlangt ? Dachte er etwa, sie meint

immer alles ernst ? Aber das mit ihrer Liebe, der Hochzeit und

einer gesicherten gemeinsamen Zukunft, das war ihr eben sehr ernst gewesen.

Nicht, dass sie von ihm erwartete, ihr eine Villa mit Swimming Pool und

allem Schnickschnack hinzustellen, damit sie sich nur noch

ins gemachte Nest legen bräuchte. Es war ja bisher auch immer alles gut gegangen,

obwohl sie sich irgendwie fühlte, als trüge sie einen Großteil der Sorgenlast,

denn für sie erschien er immer irgendwie... wie ein Kind, ein großes Kind,

eine eigentlich sehr sympathische Variante des Taugenichts von Eichendorff,

dem immer alles zugeflogen war, unter anderem auch...

ihr Herz. Hat sie sich denn so in ihm irren können ?

Nun jedenfalls war der Vogel mit ihr ausgeflogen und mit seiner Glücksträhne

sollte es wohl vorbei sein. Und das alles nur wegen ihres Glaubens an Gott,

aus dem sie nunmal immer ihre Sicherheit bezog, denn so ein Taugenichts...

nun, es war ja ihr Problem, ausgerechnet den haben zu wollen, sich so zu

verlieben, dass sie geradezu den Verstand dabei aufgab.

Umso mehr suchte sie eben die Sicherheit in ihrem Glauben, hoffte auf

Gottes Beistand und Segen, betete für ihn, für sich, für ein gutes Ende

und dies sollte ja mit der Ehe erreicht werden, ihre Beziehung sollte endlich

legalisiert“ werden, damit für alle, auch ihre Eltern, ein für alle Mal klar ist,

dass sie sich nicht in ihm geirrt hatte, sie kein dummes Opfer eines

verantwortungslosen Hallodris war, als sie einfach ihren Gefühlen folgte

und „es“ geschehen ließ, denn er war, zumindest äußerlich und gestikulativ,

mit seiner ganzen Art und Aura, eben einfach ein Mann, wie sie sich für

ihr Leben immer einen vorgestellt hatte, er passte quasi genau ins Muster,

das da irgendwie unsichtbar vorhanden blieb, wenn sie sich zu Träumen erlaubte...

und von genau dort her, aus ihren Träumen, schien er eben gekommen zu sein,

um sie zu entführen, raus aus dem Elternhaus, hinein ins eigene Leben.

 

Ihr Herz war gebrochen.

Dieser Schuft, dieser Entführer, er hatte es eben doch nicht ernst mit ihr gemeint,

konnte er ja gar nicht, er mutierte zum Stoffel, als es ernst wurde,

ein für alle Mal ernst, weil das Leben eben Entscheidungen fordert, die nicht mehr

rückgängig zu machen sind, weil Träume eben einen Preis haben,

und der liebe Gott nicht ewig zuschaut, wenn man sie auf Kosten anderer lebt.

Er war so blind... und hoffte wohl, dass sie mit ihm zusammen blind bleibt,

bis sie gemeinsam in der Grube landen und vom Schicksal überollt werden,

Erde drauf und fertig, gerade so als bräuchte es eben keinen Segen und Beistand von oben,

damit so was nicht passiert, als wäre der eine Selbstverständlichkeit... in dieser Welt.

Sie war eben doch die Vernünftige geblieben, erntete nun das Lob ihrer Eltern,

denn sie hatte es zumindest noch rechtzeitig erkannt:

Mit so einem Mann ist eben kein Staat zu machen.

Aber gab es denn einen anderen Mann für sie ? Wo sollte sie diesen nun suchen

und finden ? Ihr Leben war ein Trümmerhaufen, die gemeinsame Wohnung wollte sie

nun nicht mehr betreten, er sollte sie behalten, es zog sie sowieso für einen Moment

zu den Eltern nach Hause ins Kinderzimmer zurück, ihr Kinderzimmer...

denn da war sie ja doch am glücklichsten gewesen, so schien es ihr nun.

Aber sofort stach es ihr durchs Herz, denn es war genau jenes Kinderzimmer,

in dem sie lange genug geträumt hatte... geträumt vor allem

von einem Mann wie ihm.

 

Überall würde sie an ihn erinnert, schoss es ihr durch den Kopf,

nichtmal zu den Eltern konnte sie jetzt, sie war fertig, und zu allem Überfluss ergoss sich

ein heftiger Regenschauer über der Windschutzscheibe ihres Wagens...

aussteigen ? Jetzt ? In diesen Regen hinein ? Sich ohne jedes Ziel auch noch

den Tod holen ? Aber sie hatte ja einen Schirm im Handschuhfach...

und wenn der Tod sie holt, dann hätte sie es eben auch verdient, zu allem Pech dazu.

Sie kannte die Gegend ja einigermaßen, aber wieso er sein Hotelzimmer ausgerechnet

am anderen Ende der Stadt hat nehmen müssen... um „Abstand und einen klaren Kopf“

zu gewinnen... sie hätte schon wieder wütend werden können, aber hatte dazu einfach

keine Kraft mehr. Ziellos musste sie aber auch nicht bleiben, zumindest nicht

für den Moment, denn ihr fiel ein kleiner Park mit Baggersee ein,

der just ein paar Meter hinter der anderen Strassenseite gewesen war.

Bischofskreuz“, ja, dort in der Nähe war auch eine Schule, beinahe hätte

sie dort aufs Gymnasium gehen müssen, dann aber wurde doch noch ein Platz frei

auf dem Kepler, und dorthin hatte sie nach der Grundschulzeit auch gewollt.

Freiburg... was für eine komische Stadt, dachte sie nun.

Zu klein, um mit den Großstädten mithalten zu können, und zu groß,

um nicht doch Gefahr zu laufen, ihren Charme zu verlieren.

Es hatte sich so vieles verändert und sie war nicht mit allem einverstanden,

die neue Uni-Bibliothek war ja ein noch gruseligeres Gebäude als das alte,

aber Kunst sollte es sein, gute Nacht Geschmack und Verhältnismäßigkeit.

 

Sie hatte ihn doch tatsächlich im Vorgängergebäude kennengerlent gehabt...

und nun war es weg.,.. alles geht so schnell, so wahnsinnig schnell,

beklagte sie sich nun bei dem, wegen dessen Segen sie sich so gesorgt hatte:

„Wenn dieser Glaskasten ein Omen ist für den Mann, den ich nehmen soll,

nehmen als Ersatz für einen Stoffel, dann weißt Du aber, dass ich das nicht

mitmache !“, schleuderte sie dem Allmächtigen mit Gedankenkraft entgegen.

Aber sie war noch in der Nähe des Bischofskreuzes, wo sie ihr Auto geparkt

hatte, und der hässliche Glaskasten war hier nirgends zu sehen,

außer Reichweite, Innenstadt... stattdessen rief der Seepark,

auch wenn der Regen keine Einladungskarte an sie ausstellte.

 

Ihr fiel jetzt einfach kein besserer Ort ein, um frische Luft zu atmen, sich

ein wenig die Füßé zu vertreten, Bänke zum Hinsetzen gab es dort auch,

sogar welche in einem Japanischen Garten...

nur das Wetter hätte wirklich nicht auch noch

zu ihrem Zustand passen müssen.

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt !“...

ein Lieblingsspruch ihrer Großmutter, ging ihr durch den gemarterten Schädel,

und irgendwie schien es auch genau deren Stimme zu sein,

mit der sie sich an den Seepark gerufen fühlte.

Oma ! Ach wenn Du nur jetzt da wärst, mit Dir konnte ich ja immer über alles reden,

vielleicht wär's ja nie so schlimm gekommen, wenn Du noch am Leben wärst...

Du hättest bestimmt den richtigen Rat für mich gehabt !“.

Sie weinte, als sie die Autotüre öffnete, um dann durch eine Unterführung an den Seepark

zu laufen.

 

Kaum kam der See in Sichtweite, spürte sie, dass sie sich doch wieder setzen musste,

denn es überkam sie ein leichtes Schwindelgefühl.

Den Schirm hielt sie zwar in der Hand, aber er blieb ungeöffnet, bis sie sich

auf einer der ersten Bänke niedersetzte, die ihre Augen suchend erspäht hatten,

und neben dieser Bank befand sich ein grüner, eckiger Müllbehälter.

Komische Dinger“ sagte sie, als sie nun doch den Schirm öffnette,

zu sich selbst. Sie kam zur Ruhe, zumindest konnte sie, während sie den

Regentropfen zu sah, wie sie das Wasser des Sees erreichten und mit ihm eins wurden,

einigermaßen ihren Kopf leeren, und dadurch empfand sie eine große Erleichterung,

vergaß für Augenblicke die Zeit und befand sich in einer Art Halbschlaf,

als sie merkte, dass Geräusche kamen von nebenan, wo sich der Mülleimer befand.

Es war eine Frau mittleren Alters, mit leicht gebeugtem Gang,

und die war schwer beschäftigt.

 

Was machen Sie denn hier in diesem Regen ?“ sprach sie nun diese Frau an,

befinden Sie sich etwa auf Schatzsuche und hoffen darauf, ihn ausgerechnet da zu finden,

im Müll ???“ „Naja, etwas ähnliches schon, allerdings sicher keinen großen Schatz,

meine Dame !“, antwortete die Schatzsucherin... „Einwegflaschen, wissen Sie,

aber auch normale Pfandflaschen, die von den Leuten einfach weggeworfen werden...

Sie glauben es nicht, wie viele davon hier im Müll landen, nur weil es den Leuten

oft zu viel Aufwand ist, das Zeug wieder mitzunehmen, wenn sie die Flaschen hier

leergetrunken haben !“. „Das sind doch nur höchstens 25 Cent pro Flasche,

damit kommen Sie nicht weit !“ „Hehehe... und ob man damit weit kommen kann,

ich habe meiner Tochter den letzten Urlaub damit finanziert, und der ging nach Kanada !“

Kanada ? Da sollte ich auch mal hin, ich muss von hier weg... denn ich habe doch

tatsächlich soeben meinen Schatz auf dem Müll entsorgt, und zwar endgültig !“.

Die Flaschensammlerin erschrak sichtbar, als sie diese Worte hörte, fasste sich aber schnell wieder

und knüpfte den Gesprächsfaden wieder an:

 

Wenn Sie ihn entsorgt haben, wieso nennen

Sie Ihn dann noch immer Ihren Schatz ? Ich würde hier im Leben keine Schätze entsorgen,

aber die Leute werfen weg, was sie nicht mehr brauchen und ganz wertlos ist davon

eben nicht alles. Ich bin dankbar für jede Flasche, die ich hier einsammle, Tag für Tag,

und glauben Sie mir, so ein Urlaub in Kanada, der bedeutet viele viele Tage, Wochen, Monate,

Jahre an Arbeit, aber meine Tochter ist mir das wert, denn sie ist der Schatz, die Flaschen sind

nur Flaschen und landen eben anderswo im Müll, nachdem ich sie gesammelt und

wieder abgegeben habe. Ich weiß, ich habe kein Recht, mich einzumischen,

aber wenn dieser Mann, von dem Sie sprechen, Ihr Schatz ist, dann haben Sie einen

Riesenfehler gemacht und sollten sich mal fragen, warum !

Denn erstens gibt man einen echten Schatz nicht so einfach auf und zweitens

entsorgt man den auch dann, wenn man es eben muss,

sicherlich nicht im Müll ! Entschuldigen Sie bitte, aber wenn Sie meine Tochter wären,

dann würde ich Ihnen glatt den Hintern versohlen, und sei es auch nur wegen

dem gedankenlosen Daherplappern, so was tun nämlich nur ihre verwöhnten Altersgenossinnen,

mit denen ich auch schon das Vergnügen hatte. Wie die sich aufplustern und über die Jungs reden,

die sich in sie verlieben, das kann ich gar nicht leiden, und habe es meiner Tochter auch

gesteckt, ich bin allein erziehende Mutter, und gute Männer, die Gefühle haben und zeigen,

wachsen nicht auf den Bäumen, ich wünschte, ich hätte noch einen, dann bräuchte ich

keine Flaschen sammeln gehen ! Tut mir Leid, ich muss weiter, ich wünsche Ihnen noch viel Glück,

aber verdient haben Sie keines, wenn sie wirklich einen Schatz auf dem Müll entsorgt haben !“.

 

Die Flaschensammlerin beeilte sich, schleunigst zum nächsten Mülleimer zu kommen,

und ihr blickte ein Augenpaar hinterher, das trotz des Regens nun ein grelles,

beißendes Licht wahrnahm, welches kurz vom Inneren des Kopfes nach Außen wanderte,

so als hätte ein Mensch auch im Inneren Augen... und was diese sehen, könnte auch

bis hinaus wandern ans Tageslicht.

Weit aufgerissen und wie in einem Schockzustand blieben nun die Augen der

Müllentsorgerin für ein paar Minuten offen, dann schüttelte sie ihren Kopf und

stand, wie von einer Tarantel gestochen, auf, um zurück Richtung Hotel „Zur Bischofslinde“

zu laufen, denn dort... und nicht auf dem Müll... befand sich noch ihr Schatz,

und der war in einem sehr schlimmen Zustand, sie hatte keine Zeit zu verlieren,

denn, das wusste sie nun, sie wäre verantwortlich für das Unglück,

das passieren könnte, wenn sie ihm nicht schleunigst ihre Gefühle zeigt,

ihre wahren Gefühle, die Gefühle, die sie nun nicht mehr unter einem Rechtfertigungsberg

aus Vernunft und Soll und Haben verdrängen konnte, denn sie kamen wieder hervor,

ließen sich eben nicht so einfach entsorgen, begraben für einen Gott,

der, wenn es ihn denn gibt, die Menschen doch lieben soll, SIE lieben soll,

IHN lieben soll, und zwar so, wie sie sind, so, wie sie waren, den Segen gab es entweder

von Beginn an oder gar nicht, die Liebe brauchte keine Rechtfertigung und schon

gar kein Duckmäusertum vor den Eltern, und wenn sich jemand einen Glaskasten

als Kunstwerk hinstellen will, dann darf der das auch, aber keiner muss es gut finden,

und sie... würde um keinen Preis der Welt einen Mann heiraten,

der jeden Scheiss mitmacht, nur weil's von jemandem anders verlangt wird.

Sie hatte einen, der eine Auszeit brauchte, und sie hatte dieser Auszeit doch

zugestimmt – einer Auszeit, in der er sich Gedanken machen wollte,

ob und wie es mit ihnen weitergeht, ob er sie wirklich heiraten will oder nicht.

Zur Not tut's auch das Standesamt, damit ist er bestimmt einverstanden !“

Sagte sie sich, als sie mit Herzklopfen vor der Hotelzimmertür stand,

die sie vor gut drei Stungen wütend zugeknallt hatte.

Drei Stunden war das schon her ? Da öffnette sich ihr die Türe...

 

 

Rupert am 10.03.2018

 

Und wo bleibt das Rätsel ?

 

Diesmal dürft ihr rechnen, denn...

das Rätsel... nun, mir ist kein „gleichwertiges“ eingefallen zu dieser Geschichte,

die ich unbedingt schreiben musste für eine Frau, die völlig erschüttert war

über das Ende von „Endgültig“ und mich an Heinz Rudolf Kunze's Klage erinnerte,

dass die Menschen „zu wenig Sehnsucht nach dem Happy End“ hätten.

Mir fällt gerade der Songtitel nicht ein vom Lied, in dem er das singt...

aber diese Geschichte ist mir eingefallen, und statt dem Rätsel gebe ich Euch

nun eine Rechenaufgabe, die zur Geschichte passt:

Wenn die Flaschensammlerin im Schnitt am Tag 45 Flaschen a 25 Cent einsammelt,

dazu noch 4 Glasflaschen Bier mit 8 Cent als Pfand geschenkt bekommt,

und jede Woche 6 Tage lang am Sammeln ist...

wieviele Wochen, Monate, Jahre muss sie sammeln, um ihrer Tochter

einen Pauschalurlaub nach Ottawa

mit Flug und Hotel für 2 Wochen zu finanzieren ?

Preisgrundlage könnt ihr Euch von Eurem bevorzugten Reisebüro bzw. Veranstalter

geben lassen, und dann stellt Euch vor, dass es eine solche Flaschensammlerin hier tatsächlich

gibt, mit ähnlichen Zielen übrigens, obwohl ich diese Geschichte natürlich erfunden habe.

Das Rechenergebnis zeigt Euch auch, in was für einer Welt wir leben...

und was manche Menschen für ihre Träume oder auch ihre Liebe

zu tun bereit sind, weil sie nunmal nicht viel Geld haben und in einem Alter sind,

wo's mit den Jobs immer schwieriger wird. This is Germany in the 21st Century,

Ladies and Gentlemen, und zufrieden sein damit können wir wirklich nicht,

Herr Gates, nur weil's in der „neuen Welt“ viel Schlimmeres gibt, das zum Alltag

der Menschen gehört. Soll das etwa „endgültig“ für die Menschen sein ?

Das „Paradies“, auf das die Flüchtlinge ihre Hoffnungen setzen,

weil es „uns doch gut geht“ ?


Uns geht es gut... wie hasse ich diesen Satz, diese Behauptung.

„Mir geht es gut“... das wäre treffender, aber selbst dann sollte man mißtrauisch

bleiben, schlimm wird’s jedoch richtig durch die Vereinnahmung,

die Verallgeimeinerung, mit der man zu viele Dinge, ja Menschen gar,

ganze Biografien und Schicksale unter den Teppich kehrt: „UNS GEHT ES (DOCH) GUT !“

WAS ERLAUBE ???

Ich habe das vor Jahren zum Songtitel gemacht... vor 35 Jahren, um genau zu sein.

Der Refrain des einen Lieds, welches auf der Morgenschein-Platte „Von Anfang an“

so schmerzhaft fehlt, ist alles, was ich davon nach all den Jahren noch auswendig kann.

Ich weiß nur noch, dass ich in den Strophen in die Rolle des Verführers und Brandstifters

schlüpfte, der den selbstzufriedenen Spießbürgern

mit Leichen im Keller in die nächtlichen Träume eindringt, um sie aus dem Sicherheitsschlaf

aufzuwecken, in den sie wegen des materiellen Wohlstands gefallen sind,

den sie um keinen Preis der Welt hergeben möchten... und sich deshalb

in ihren Gefängnissen verschanzen.

Was tue ich in diesen Träumen ? Zum Beispiel entführe ich ihnen die verhätschelten

Töchter, spiele den Teufel, den sie alle fürchten

und bringe sie genau dort hin:

In diese Keller... dort, wo die Leichen vergraben sind... decke auf,

damit sie sich nicht mehr belügen lassen.

Und der Refrain geht so:

„Doch ich hör' sie sagen... UNS GEHT ES GUT...

ja, ich hör' sie sagen... UNS GEHT ES GUT...

immer wieder sagen... UNS GEHT ES GUT !

Glaub' ihnen NICHTS, sei auf der Hut !“

Schon damals, Jahre vor Trapp (und Trad), schwante es mir:

Spielen wie FLASCHE LEER !

Inspiriert dazu hatte mich der Konstantin Wecker,

und auch für den zeige ich hiermit, dass ich noch immer derselbe bin,

der ich auch damals schon war, ich bin auch nie was anderes gewesen,

egal, in welche Rollen ich weswegen oder für wen geschlüpft bin,

auch egal, in welche Rollen ich zukünftig noch schlüpfen werde:

Ein “Revoluzzer“ nämlich, und das „müsste“ man nicht nur sein,

lieber Conny, man MUSS es sein, solange es Ungerechtigkeit und Krieg gibt

und diese zum Alltag gehören in uns'rer Welt.

 

Und genau so lange bleibe ich auch einer, und zwar mit geballter Faust,

so wie dieses Lied damals eine geballte Faust war: MEINE.

„Uns geht es gut“ allerdings... es ist für mich, wie Morgenschein sowieso,

Vergangenheit. Ich habe anno 1991 ein Lied namens „The Rebel“ gemacht,

Che Guevara aber auch Ernesto Cardenal im Sinn,

und davon gibt es auch eine Aufnahme, deren Restaurierung fast fertig ist...

sie stammt von einer MC, die bei den Proben mit dem Mike

anno 92 von genau diesem mitgeschnitten worden war,

als Teil des Konzeptalbums „Brave New World“.

Ich verhustete damals einen Refrain, aber das hört man nun nicht mehr,

obwohl ich keinen neuen Gesang aufgenommen habe.

Wunder der Technik ! Es fehlen noch ein paar Overdubs,

Bitte Geduld, denn ohne Geduld werden/würden es Overbecks

(lmao... Wilsberg-Fans wissen, was ich meine !).

„The Rebel“ ist der einzige „Brave New World“-Song,

der auf meiner Musikseite noch fehlt, und ich liebe das „Album“,

auch so... als „Demo“ von MC... egal, wie alt es ist.

Nur... ohne den Rebellen gibt es das,

gibt es eine „schöne neue Welt“ eben nicht... nicht in dieser, unseren !

Und über die singe ich in einem anderen Lied, „Deny Me (If You Can)“,

welches das Konzeptalbum beschließt wie „Die große Unvernunft“

es auch für „Von Anfang an“ tat, nämlich als Liebeslied,

die Worte:
 

„I don't talk about revolution, the world's already stained with blood“,

sinngemäß übersetzt: „Ich rede nicht über Revolution,

die Welt ist bereits blutgetränkt !“.

Und egal, was ich danach singe, ich wusste intuitiv,

dass diese Worte nicht verstanden würden,

wie ich sie gemeint hatte, ja, spekulierte auch darauf,

denn es ging mir dabei nicht darum,

Revolution abzulehnen, nein, das tat ich nicht,

was ich ablehnte, das war nur... das GEREDE !

Bereits der Songtitel war eine „Falle“, denn wer den Text versteht,

der weiß doch, dass ich gar nicht dazu auffordere,

und so ist es eben auch mit dem Gerede bzw. der Revolution gewesen.

Wieso ? Ich war ja am TUN und bin es immer noch,

Revolution MACHT man oder man lässt sie sein,

und es wird auch Zeit, dies offen zu legen.

Hat ja genügt, wenn ich blute, mussten nicht noch mehr Opfer sein,

ich geb' ja sowieso nicht auf, das hätten die „Täter“ wohl gerne,

ne, was ich mache, das IST „die Revolution“,

und die musste erstmal über'n Berg gebracht werden,

bevor sie nun erfolgreich runtergebracht werden kann.

 

Eine Sysiphusarbeit, also... hehe... aber keine sinnlose, iwo,

nicht mit mir, nicht für mich, für den's höchstens ein Rätsel war:

Ist nämlich die Frage, mit wem, für wen...

so 'ne Revolution ist ja kein Pappenstiel, zu viele sind daneben gegangen,

meistens wegen irgendwelcher Flaschen, die keine 25 Cent wert sind,

Van Morrison nannte sie mal „plastic revolutionaries“,

und da musste es deswegen natürlich, damit's auch mal hinhaut,

eine Auswahl geben, per Gehirntests sozusagen...

ich hatte und habe nämlich immer einen Plan, schließlich hat Gott einen...

nicht nur für den, der an ihn glaubt.

Während ich damals am Sieben war, waren und blieben andere beim Versieben,

und das war hochinteressant ! Aber was mache ich heute ?

Gegensätze vereinen. Gehirne sprengen... wenn's sein muss.

„Nicht wissen ich es tue“ heisst, dass ich gewisse Dinge dabei eben ihm,

also Gott, überlasse, so auch Teile des Plans,

man muss schließlich Prioritäten setzen als Mensch.

Eine Priorität, die mir beim Revoluzzen wichtig erscheint,

ist eben das TUN, oder wie Conny in „Die weiße Rose“ sang:

„Es geht um's TUN und nicht um's SIEGEN“.

Eine sehr schöne, menschliche Einstellung, allerdings... wenn die Zukunft

der Menschheit in Frieden, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit

auf dem Spiel steht, wenn's also wirklich um die Wurst

mit den 2 Enden geht, von der alle satt werden müssen,

dann sollte... na dann geht es zumindest mir...

um BEIDES, weil ich mag ungern umsonst placken, Leute,

habe ich bei „Morgenschein“ 11 Jahre lang getan, das langt für's Leben, echt.

 

Rupi's at work, as always... her mit der Kohle, Ihr Herrschaften !

Lollotakemetothebridgewithoutrehearsalwegofightforourrights

lookingforfreedom?Notheveedonfleecesincethewallcamedownso

stopinthenameofloveandchooselifechooselivingnotthegreatescape

everyoneiseverybodyelsebutbarclayjamesharvestisnotthepoorman'smoodyblues

vehiculolongoonthewayspaceshipscomingfromafartoplanetearthbeware

yourchoicejamesjoycewrotestreamsofconsciousnessbooksmenotbooksmeonlyricsite

let'spaintitredfromthebeautifulsouthtothenorthwestandeastiamhere! :p

Says Bruder Rupert... im March den ich euch blase... lmao...

aber so richtig, was ? 10/03/2018

 



 

 

 

3.

 

Argh ! Jetzt gebe ich ja doch mit meinem „Wissen“ in Punkto Musik an...

und stelle eine gewöhnliche Quizfrage am Ende, zu deren Beantwortung

angelesenes Wissen ausreicht... aber irgendwie musste ich diesen Text hier

auch noch hintun, denn er gibt massenweise Antworten,

deren Fragen noch auf sich warten lassen... ne, ich hatte einfach Spass dabei,

und zwar TIERISCHen Spass, was ein Wink mit dem Zaunpfahl hin zur

Lösungsfindung sein soll !

Ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass ab Nummer 4 wieder gescheite...

oder gar keine Rätsel mehr kommen werden !

 

EINER FÜR EINE

Heinz Rudolf Kunze gewidmet

 

Nur, falls einer auf die dumme Idee kommen sollte,

dass es sich bei mir um EINEN FÜR ALLE handelt,

dass ich quasi einer für alle sein müsste,

nur weil die Dinge gut stehen, die Affen Zucker

und die Sterne Blut wollen,,

im Schlimmsten Fall wäre ich immer noch allerhöchstens

Einer für 'ne MENGE, einer für EINIGE gefiele mir dagegen schon besser,

einer für WENIGE passt mir dann gut (the chosen few ?)

und EINER FÜR EINE ist eigentlich mein erklärtes Ziel.

Natürlich kann auch ich über's Ziel hinausschießen,

aber dann gibt’s mit der EINEN hochwahrscheinlich Ärger,

mit den WENIGEN einen Testballon, mit EINIGEN kann man vielleicht

eine Partei gründen und mit 'ner MENGE reicht's sogar für einen Staat.

Aber ALLE ? Das wäre ja 'ne Supernova, Weltuntergangsdimension,

ne, wenn, dann SCHAFF ICH erst alle, damit ich mich dann ganz der EINEN

widmen kann, auch wenn einige WENIGE uns stören dürfen und

wiederum EINIGE dies noch kapieren müssen... dass da noch

NE MENGE für ALLE zu lernen ist.

ALLE sind mir auf jeden Fall zu viel, die Gefahr, dass die mich dann ALLE MACHEN,

ist mir eindeutig zu groß, also schlagt Euch das aus dem Kopf,

dem EINEN, der für die VIELEN denkt.

Gott sei's gedankt dass da wenigstens noch einer ist, und dann auch noch

auf so gut wie jedem, und trotzdem sehen nicht ALLE gleich aus.

Nein, ich bin nicht EINER FÜR ALLE, nicht Mitglied der vier Musketiere,

als Parole tauge ich sowieso nicht und wer immer sich noch retten kann,

der tue es bitteschön selbst, ich hab damit überhaupt nichts mehr zu tun,

ich bin voll und ganz mit der Lösung meiner Probleme beschäftigt,

und Hilfe kann ich ja nicht erwarten... höchstens von einigen WENIGEN,

aber bestimmt nicht von 'ner Menge und von ALLEN geholfen zu werden,

wäre eine echte Bedrohung für mich.

Es läuft eben doch auf Monogamie aus, lieber Heinz Rudolf,

da kannst Du noch so'n Gesicht machen,

wenn Orgie, dann höchstens auf der Dauerdame,

auch wenn's nicht mehr die alte ist,

immerhin bist Du ja jetzt aufgestiegen zur Universal,

allerdings... ist die inzwischen ja so geschrumpft,

dass „Branchenführer“ wie ein Schimpfwort für die ganze Branche erklingt,

ich weiß nicht, ob die BMG äh die SO NY da nicht doch besser war,

trotz dem Alten, bekannten Kollegen.

Probieren geht über studieren, das Lied, dessen Titel mir entfallen war,

heißt natürlich JETZT ERST RECHT, wobei ich mich dann frage,

wieso jetzt erst und nicht bereits vorher, denn so was wie RECHT

sollte man nicht auf den Sankt Nimmerleinstag vertagen,

an dem wir nun angelangt sind.

Wieso soll ich keinen Fehler machen, wenn andere NUR Fehler machen

und nicht selten ich das dann ausbügeln darf,

nein, EINER FÜR ALLE kann ich gar nicht sein, denn das ist gar kein Mensch,

höchstens ein als Mensch verkleidetes Opfertier, und dann müsste es ja

EINES FÜR ALLE heissen. Aber meinetwegen opfert eben einen Menschen,

bloß gefälligst nicht MICH, da setzt es dann Gegenwehr,

darauf könnt ihr gefasst sein, ihr VIELEN, die ihr noch nicht ganz ALLE seid.

Nur weil ich sowieso keinen Zopf trage und der Rubel immer rollen muss,

während zum rollenden Kopf wenigstens EIN Kopf nötig wäre,

den man abschlagen dürfte, und mangels weiteren Köpfen der eine, einzige

dran bleiben muss, sehe ich keinen Grund, der EINEN Lebewohl zu sagen,

um im Alleingang Bilanzen aufzufrischen und Fehlbeträge zu retuschieren.

Immer diese Bestandsaufnahmen, dabei kann man doch zu sich stehen wie man will,

ob man nun mit den Wölfen heult oder nicht.

Also was mich betrifft, können wir zurück zu den Wunderkindern,

so tun, als wäre alles hinterher nicht gewesen (obwohl sowohl Brille

alsauch Draufgänger richtig gut waren) und dann erobern wir das All,

um im ALL dann ALLE FÜR EINEN zu finden, das ist dann doch

besser als der Gewinn des dritten Weltkriegs via Lottoschein.

Ich entziehe mich sowieso lieber, statt auf die Ziehung der Zahlen zu warten,

Eure Autos könnten ja auch mal wieder eine Wartung vertragen,

ob im Vertrag nun Elektro steht oder Schrott.

Wer immer nur Staub aufwirbelt, der braucht sich nicht wundern,

wenn man den dann in der Luft findet,

aber what goes up must come down und runter kommen sie alle,

auch die Staubpartikel, wetten ?

Nur das Fett wird oben bleiben, solange es schwimmen kann,

und wer trotzdem hoch hinaus will, sollte sich eben auf eine Bauchlandung

erster Güte gefasst machen, denn die Presse schreibt doch sowieso jeden

wieder runter, der's mal geschaft hat, von ihr hochgejubelt zu werden.

Außerdem war EINER FÜR ALLE schon damals 'ne Enttäuschung,

wieso sollte es heute denn besser sein ?

EINER FÜR EINE, die ihm dann auch noch ALLES ist, das wäre 'ne echte Option,

darüber lasse ich mit mir reden, allerdings eben auch nur unter vier Augen,

von denen zwei dann IHR gehören.... und ALLE ANDEREN geht’s nix an.

Denk mal darüber hinweg und dann wirst Du's auch noch kommen,

zusammen mit den Anderen, der Morgen danach wird schwer genug,

der Kater lässt nämlich auch dann das Mausen nicht,

nichtmal dann wenn man ihm Whiskas hinstellt zum Balkonfrühstück !

Wenn Du aber nicht wiederkommst, dann kommen eben die, und zwar immer,

auch wenn's sich um den letzten Dreck handelt und die Fütterung

mit Leib und Seele mal wieder den Sicherheitsdienst auf den Plan ruft.

Ehe der Mann, der zu atmen vergaß, nach Madagaskar kommt,

wird’s mit dem Schlaf der Vernunft ein Ende haben, auch wenn er sich

wie ein Vertriebener fühlt und der Entschluss ihn Richtung Kadaverstern

führt. Auf meine Mutter lass ich jedenfalls nichts kommen,

da war ja schon ein fetter Papa und schob eine ruhige Kugel,

während ein Froschmann im Hinterland auf Goethes Banjo spielte.

Das JaWort zum Himmelfahrtskommando jedenfalls war größer als wir beide,

und als der Teufel kam mit hunderttausend Rosen, wussten wir, wie ekelhaft

die Zukunft mit uns den Bach runtergehen sollte.

Euphorie brach jedenfalls nicht aus auf der Ponderosa, eher schon ein schlechtes Gewissen,

und zwar in der Sprache, die sie verstehen, da konnte der Undercover Man

schließlich auch den Sex mit Hitler vergessen, nachts um halb drei im Naherholungsgebiet...

Also noch mal, wenn überhaupt, dann bist Du es, Heinz Rudolf, und ich würde mich

an Deiner Stelle nicht ganz von selbst als Lamm Gottes auf der Durchreise

im Sarg unbeliebt machen !

 

Rupi am 11.03.2018

 

Hier nun das Rätsel:

Welcher Songtitel vom Ludwig Hirsch versteckt sich in dem

von Heinz Rudolf Kunze inspirierten Text, dessen Album

EINER FÜR ALLE dasjenige mit „JETZT ERST RECHT“ ist,

dem Song, dessen Titel mir nicht eingefallen war:

http://werkzeug.heinzrudolfkunze.de/musik/songs/jetzterstrecht.html

Man kann natürlich auch zählen, WIE VIELE Songtitel vom Heinz Rudolf ich hier verwurstet habe,

aber das wäre selbst mir zu viel, echt... denn vor allem mit fortschreitender Schreibdauer

hab ich das dann echt übertrieben !

 

 


 

4.

Das nächste Rätsel entstand aus einem Scherz,
weswegen ich die Geschichte eine „Tragikomödie“ nannte,
obwohl sie sich überhaupt nicht lustig liest
und auch nur für solche LeserInnen wirklich komisch ist,
die meinen Sinn für absurden Humor teilen
und sich vorstellen, ihnen würde so etwas passieren,
ob nun Mann oder Frau, sie dürften gar nicht „zusammenkommen“,
wenn einer von beiden sich in ausgerechnet diesen „Anderen“
verguckt. Und egal, wie absurd die Sache ist...
gäbe es die Wesen aus der griechischen Sagenwelt tatsächlich,
so wäre sie nicht wirklich auszuschließen...
als Mega-Supergau der Gefühle.
Für alle, die schnell auf die Antwort kommen,
hoffe ich, dass die Geschichte selbst unterhaltsam genug zum Lesen ist,
und habe zwei andere Fragen parat:
Was, verehrte Leserin, würdest Du machen, wenn Du die
Person wärst, deren Name hier nicht genannt wird,
und Dein Liebster wäre „Zeus' Problem“ ?
Und was, lieber Leser, könntest Du denn tun, wenn Du
der unwissende, verliebte Heißsporn aus dieser Geschichte wärst,
und Deine Liebste die betreffende Person ?
Ich befürchte, dass Ihr diese Fragen nicht befriedigend beantworten könnt,
denn froh könnt ihr alle sein, wenn dem nicht so ist,
denn diese Liebe... sie ist eben... zwangsweise...
 
Eine hoffnungslose Liebe
(Tragikomödie direkt aus dem Olymp)

Zeus hatte ein echtes Problem.
Immer wieder war der Göttervater erpressbar geworden,
weil er seine Affären lieber doch geheim hielt vor der Ehefrau,
denn Hera's Eifersucht war kaum zu ertragen und das ganze Galama,
bis sie sich endlich wieder dreinfand, war ihm zu stressig,
schließlich blieb sie ja dann doch bei ihm, und sei es nur,
um an seiner Seite weiterhin Königin des Olymps spielen zu können.
Und diese Affäre, sie sollte nicht rauskommen, auf gar keinen Fall
sollte Hera erfahren, dass es noch einen Halbgott unter den Menschen gab.
weil er sich mal wieder nicht hat zügeln können,
und dann auch noch außerhalb Griechenlands,
wo man von ihnen überhaupt nichts wusste.
Auch in Hellas selbst glaubte man ja schon lange nicht mehr an sie,
die alten Götter des Olymps, und es war ihm immer recht gewesen,
damit sozusagen in einen Vorruhestand zu treten und nicht mehr für die
Menschen da sein zu müssen, doch die alten Geschichten, sie wurden
vom griechischen Volk bewahrt und weitergegeben,
dort wusste man wenigstens noch davon, anderswo... nicht unbedingt.

Ausgerechnet eine Deutsche hatte es ihm angetan, Hilda war ihr Name,
und sie war nicht leicht zu verführen gewesen.
Eigentlich hatte sie von den Kerlen genug, und um die Männer gänzlich von sich
abzuhalten, firmierte sie sozusagen als „Lesbe“, legte sich ein taffes Image zu
und hielt sich auch diverse Gespielinnen, um dem Image nach Außen zu entsprechen.
Zeus war fasziniert von ihr, sein Ehrgeiz wurde mit jedem gescheiterten Versuch,
sie für sich zu gewinnen, noch umso mehr angestachelt, und schließlich erlag sie
seinen Verführungskünsten doch, als er zunächst in Frauengestalt vor ihr erschienen war
und es bis in ihr Schlafzimmer geschafft hatte.
Dort angekommen, konnte er nicht länger verbergen, wer er ist,
doch Hilda konnte es gar nicht schnell genug gehen, so lange schon hatte ihr
ein richtiger Mann gefehlt. „Ich werde aber wieder gehen, Frau,
denn ich kann nicht bleiben, wir gehören einander nur für diese eine Nacht !“ sagte er
mit bestimmten Ton, „sollte es aber zu einer Hinterlassenschaft kommen,
so wird es ein Sohn sein und ich werde aus der Ferne dafür sorgen, dass
es ihm an nichts fehlt !“ „Ein Kind ? Ich bin auch nicht zu mehr bereit als
zu dieser einen Nacht, aber wie denn willst Du mich befruchten, wenn ich
doch sowieso verhüte, und sei es nur für alle Fälle, außerdem gibt es
die Pille danach, also da wird wohl nichts draus werden, vergiss es und
komm nun endlich zur Sache !“
„Nun, ich sage Dir gleich, dass Euer chemisches Zeug bei einem Mann wie mir
nichts ausrichten kann, und wenn es eben doch zur Befruchtung kommt,
dann auch nicht bei einem meiner Söhne !“ „Du bist aber ganz schön
triebgesteuert... hast also an mehreren Orten Deine Spuren hinterlassen,
aber es soll mir recht sein, das Risiko ist's mir jetzt doch wert !“.

So kam es, dass Hilda von Zeus schwanger wurde und einen Sohn namens
Mercus bekam. Zeus hatte ihr den Namen eingeflüstert und dann, wie angekündigt, dafür gesorgt,
dass ihm an nichts fehlte,
jedoch sein Sohn wusste weder Bescheid, wer sein Vater war, noch
um seine sich daraus ergebende Identität als Halbgott, schlimmer noch,
er kannte sich in der griechischen Sagenwelt überhaupt nicht aus,
solche Dinge schienen ihn überhaupt nicht zu interessieren.
Wie alle anderen jungen Leute im Alter von 16 Jahren daddelte er auf seinem
Smartphone herum und hörte Musik aus den Charts, er schaute auch regelmäßig
Game of Thrones und begann, sich langsam richtig für's andere Geschlecht zu interessieren.
Zeus dachte schon, es wäre ihm gelungen, die Existenz dieses Sohnes geheim zu halten,
denn Hera wusste nach all den Jahren noch immer nichts,
da aber kam Hades aus dem Reich der Toten herauf, um mit ihm „eine wichtige Sache“
zu besprechen, und der Sohn des Kronos staunte nicht schlecht, als sein Bruder ihm plötzlich
offenbarte, dass er die ganze Zeit über geschwiegen hatte, jedoch genau wusste,
wo und wer Mercus war.


„Bruder Zeus, erhabener Herrscher des Olymps !
Erlaube mir, dass ich Dir mein Ansinnen vortrage.
Mit aller Bescheidenheit, die meiner Position angemessen bleibt, denn
die Unterwelt ist in Vergessenheit geraten und jagt niemandem auf Erden mehr Furcht
ein. Aber was ist mit Dir und unseren vier Geschwistern, was ist mit Deinen Kindern,
zumindest den zehn, die uns davon gleich kommen ?
Oder ist der Einfluss der anderen zwei, die Du dazu zählst, tatsächlich so groß
geworden, dass Du die wahren Olympier vernachlässigst ?
Es wird Zeit, dass wir uns den Menschen wieder mit all unserer Macht zu erkennen geben
und aktiv in ihre Geschichte eingreifen !“, sagte der. „Sie haben ja viele Religionen,
aber an uns glaubt keiner mehr und die von ihnen angebeteten Götter tun ja nichts
gegen den Irrsinn, den sie auf diesem Planeten veranstalten.
Wir können doch nicht tatenlos zu sehen !“
„Doch, Hades, wir können das nicht nur, wir müssen es sogar, auch wenn es Dir
nicht gefällt. Gerade, dass sie nicht mehr an uns glauben, schwächt uns doch viel
zu sehr, um da noch irgendetwas Positives ausrichten zu können,
nein, sie müssen eben lernen, ohne uns Götter aus zu kommen und ihre eigenen
Gehirne zu benutzen. Damals, als wir uns zurückgezogen haben, warst ja auch
Du einverstanden, außerdem hätten wir uns gegen eine noch höhere Macht gestellt,
die uns weit überlegen ist. Wie kommt es also denn ausgerechnet nun zu solch einem
Sinneswandel bei Dir ?“

„Wegen Deinem Sohn Mercus, Zeus.
Oder dachtest du, niemand außer Dir wüsste von dessen Existenz ?
Oh nein, ich habe Dich beobachtet, wie Du es nicht sein lassen konntest
und erneut eine Frau unter den Menschen verführt hast !
Und was soll ohne das Wissen um seinen Vater aus ihm werden ?
Statt weiter zu degenerieren könnte er doch den Menschen das Feuer
des Olymp zurück bringen, um dort unten wieder die alte Ordnung herzustellen !“.
„Die alte Ordnung ?“ antwortete Zeus fragend und sichtlich erzürnt,
„Nein, Hades, die alte Ordnung würde überhaupt keine Verbesserung bringen,
Du bist nur am Träumen, weil Dir eben die alten Zeiten fehlen,
die endgültig vorbei sind. Mein Sohn Mercus hat mit alle dem nichts zu tun,
lasse ihn gefälligst da raus, wenn Du Dich nicht mit mir anlegen willst !“
„Was, wenn Hera durch mich von ihm erfährt ?“
„Du wagst es, mich zu erpressen ? Du hast wohl den Verstand verloren.
Eher würde ich es Hera selbst sagen, als Dir die Möglichkeit zu geben,
bei den Menschen Angst und Schrecken zu verbreiten, denn genau davon
haben sie ja mehr als genug, und zu mehr... bist Du überhaupt nicht in der Lage !“
„Gut, Zeus, wie Du willst, doch dann werde ich mich rächen, und zwar an diesem
viel zu weich geratenen Deutschen, der so ja nur den Genen nach, nicht jedoch
betreffs Stärke und Schläue Dein Sohn sein kann.
Ich werde Dir mit Vergnügen an seinem Beispiel beweisen, dass ich Recht habe,
denn zu allem Überfluss ist er ja noch ein ungebildeter Teenager,
einer von denen, welche irgendwann die Zukunft der Menschheit leiten sollen,
wenn es nach Dir geht. Doch wie denn soll unter denen ein Heros aus ihm werden ?
Der ist... die sind doch dazu überhaupt nicht in der Lage !“
„Was willst Du schon tun ? Schleich' Dich in Dein eigenes Reich, aufsässiger Wirrling,
und lasse mich in Frieden !
Oder muss ich Dich daran erinnern, wie ich einst unseren Vater bezwungen habe ?“

Bei einer anderen Bewohnerin des Olymp sollte Hades auf offenere Ohren stoßen,
obwohl diese sehr schockiert war von seinem Racheplan.
„Du hast ja Recht, die Liebe unter den Menschen hat ihren Stellenwert verloren,
ist gar am Erkalten, und vielleicht hat das wirklich zur Ursache, dass ich mich
darum ewig nicht mehr gekümmert habe, mir fehlt einfach eine
sinnvolle Beschäftigung !“, skandierte Aphrodite,
nachdem sie den Worten des Herrschers der Unterwelt aufmerksam zugehört hatte.
„Sicher kann ich diesem Mercus ein Bild auf sein Iphone schmuggeln und ihn
derart manipulieren, dass er die abgebildete Frau für die Schönheit hält,
die sie einstmals war. Aber sobald er sich wirklich in diese verliebt,
wird es ernst, denn er wird dann um diese Liebe kämpfen,
es wird sicherlich nicht so leicht funktionieren, wie Du Dir das vorstellst.
Du darfst auch nicht vergessen, dass sie logischerweise schon lange keinen Mann
mehr hatte, und, egal, welche Schrecken sie auslöst und verbreitet,
sie ist immer noch eine Frau, eine Gorgone dazu, und wenn die Liebe eines
Halbgottes nur stark genug ist, so kann er sie womöglich noch von ihrem
schrecklichen Fluch befreien !“

„Wie denn glaubst denn Du, dass er zu so etwas im Stande wäre ?
Sie müsste sich bei seinem Anblick in ihn verlieben, und das ist doch...
ausgeschlossen, weder darf er sie ansehen, noch darf sie ihre Blicke auf
ihn richten, und damit haben wir ihn doch, außerdem ist ihre rachsüchtige Natur
es seit Unzeiten gewohnt, ungezähmt über den rationalen Verstand
zu herrschen, und die Aggressionen befeuern ihren Hass gerade auf Männer.
Ja, sie gibt doch allen Männern die Schuld für ihr Los, sie kann inzwischen
bestimmt überhaupt nicht mehr lieben, und sollte er ihr doch so sehr gefallen,
dann wird es bereits zu spät für ihn sein !“ fuhr Hades überzeugt fort.
„Nun, es kann natürlich sein, dass Du Recht hast, aber Du darfst auch nicht vergessen,
dass sie nun schon lange überhaupt niemanden mehr hat sehen können,
seit wir diese Geschichte über einen anderen Halbgott beschönigt haben,
der sie deshalb in den Augen der Menschen aus ihrem Leid erlöst hätte.
Dass sie dies überlebte, indem ihr Kopf einfach nachgewachsen ist,

...davon erzählen die gesammelten Geschichten über uns kein Wort, obwohl sie genauso
unsterblich ist wie ihre zwei Schwestern.
Da man aber glaubte, sie sei tot,
hat sich seither kein Erdling mehr in die Nähe ihrer Heimstadt begeben,
und uns Göttern wurde dies schließlich von meinem Vater Zeus höchstselbst verboten.
Ihr Männerhass aber ist nicht so groß, wie Du denkst, denn Ovid verfälschte
die Geschichte abermals, indem er Onkel Poseidon zum Vergewaltiger machte,
ganz so, wie es ihm dessen eifersüchtiges Weib eingeflüstert hat...
nein, von diesem... von Deiner betrogenen Schwägerin kommt der Hass,
und er ist Teil des Fluchs, der, wie jeder Fluch, nur durch den Tod oder die Liebe
gelöst werden könnte. Sterben kann sie ja gar nicht, und ob die Liebe eines...
dieses Halbgottes dazu ausreicht, darf mit Recht bezweifelt werden !
Welch unglückselige Kreatur sie doch ist...
die Einsamkeit frisst sie doch auf, wahrscheinlich wünscht sie sich sogar,
die Geschichte wäre so verlaufen, wie man sie da unten glaubt... oh,
Entschuldigung, da oben muss es ja für Dich heissen.
Ich halte Dein Ansinnen für nicht so aussichtsreich wie Du selbst,
doch Dein Bruder ist einfach zu selbstgefällig geworden,
kümmert sich nichtmal mehr richtig um seine Kinder hier,
weiß nicht, was sie tun und schon gar nicht, was in ihnen vorgeht.
Einen Versuch soll es mir deshalb trotzdem Wert sein,
wenn Du mir versprichst, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hat,
denn ich will keinen Ärger mit meinem Vater...
sollte also Zeus auch nur davon Wind bekommen, hast Du eine neue Feindin !“

Mercus hatte noch nie in seinem Leben ein solches Gefühl gehabt.
Diese Frau... er musste herausfinden, wie sie heisst, wo sie ist,
er musste sie sehen, erleben, spüren, sein ganzes Inneres war in Aufruhr,
obwohl er von ihr nur ein Bild kannte, ein Bild, das ihm jemand per Facebook
zugesandt hatte, versteckt inmitten anderer Frauengesichter.
Ihr Gesicht war anders... mysteriös, geheimnisvoll und von unbändiger
Naturschönheit, und auf ihrem Kopf trug sie eine Art Schlangenhut.
Wild und ungezähmt strahlte sie auf ihn eine erregende Gefahr aus,
nur leider waren ihre Augen auf dem Foto nicht deutlich zu erkennen.
Wie gerne hätte er tiefer in sie hineinblicken können, um wenigstens
ihre Farbe für sich zu erhaschen !
Dass die anderen Jungs sie alle mehr oder weniger hässlich fanden,
stachelte ihn noch mehr an, denn er stellte sich die Frage,
ob diese Frau wegen solcher haarsträubenden Fehlurteile wohl
alleine sei ! Sie war älter als er, das wenigstens wurde durch die Fotografie
sofort klar, dies aber bedeutete auch, dass sie erfahrener sei,
und Mercus war begierig, zu lernen... von einer derart mächtigen Lehrerin,
vor der die Kerle nur Angst haben, weil sie auf Fernsehschönheiten stehen,
die trotz Energetik und vorgeschobener Eigenständigkeit
sofort wieder devot und unterwürfig erscheinen, sobad ein männlicher „Held“
und möglicher Gegenpart auftaucht.
„Alles nur Berechnung, um dem Zeitgeist Tribut zu zollen,
diese Frau hier ist echt und tatsächlich emanzipiert, ein wenig erinnert sie mich
sogar an meine Mutter ! Wahrscheinlich ist es wie bei der auf Enttäuschungen
mit den Kerlen zurückzuführen, dass sie sich ein abschreckendes Image zugelegt hat.
Was stellt Hilda nur für einen Männerhass zur Schau, ich darf ja nichtmal wissen,
wer mein Vater ist... dabei kenne ich sie doch gut genug, um zu wissen,
dass sie genau den vermisst, wenn sie sich in ihrem Zimmer zum Heulen einschließt.
Ja, vielleicht sind die Augen dieser Frau deshalb nicht zu erkennen, weil sie derart
verheult waren bei der Aufnahme des Fotos, dass sie es für besser hielt,
sie nicht richtig zu öffnen !“
Für den jungen Mercus schien so alles irgendwie einen Sinn zu ergeben,
als er sich in den Kopf setzte, seine Mutter zu verlassen, um nach der Frau auf
dem Foto zu suchen.

„Dieses Scheusal von Hades, wie hat er das nur geschafft ?“ schrie Zeus in einem
heftigen Anfall von Rage, sodass ein Beben durch den ganzen Olymp ging.
„Nie darf dies geschehen, dass mein Sohn auch nur in die Nähe dieser Frau kommt !
Noch weiß er nicht, wie sie heisst und wo sie sich befindet, aber mit diesen
Gefühlen als Antrieb und seinem immer stärker werdenden Willen wird er selbst
den Styx durchschwimmen, um zu ihr zu gelangen... verd... !
Er ist verloren... nichtmal seine Mutter kennt ihre Geschichte, ich hatte mir ja
extra eine Frau ausersehen, die von uns so gut wie gar nichts wusste.
Wenn ich nicht eingreife, rennt er in sein Unglück, wenn ich es aber tue,
hält er mich für seinen Feind ! Kann es denn grausamer zugehen ?
Nicht einmal ich traue mich zu dieser armseligen Unheilsgestalt hin,
sonst könnte ich sie ja vom Fluch erlösen, der sie zu dem gemacht hat,
was sie ist, vom Fluch der Pallas Athene !
Und nur einer, der es wagte, ihr nahe zu kommen, hat es seither auch überlebt....
ein wahrer Held, der sich für die Menschen stark gemacht hat,
obwohl auch er einer meiner Söhne war, halb Mensch, halb Gottheit.
Mercus aber... er ist dem Untergang geweiht, zu dem die Liebe einem Mann werden kann,
der vor Liebe blind wird. Ach wäre er doch blind, aber soll ich denn einen meiner
Blitze zur Erde herabschleudern, um ihn mit Blindheit zu schlagen,
ehe er mehr verliert als nur sein Augenlicht ?
Ich kann ihn nicht so bestrafen, er ist ja überhaupt nicht schuld.
Er wird auf niemanden hören, der ihn von seiner Reise abhält.
Noch nie ist ein Mann auf so direktem und gleichzeitig weit verzweigten
Weg seinem Ende entgegengelaufen,
wieso nur musste es meinen Sohn, wieso konnte es keinen anderen treffen ?
Und alles völlig ohne Sinn, denn Hades wird sein Ziel ja doch nicht erreichen,
dafür habe ich gesorgt, als ich Helena und Athene in mein Geheimnis einweihte.
Gerne hätte ich auch Aphrodite als schweigsame Verbündete gewonnen,
denn natürlich darf Hera ja doch nichts erfahren...
und die Menschheit ist besser bedient mit der Geschichte, die sie kennt...
kennen sollte... vor allem durch einen Film.
Naja, die Neufassung gefällt mir nicht so gut wie jene mit der mechanischen Eule...
doch, das fand ich klasse, ich komme da auch irgendwie menschlicher weg.
Aphrodite war übrigens seltsamerweise nicht zugegen, als ich nach ihr suchte,
und sie hat sich auch bisher nicht bei mir gemeldet.
Ob sie etwa etwas mit dieser Intrige zu tun hat ?“

Nun, eigentlich ist sowohl die Frage alsauch die Antwort ganz einfach,
aber man muss sich schon ein bißchen mehr in der griechischen Sagenwelt
auskennen, als es Mercus und seine Mutter Hilda tun:
Wie ist der Name der Frau, in die sich der unglückselige Sohn des Zeus
so unsterblich verliebt hat ??? Ein Happy End ist hier tatsächlich so
gut wie ausgeschlossen, denn selbst wenn sich diese Frau in den jungen
Mercus verlieben würde, so wäre es das Mindeste, was sie aus Liebe für ihn täte,
wenn sie es denn könnte:
Sich rechtzeitig von ihm abwenden und für immer fortscheuchen !
Aber vielleicht findet der sie ja doch nicht... was seine einzige Hoffnung wäre,
würde ich sagen...


Rupert am 13.03.2018



 
   
5.

(Ein kleines Freiburg-Rätsel für Leute von Außerhalb)

 

Die Zeiten ändern sich, manchmal rasend schnell,

und das gilt auch für meine Heimatstadt.

Man muss es ja nicht so sehn wie die Frau aus der „Flaschensammlerin“,

die sich über den „Glaskasten“ beschwert,

aber nur deshalb, weil etwas „Neu“ ist, braucht es noch lange nicht

so gut sein, dass es Begeisterung auslöst, und wer die Stadt verändern will,

für den gilt dasselbe wie für Weltveränderer, die für eine bessere Welt kämpfen:


Aufpassen, dass das Ergebnis dann nicht weniger gut ist, als es vorher war.

Natürlich ist so ein Spruch wie „früher war alles besser“ kompletter Unsinn,

wer sich zurücksehnt nach dem Mittelalter, nach Inquisition, Kreuzzügen,

Leibeigenschaft sowie dann auch den Weltkriegen, der hat doch einen Vogel

und sollte schleunigst dorthin gebracht werden, sobald es Zeitmaschinen gibt.

Aber so war das nicht gemeint !“ höre ich aus dem Hintergrund den Onkel

Rettich sagen, der hier jobbt seit es „Die Geschenkausgabe“ gibt,

und mit dem Gehalt zufrieden ist, das ihm Chef Rufus vorenthält:


„Natürlich meinen wir nicht das Mittelalter, wenn wir Alten so was sagen !

Wir meinen die Zeit, in der die Post noch die Post war, die Bahn noch die Bahn,

eine Uhr noch eine Uhr und ein Radio noch ein Radio !

Also grundsätzlich... man konnte die Dinge einfach voneinander unterscheiden,

jedes hatte seinen erkennbaren Sinn und sie funktionierten auch.

Eigentlich ging der Mist bereits los mit den Supermärkten, spätestens aber

mit den Discountern. Und heute...: Hosen und Schuhe bei Aldi ?

Tut mir leid, als nächstes verkauft man Schinken in der Kläranlage

und wer zum Friseur will, muss zur Polizei.

Wenn Du Musik nicht per Kopfhörer hören willst, machst Du den Fernseher an,

oder ? Da tust Du dann diesen... wie nennt ihr das ?... USB-Stick rein und

der spielt da mp3's ab. Wofür stehen die CDs da eigentlich, links daneben,

an der Wand ? Und wieso stehen Deine Hifi-Boxen im Keller ?

Eins ist klar: Du brauchst Dir von mir kein Soundboard zu Weihnachten

wünschen, Junge ! Benutz' doch gefälligst die, den Verstärker hast Du ja

wenigstens noch in Betrieb... für den PC, Du Irrer, Du !“

Achje, Onkel Rettich, Du verstehst das eben nicht... wo soll ich die Boxen

denn hinstellen ? Musik höre ich tatsächlich am liebsten mit Kopfhörer,

und bei dem bin ich ja eigen, es muss mein Beyerdynamic sein,

immer dasselbe Model, und ich bin froh, dass ich's vorletztes Jahr nachkaufen

konnte. Und mit dem PC ist das eben... sehr bequem, ich muss zugeben,

dass ich das echt toll finde, zumindest wenn der Verstärker mir den Sound

optimiert. Aber mit dem Soundboard, da hast Du was angesprochen,

denn so was würde da echt noch hinpassen, ein längliches, weißt Du...

direkt beim Fernseher untendran !“

So werden neue Bedürfnisse gschaffen, selbst wenn der Mensch genug hat...

oder zu viel, dann aber wieder, wie Du, zu wenig Platz.“

Aber das ist doch nicht schlecht... Neues, Onkel Rettich, find' ich gut,

blöd ist nur, wenn's dann immer nur eines sein soll, was andere Sachen

dann ablöst, die dann verschwinden, obwohl sie gut sind.

So kann man tatsächlich den allgemeinen Standard drücken...

und aus der Vielfalt, welche die Marktwirtschaft verspricht,

werden verschiedene Einkaufsmöglichkeiten für immer dasselbe

in anderer Verpackung.“ entgegnete ich.

Ich war gerade vom Norma gekommen, weil's dort gerade wieder Bratkartoffeln

im Angebot gibt, die ich mag. Den Cola-Mix allerdings, den hatte ich bereits

beim Nahkauf besorgt, und zeigte ihn dann natürlich an der Kasse vor.

Kein Problem, dieses Spezi haben wir sowieso nicht !“ sagte die freundliche

Kassiererin.

Ich konnte nicht widerstehen, den Schlaumeier zu spielen, also entgegnete ich:


„Es ist seltsam, denn das Ihre kommt von genau demselben Hersteller,

schmeckt mir aber nicht so gut, kann deshalb auch tatsächlich nicht

dasselbe sein !“. Sie lächelte.

Es ist doch wirklich seltsam, oder ? Eigentlich liebe ich das Zeug,

und in vielen Discountern ist es, sofern das Günstige, tatsächlich vom

selben Hersteller... nur mit anderem Namen/Ettikett.

Aber das vom Norma... nun, immerhin schmeckt es anders und dann

vielleicht mal jemandem anders besser als die anderen,

ich habe kein Problem damit, auch das vom Edeka schmeckt anders,

kommt aber auch woanders her...

und manchmal habe ich auf genau dieses dann auch Lust.

Vielfalt ! Auch bei eigentlich „einem“ Produkt... ich find' das gut,

die Geschmäcker sind unterschiedlich.

Und wenn die Dinge sich verändern, dann muss es ja nicht so drastisch

sein wie bei den „alten Branniff“ (siehe „Strange as Strange Can Be“),

deren Nachfolger aber so was von gruselig schmeckten,

dass ich gaaaanz schnell bei anderen Marken war.

Jedoch... und das merkt man eben auch als Bewohner einer Stadt,

wenn man älter wird und es verschwinden einfach Dinge,

die gut waren, dann trauert man denen hinterher, und mit ihnen...

den „alten Zeiten“.

Dies ist weg, jenes ist weg, und jetzt verschwindet auch noch das...

da kann man dann, für die nachfolgenden Generationen,

nur wünschen, dass beim „Neuen“, was so entsteht, zumindest

auch wieder ähnlich Gutes dabei ist.

Der rote Punkt“... jene seltsame Diskothek mit Jazzclub am Münsterplatz...

in der ich damals den Georg Danzer kennengelernt habe,

sie hatte keinen „Nachfolger“, nicht für mich, und auch nicht

für viele andere, die zum Teil leider nicht mehr leben.

Weg ist weg.

Und das Rätsel, welches folgt, es fragt nach einem weiteren Unikum,

das es in Freiburg seit den 80er Jahren gegeben hat,

und nun... ist auch das weg.

Der Name... natürlich ist es der Name, nachdem gefragt wird.

Auf den kann man auch kommen, wenn man noch nie in Freiburg war.

Eigentlich ist das Rätsel deshalb ja auch eher für Leute von Außerhalb gedacht.

.. nicht für Freunde wie den Julian (siehe Foto „What's New?“), für den der Tag,

an dem wir gemeinsam dort waren, und er mit prallgefüllter Tasche

voller Neuerwerbungen wieder mit mir rausmarschierte, einer

der schönsten Tage meines Lebens“ gewesen ist.

Doch, so Erinnerungen hängen manchmal an Dingen, die verschwinden.

Und dann tut es eben weh, wenn sie weg sind.

Es hat sich eben nicht mehr gelohnt, und die Betreiber waren auch nicht

mehr die jüngsten... außerdem gibt’s da, zumindest für ein Segment,

durchaus etwas richtig gutes, „Neues“ hier in Freiburg,

was so neu dann schon auch nicht mehr ist, aber...

Vielfalt, Leute, Vielfalt... ist etwas, worauf man achten muss.

Wegnahme... muss nicht immer sein, nicht in dieser Form.

Dinge, die sich im Moment nicht mehr so richtig zu lohnen scheinen,

aber gut sind... sollte man nicht einfach so drangeben.

Muss die Musik-CD verschwinden ? Ich finde... NEIN.

Aber allein von mir hängt sowas nicht ab !

Ist doch toll, dass es wieder (und deutlich mehr als in der „Endzeit“ !)

Vinyl-Schallplatten gibt, oder ? Sind mir ein wenig zu teuer... lol.

Naja. Wer etwas für sich bedroht sieht, woran er hängt, kann ja

eine Rettungsmannschaft zusammenstellen und vielleicht doch was bewirken,

und wenn er nur das Schlimmste für sich (und Andere) verhindern mag,

dann ist das gut.

Nur... in diesem einen Fall, eben meinem Rätsel, wo der Name des gesuchten

Objekts gefragt ist, kam sie eben zu spät...:

 

 

 

Die Rettungsmannschaft

 

Jetzt gibt es ihn wirklich nicht mehr,

zumindest nicht in Freiburg, und nicht in dieser Form,

tja, und in dieser Form war er eben einmalig !“

sagte der Kommandant.

Ja, es ist eine Schande, dass wir zu spät kamen,

aber der Notruf hat uns eben viel zu spät erreicht,

außerdem kam er von einem Naturschützer,

der da etwas mißverstanden hatte,

denn... hier ging es gar nicht um das seltene Insekt,

hier ging es um ein Gebrauchtwarengeschäft !“

sagte sein erster Offizier,

und dieser wurde dann vom Rekruten direkt angesprochen:


„Dein Namensvetter, dieser REINHARD, hatte ja eins

seiner vielen LIEDER über ihn GEMACHT, das ist ja ewig her,

und sich damit schon damals, und auch noch direkt im TITEL,

drüber beklagt, dass es ihn nicht mehr gäbe, aber...

da war er eindeutig zu früh dran,

da gab es ihn doch noch gar nicht...

außerdem sang er von einer Mehrzahl... !“

Ja, aber damals ging es eben um's Insekt,

und das war so gut wie verschwunden,

tauchte aber dann wieder auf und ist uns bis heute treu geblieben !“

Sag mal... ist dieses Insekt denn nicht NACH DEM SÄNGER SELBST BENANNT

worden ? Der hat das Lied ja nicht nur gemacht,

sondern auch gesungen, und als er das tat, hörte sich das schon irgendwie...

komisch an, so, als heulte er einem nahen Verwandten hinterher !“

Ne, aber der Laden wurde ja vielleicht nach dem Lied so getauft bzw.

als Reaktion darauf, damit es wenigstens noch einen gibt !“


„Schluss jetzt, Jungs, lasst uns in den Schwarzen Kater gehen,

es wird Zeit für einen anständigen Umtrunk, ausserdem gibt es

dort hausgemacht Schwäbisches, was wirklich vorzüglich

schmeckt, und man sollte so was ja honorieren... in Baden !“

meinte der Kommandant.

Naja, ein paar Meter Fußmarsch von hier sind das schon,

aber Du hast Recht, das lohnt sich, die Küche ist auch sonst

hervorragend, nicht nur wegen der echt hausgemachten

Maultaschen und Spätzle, außerdem läuft dort anständige Musik,

wenn auch... für ältere Semester wie Dich... etwas laut !“

beendete der erste Offizier nun die Konversation,

während ihnen ihr Rekrut bereits, das Stichwort „Schwarzer Kater“

vernehmend und darauf die Adelhauserstrasse Richtung Kajo verlassend,

vorausgegangen war, denn der hatte schon die ganze Zeit

über Durst und war nur deshalb in die Stadt mitgekommen,

weil die anderen zwei ihn eingeladen hatten.

Die hatten natürlich gewusst weil in der Badischen Zeitung gelesen,

dass der Laden dicht macht, und konnten es nicht so richtig glauben,

ehe sie sich nun nicht noch mit eigenen Augen

davon überzeugt hatten: Für eine „richtige“ Rettungsmannschaft

war es ohnehin zu spät, das Geschäft war bereits komplett ausgeräumt.

Immerhin sollte der obligatorische „Leichenschmaus“ ihnen

ein wenig über den Verlust hinweghelfen !

 

Rupi am 15.03.2018 für Fam. Doderer.

 

Tipp für Leute, die unbedingt googeln müssen:

Gebrauchte CDs/LPs/MCs und Hifi-Geräte gab es dort !

 


 

 

6.)

Die Zahl 6 steht in der Zahlenmystik für das Unsichtbare,

weshalb das dazu gehörige Rätsel natürlich ein Mysterium ist,

dessen korrekte Antwort für jeden Denker im Bereich des

für uns Unsichtbaren zu finden wäre... denn er selbst,

er lässt sich doch eigentlich gar nicht blicken,

auch wenn wir für gewöhnlich Ergebnisse seiner Arbeit sehen können...

Für wen aber arbeitet er ? Und wie komme ich darauf, seinen Job

anders zu definieren als es viele Andere tun ?

Nun, viele Antworten befinden sich im Rätseltext selber,

und die Überschrift sagt sofort, wonach gesucht wird bzw.

was für einen Job der Kerl eigentlich macht,

denn selbst wenn ich damit allein auf weiter Flur stehe,

ich suche ihn hier eben... frage nach ihm...

suche einen... den wohl fähigsten seiner Zunft, ein Meister seines Fachs,

unbestreitbar auch bedauernswerter Weise,

weshalb ich weder ihn noch seinen Berufsstand verhamlost haben will,

dies sei noch, und zwar mit Nachdruck, vorausgeschickt...

es ist:

 

Der Buchhalter

(Josef Hader zugeeignet)

 

Man bringt ihn eigentlich gar nicht mit dieser Tätigkeit in Verbindung,

aber in Wahrheit ist er vor allem das, und zwar mit einer Genauigkeit,

die man einmalig nennen kann:

Er ist der penibelste Buchhalter, den es gibt, vergisst sozusagen nichts und niemanden,

beschönigt keine Bilanzen, rechnet bis auf die Sekunde genau und ist unbestechlicher

als Robin Hood.

Man munkelt, er wäre kein Wunschkind gewesen und hätte seinen

Berufsabschluss hier in Deutschland gemacht, wofür natürlich seine

geradezu preußische Disziplin spricht, durch die er es mit anderen, typisch deutschen

Tugenden wie Fleiss, Ordentlich- und Pünktlichkeit etc. auf die Spitze treibt,

und möglicherweise versucht er seit Geburt, auf diese Weise die

Zuneigung seiner Eltern zu gewinnen.

Über diese jedoch ist genauso wenig bekannt wie über sein Geburtsdatum

oder den genaueren Geburtsort, aber wie fast immer, wenn etwas Ungeplantes

auf die Welt kommt, schiebt man es auf dann auf „die Sünde“,

was auch immer man sich im Einzelnen darunter vorstellt.

 

Eigentlich müsste er das goße Vorbild aller Finanzbeamten sein,

nur... ausgerechnet Finanzen interessieren ihn, trotz des eigenen Berufszweigs, überhaupt nicht,

obwohl ihm die Zahlen selbst hingegen enorm wichtig sind...

jedenfalls lässt er nichts und niemanden unter'n Tisch fallen,

so genau ist er, und Statistiker bekommen von ihm immer wieder, wie

gewünscht oder bestellt, die neuesten Zahlen frei Haus geliefert.

Nein, er wäre eher etwas für's Amt für öffentliche Ordnung, zum Beispiel,

oder, in der freien Wirtschaft, für Personalabteilungen,

aber einstellen... will ihn für gewöhnlich niemand,

allerhöchstens Generäle oder Unterweltbosse,

obwohl er für manche Staaten immer noch aktiv und offiziell

mehr oder weniger nebenberuflich im Dienst ist,

und das nicht nur in Monarchien oder Diktaturen,

was man ja eigentlich eher denken würde, wenn man ihn kennt.

Überhaupt ist er weltweit am arbeiten, also ein Kosmopolit und Reisender,

der sozusagen jeden Winkel der Erde schon besucht hat,

aber er kann sich trotzdem nicht mehr erfolgreich einfach überall bewerben,

trotz oder wegen all seiner Talente und Fähigkeiten ist er nämlich extrem unbeliebt,

Freunde hat er jedenfalls kaum welche, nur eine Schwester, von der ich gleich

noch genaueres berichten werde.

 

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es sich bei ihm um einen einsamen,

da extrem gefürchteten Zeitgenossen handelt, der schon seit vielen, vielen Jahren...

Jahrhunderten... Jahrtausenden gar mit seinem Los zurecht kommen muss,

obwohl er charakterlich weder gut noch schlecht genannt werden kann,

er ist einfach, wie und was er ist, und er tut seinen Job.

Es ist ein Fulltimejob für ihn, er ist ein Buchhalter ohne Feierabend,

und vielleicht gleicht diese Arbeitsfülle ja etwas die Einsamkeit aus.

Tja, und mit dem Wort „Zeitgenosse“ habe ich bereits seine ältere Schwester

namentlich genannt, die selbst auch eine Genossin von ihm ist,

aber nicht so extrem wie ihr Bruder gefürchtet wird...

im Gegenteil, manchmal wollen wir Menschen uns von seiner Schwester gerne

etwas sparen oder anhäufen, während er... nunja, er überdauert sie dann doch,

er ist eben nicht persönlich an sie gebunden, nur arbeitstechnisch muss er sich

immer genauestens an sie halten, denn ohne sie... wäre er arbeitslos,

eigentlich steht er exklusiv bei ihr in Lohn und Brot, mit unkündbarem Status sogar,

auch wenn er sich eben ab und zu von irgendwelchen Machthabern anheuern lässt.

 

Genau: Der Buchhalter ist bei seiner eigenen Schwester angestellt,

denn wenigstens die hat ihn nicht allein gelassen, seit die zwei von

ihren Eltern ausgesetzt worden sind.

Er geht aber eigentlich nicht deren Handwerk nach, denn sie ist eine Diebin,

die keiner vor Gericht bringen kann, wer's versucht, der wird ausgelacht.

Wegen seiner Schwester wird er gerne ebenfalls für ein Dieb gehalten,

aber... nun, sicher ist immer etwas weg, sobald er auftaucht, aber dies hat dann

eben auch seine Schwester gestohlen, er selbst ist quasi unschuldig,

obwohl er als gewalttätig gefürchtet und eingestuft wird.

Es ist wegen seiner Schwester so,

denn natürlich tut's meistens weh, wenn man etwas weggenommen bekommt

oder etwas verloren hat, und klar ist es immer Mist, wenn einem was weh tut.

Aber dass er jemals jemandem wehgetan hat – das ist eine Falschmeldung,

eine Halluzination, wegen der es eben zur Beschuldigung kommt, er sei brutal.

Ich muss mit diesem Irrtum ein für alle Mal aufräumen, denn es stimmt nicht -

er selbst kann auch sehr sanft sein, und gewalttätig sind höchstens wir Menschen,

und dann schieben wir's wieder ihm in die Schuhe.

Nein, er ist zwar eine Gewalt, aber wirklich gewalttätig... ich würde ihn nicht so nennen.

Eher einen furchtbar stoischen Kerl, der strikt nach Plan vorgeht und eigentlich

nicht mit sich diskutieren lässt, sobald er auftaucht... also ignorant, meinetwegen !

 

Man ordnet ihn, von Seiten der Menschen, eher dem bäuerlichen Arbeitsbereich zu,

wobei man ihm dann bildlich gesehen ein Werkzeug in die Hand drückt und eher dunkle Kleidung

verpasst, als würde er sich bei der Arbeit so schmutzig machen, dass helle Kleidung

wegen aufwändiger Waschprozeduren nicht zu empfehlen wäre.

Meistens stellt man ihn hochgewachsen und knochig dar,

auf jeden Fall eher unterernährt, was am immensen Arbeitspensum liegen könnnte,

denn er scheint sich überhaupt keine Zeit zu nehmen für's Essen und Trinken,

nichtmal 'ne Pinkelpause ist drin, wenn er nicht seine Schwester anhält,

aber dies müsste er tun können bzw. seine Arbeitgeberin garantieren,

denn sonst wäre es ja ein Fall für's Arbeitsgericht, und dort hat er bisher nie geklagt.

Und wenn man bedenkt, wie man ihn darstellt, so müsste er doch erst Recht

sofort sämtliche Klagen nachdrücklich zur Geltung bringen, denn

man unterstellt ihm auch, neben einem wegen der Kleidung auftretenden Abschreckungseffekt,

ein düster bis grimmiges Wesen.

Manche meinen auch, seine Augen wären des Schreckens voll,

aber während man in Wahrheit über sein Inneres höchstens eine extreme Form der

Gleichmut behaupten kann, würde ich sagen, dass seine Augen zumindest sehr viel

Schreckliches gesehen haben – und dies könnte sich natürlich in seinem Blick

widerspiegeln, sofern er einen anguckt.

Wenn er einen anguckt, kann er jedenfalls nicht mit Gegenliebe rechnen,

auch nicht, falls er einen gern haben sollte, und dies völlig auszuschließen

wäre etwas unfair, ebenso, ihm Gefühlskälte zu unterstellen, obwohl er keine

Gefühle zeigt, denn dafür ist er einfach zu beherrscht und seiner Natur nach

der Gleichmut in Person.

 

Ja, man tut ihn einfach nicht in der Buchhaltung verorten, auch nicht bei Beamten,

obwohl er sicher schon manchen Buchhalterkollegen oder Beamten

am Arbeitsplatz abgeholt hat, während diese den Schlaf der Gerechten schliefen.

Es wurde von keinem einzigen Fall berichtet, was er dann hinterher mit den

durch ihn überraschten Arbeitskollegen gemacht hat, ob sie zusammen etwas trinken oder

essen gingen oder ob er sonst Interesse zeigte an der individuellen Freizeitgestaltung,

aber auf jeden Fall sind sie zusammen ziemlich weit fort gegangen,

so weit, dass eine Rückkehr an den jeweiligen Arbeitsplatz oder das Zuhause

der Abgeholten nicht mehr stattfand.

Jetzt müsste man fragen, ob die Bundesregierung nicht Verwendung hätte für einen

Mann wie ihn, zum Beispiel wenn es um Flüchtlinge geht, die in ihr Heimatland abgeschoben

werden sollen. Allerdings würde dies zu großer Empörung und weitreichenden Protesten

führen, weshalb nichtmal Herr Seehofer den Vorschlag gemacht hat,

ihn einzustellen. Ob er oder andere Regierungsmitglieder sich nicht doch insgeheim

zumindest dem Vorstellungstraum hingeben, wie es denn wäre, wenn man ihm doch

einen Job anbietet, kann zwar nicht ausgeschlossen werden,

gehört aber in den Bereich der boshaften Unterstellungen und Mutmaßungen,

denen ich mich ausdrücklich nicht anschließen will.

 

Trotz allem Negativen, was man mit ihm in Verbindung bringt – religiöse Menschen

sehen ihn als eine Strafe an ! - gibt es dennoch Leute, die auf ihn hoffen,

weil sie ausgerechnet einem Buchhalter erlösende Eigenschaften bzw, Qualitäten

zuschreiben – oder weil sie, während sie hoffen, er würde sie verschonen,

aber doch bald wenigstens zu jemandem anders kommen,

auf den Besitz von Verwandten spekulieren,

und quasi mit seiner Hilfe darüber habhaft werden wollen.

Nochmal: Er selbst ist gar kein Dieb, seine große Schwester aber schon,

wenn allerdings so ein Plan klappt und jemand, der seine Unterstützung findet,

deswegen reicher wird, so geschieht dies normalerweise ganz legal

und von Raub kann nicht gesprochen werden, höchstens von Erschleichung.

Grundsätzlich sollte man sich mMn mit ihm auseinandersetzen,

weshalb es gar nicht so schlecht ist, mal nach ihm zu fragen,

aber es mir gleichtun und nach ihm suchen, so wie ich's nun per Rätsel mache...

ne, das sollte man nun auch wieder nicht.

Genauso wenig wie er eigne auch ich selbst mich zum Vorbild,

also bestimmt nicht in jedem Fall und überhaupt... auch er nimmt einfach

jeden so an, wie er ist, also sind Beschwerden überflüssig !

 

Einfach damit leben, dass es ihn gibt, dass er niemanden und damit

auch einen selber nicht vergisst – das ist empfehlenswert,

denn eines Tages wird er eben kommen,

und dann sollte man nicht völlig unvorbereitet sein,

vielleicht auch die wichtigsten eigenen Buchhaltungen und Bilanzen schon erledigt haben,

obwohl er wirklich kein Steuerprüfer vom Finanzamt ist !

Also: Wie nennt man diesen Buchhalter für gewöhnlich ?

Wer ist es ? Die Schwester müsste ja identifiziert sein, falls noch nicht,

so nenne ich nun ihren Namen, denn es ist die ZEIT.

Und wer dieses Rätsel für morbide hält, dem mag ich nicht widersprechen,

aber... aus meiner Sicht braucht man vor der Lösung in Wahrheit

keine Angst zu haben, ich jedenfalls... und das steht hier an anderer Stelle

auf meiner Gedichteseite... habe keine.

 

Du etwa, liebe Leserin, lieber Leser ?

Nun, das ist menschlich – aber nicht alles, was menschlich ist,

ist auch wirklich klug. Ich habe kürzlich im Fernsehen einen Bericht gesehen,

wo Kinder über den Buchhalter befragt wurden, und überraschender Weise

sagten die – und zwar alle befragten ! - dass sie nicht wirklich vor ihm

Angst hätten, ein Junge sagte, dass er zum Leben doch dazugehört,

und ein Mädchen sagte, dass sie bloß hofft, er käme nicht zu früh...

denn das fände sie dann nicht so doll. Also... diesen Kindern kann ich nur

zustimmen und ich spreche ihnen ein ganz großes Lob aus:

Ihr seid klüger als die allermeisten Erwachsenen, die ich kenne,

denn... erstens leben die so, als ob er überhaupt nicht zu ihrem Leben

dazugehörte, und zweitens... haben sie furchtbar Angst vor ihm.

Dabei ist's doch bloß... ein Buchhalter, und seine Schwester ist im

Zweifelsfall schlimmer als er, denn die kann echt zur Belastung,

ja zum unerträglichen Gewicht werden !

Eigentlich müsstest Du längst auf die Lösung gekommen sein,

denn dies ist ein (sehr) einfaches Rätsel (gewesen), oder etwa nicht ?

Ich gebe zu, dass es mir großen Spass gemacht hat, es aufzuschreiben.

Ja, obwohl es eigentlich babyleicht zu lösen ist,

wollte ich hier auf diesen Spass auf keinen Fall verzichten,

denn jeder, der – wie ich – keine solche Angst vor der Lösung hat,

der kann denselben Spass haben, einfach, indem er mitdenkt !

 

Rupi vom 19. bis 20.03.2018

 

Tipp für alle, die's tatsächlich noch immer nicht raus haben sollten (?):

Der Ludwig Hirsch hat ihn öfters besungen, dabei auch mal einen „Seitensprung“ genannt

und in seinem allerbeliebtesten Lied gar zu unseren gefiederten Freunden gezählt...

und zwar nicht zu den KLEINEN, okay ?????

Was ? Ihr habt's immer noch nicht raus ? Geht's... bleibt's mir weg... das kann doch

gar nicht sein... wollt ihr mich vergackeieren oder was ?

Na wartet... ich schick ihn, wenn ihr damit nicht aufhört,

mal zu Euch auf Besuch und sag ihm,

er soll wie immer seinen Block mitnehmen, einen Stift hinter's Ohr klemmen

und auch seine Lesebrille nicht vergessen, aufzusetzen,

denn so – und im edlen Zweireiher ! - läuft er sowieso die ganze Zeit rum,

man kann ihn ja eigentlich gar nicht von 'nem Broker oder Banker unterscheiden...

und die müssten ihn ja deshalb schon sehen/erkennen, wenn sie in den Spiegel schauen ;-) !

Und trotzdem sang Bob Dylan über ihn, dass er „...NOT THE END“ sei... :o !

 

(sry Josef, ich konnte das unmöglich in „Die Geschenkausgabe“ tun,

aber Du kannst Dich bei diesem Text nach Belieben bedienen,

es wäre mir eine Riesenehre, echt ! Da die Grundidee eigentlich eine naheliegende war,

habe ich mal gegoogelt, ob vor mir schonmal jemand drauf kam,

aber gefunden habe ich da nichts, also scheint's nicht nur in der Ausführung

ein „Original“ zu sein, aber so sicher bin ich mir da trotzdem nicht...

bist bestimmt belesener als ich, vielleicht weißt Du ja genaueres ?)

 

 

© Rupert Lenz 79110 Freiburg
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7.)

Alles schön und gut... heutzutage.

 

Heute gibt’s mal ein ungewöhnliches Rätsel,

weil das Rätsel mit mir als Person zu tun hat

und auf einem soeben passierten Geschehniss beruht.

Also... man stelle sich vor, dieser Rupert hat sich irgendwo beworben,

wo genau, spielt für das Rätsel keine Rolle,

auf jeden Fall kam es zum Vorstellungsgespräch und

dieses verlief, von beiden Seiten aus gesehen, gut.

Mein direktes Gegenüber war mir sofort sehr sympathisch,

und die anderen zwei anwesenden Personen dann auch.

Dass diese Wahrnehmung auf Gegenseitigkeit beruhte,

wurde mir später durch eine dritte Person kolportiert.

Man verblieb dabei, mich umgehend am Anfang der nächsten Woche

telefonisch zu kontaktieren, und dann...

begann das Warten.

 

Nun ist es so, dass bei jenem Betrieb, dem ich meine Zeit und Arbeitskraft

gegen Bezahlung zur Verfügung stellen wollte, ausgerechnet jene Personen,

die mich dann zum Vorstellungstermin eingeladen hatten,

zwar Empfehlungen abgeben, aber nicht selbst entscheiden können,

wer wann ob wo wie eingestellt wird, also kann ich's denen nicht verübeln,

wenn sie, vielleicht aus Scham über die Unbeweglichkeit von Vorgesetzten,

denen sie wegen der benötigten Arbeitskräfte in den Ohren liegen,

eine Zeit lang lieber schweigen als, ihrem Wort gemäß, die angekündigte

Rückmeldung zu tätigen. Darin liegt ja, im Fall des Wunsches, einen positiven

Bescheid geben zu können – und ohne einen solchen dann doch lieber nicht

anzurufen, durchaus auch begründete Hoffnung, auch für den Wartenden.

 

Ich werde ja nicht gleich böse oder so was, wenn es bei mir sowieso

sympathischen Menschen zu Hemmungen kommt, weil man sich die

Peinlichkeit ersparen und lieber nicht erklären möchte,

ehe man etwas Handfestes – im Fall einer Bewerbung also ein „Ja“

oder ein „Nein“ ! - vorweisen kann.

Da kann dann schon mal eine Woche des Wartens vergehen,

vielleicht auch zwei, ohne dass man gleich die Flinte ins Korn werfen

und die Hoffnung begraben müsste, manchmal ist es eben so,

dass ein Betrieb in einer Art „Stau“ steckt, der erst entflochten werden muss,

damit es reibungslos weiter geht. Es liegt mir auch fern, einen Schuldigen

zu suchen und sollte Herr L. dies hier lesen, so kann er beruhigt sein,

ich bin wirklich nicht böse.

 

Aber ich wurde mal wieder böse gemacht, leider.

Und dann auch noch von einem meiner Brüder, eben dem,

von dem ich (anderswo auf dieser Gedichteseite)

geschrieben habe, dass ich "niemals so leben könnte wie er".

Denn er war nicht nur der Ansicht, dass ich mich beim Betrieb melden muss,

um damit mein noch immer vorhandenes Interesse an der Arbeitstelle

deutlich zu machen, nein, er versuchte auch, mich dazu zu erpressen,

indem er mir, für den Fall, dass ich nicht so handle, wie er es für

richtig hält, jegliche weitere Unterstützung in solchen (und evtl. dann

auch gleich allen anderen Dingen) entziehe.

Er meinte mit Nachdruck, dass die Dinge „heutzutage eben so seien“

und man sich damit abzufinden habe, und drohte mir quasi mit seinen Ängsten,

mit denen er gerade dadurch konfrontiert worden war,

dass ich gesagt habe: „Nein, ich halte es doch für besser, wenn ich nicht anrufe“.

Und da wurde ich eben böse, verlieh auch meinem Unmut über die lange Wartezeit

Ausdruck, was sicherlich der Spannung des Augenblicks geschuldet war,

sprich: Ich habe schwer geschimpft...

aber vor allem: Ich lehnte jegliche weitere Hilfe von ihm ab.

 

Nun das Rätsel, bestehend aus mehreren Fragen, deren „Grundantwort“ quasi

immer dieselbe ist, bei dem aber die anderen Antworten aus weiteren Konsequenzen bestehen,

die für keine einzige der beteiligten Personen in irgendeiner Weise positiv ausfallen würden...


- Wieso bin ich dazu nicht bereit, obwohl ich durchaus noch immer Interesse an jenem

Arbeitsplatz habe ?

- Wieso ist es für mich besser, dass ich keine weitere Hilfe

mehr von meinem Bruder in Anspruch nehmen möchte,

solange dieser auf seiner Einstellung beharrt (?)

und, zu guter Letzt und wohl auch die interessanteste, weil schwierigste Frage:

Wieso ist es auch für den Arbeitgeber im Allgemeinen, aber noch viel mehr

für die beteiligten Angestellten besser, wenn ich doch lieber

weiterhin auf ihren Anruf warte ?

 

Wer diese Fragen korrekt beantworten kann, dem bescheinige ich

schon im Voraus ein vorhandenes und intaktes Sozialbewußtsein.

Wer aber meint, ich hätte aus falschem Stolz heraus so entschieden,

weil mir in Wahrheit ja doch nichts an der Stelle liege,

dem spreche ich im selben Augenblick jegliches Sozialbewußtsein ab

und attestiere ihm gewissenloses in den Tag leben.

Dieses, so ist es mein Wunsch, soll von meinen allerbesten Wünschen begleitet werden,

und zwar den allerbesten Wünschen für die armen Mitmenschen,

die offenbar einem (oder mehreren) Sozialschmarotzer(n) übelster Sorte

ausgesetzt sind, damit sie diese(n) erkennen und aus verantwortlichen

Positionen entfernen mögen, um fürderhin keine überflüssigen Lasten mehr

tragen (oder gar verteilen) zu müssen.

Und dann... kann wirklich alles schön und gut sein, auch heutzutage.

 

Rupert am 02.08.2018

 

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8.)

Und nun kommt ein Rätsel für Profis, nichts für schwache Nerven...

ich hab' als „LI“ hier alles so erzählt, als hätte es sich in Wirklichkeit so abgespielt

und, klar, wenn man sich hier auf meiner Gedichteseite eingelesen hat,

dann liegt der Gedanke schon nahe, dass es auch so gewesen ist... sein könnte,

aber dennoch kann ich, als Künstler, ja mindestens „den Plot“ verändern,

und damit... mit Hilfe von tatsächlich Erlebtem, eine ganz andere Geschichte erzählen.

Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob diese Geschichte nun tatsächlich

so geschehen ist, wie ich sie schildere, sondern nur darauf, dass sie realistisch ist,

damit das Rätsel selbst eins ist, welches sich einem in der Realität stellen könnte.

Es ist dennoch nichts weiter als ein Rätsel,

und dieses will ich, worauf ich allerhöchsten Wert lege, als Fiktion gesehen

und begriffen haben, weshalb alle sich darin befindlichen Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen

mit realen Personen und Geschehnissen von mir unbeabsichtigt bleiben und sämtliche

darin gemachten Behauptungen von mir frei erfunden sind.

Alles, was darüber hinaus geht, wäre nichts weiter als blanker Zufall...

obwohl es solche Zufälle gibt.

Dies ist eine psychologische Kriminalgeschichte, und sie wurde zur Unterhaltung

aufgeschrieben, das „lyrische Ich“ ist genauso eine Erfindung wie alles andere.

Rupi am 06.01.2019

 

Eine völlig falsche Rechnung

 

„Sie irren sich völlig“, hatte man mir gesagt, „unser Mädchen ist lebensfroh,

da gibt es keine Probleme, allerhöchstens die, welche Sie machen.“

Fassungslos war ich gewesen, solche Worte beim Gespräch mit ihren Eltern zu hören,

dabei hatte ich so darauf gehofft, dass ich mich irre, dass wenigstens doch sie

wahrnehmen, wie es um ihre Tochter stand, dass ich nicht alleine war, denn mein

Aktionismus war dabei, mich aufzufressen, und eigentlich war es mir einzig

darum gegangen, dass jemand etwas tut, etwas für sie tut, denn sie war dabei,

sich zugrunde zu richten, und was mich da so verzweifelt kämpfen ließ,

war der verheerende Eindruck gewesen, dass sich niemand kümmert, dass alle entweder

bereits resigniert hatten oder aber blind gewesen sein müssen.

Die scheiss Drogen, es war längst nicht mehr beim Marijuana geblieben,

nein, sie nahm auch Kokain, während sie sich prostituierte, das hatte ich

erfahren, als ein zufällig gemeinsamer Bekannter, der sich auch in diesem

Sumpf befand, sich im freien Redefluss verplapperte, und natürlich war auch von dem

keine Hilfe zu erwarten gewesen, aber wenn wenigstens eins ihrer Elternteile

mich an jenem Abend überzeugt hätte, dass es mich tatsächlich nicht brauche,

ich hätte tief durchgeatmet und, wie gewünscht, die Sache sein lassen.

 

Man stellte es aber völlig anders dar, als es war, und meine Rolle war dabei

die des verschmähten Liebenden, ja, sicher, das war ich ja auch gewesen,

aber es ging doch um mehr, und sie für mich zu gewinnen, war mir eigentlich

überhaupt nicht wirklich mehr wichtig, denn wenn solche Gefühle der Urgrund

meines Handelns, der tatsächliche Antrieb gewesen wären, dann gute Nacht,

ich wäre ja vollkommen durchgedreht bei ihrem Sexualleben,

und eigentlich war mir das längst wurscht geworden.

Ich hatte außerdem genügend Kontakte ins Rotlichtmillieu, das Problem aber war,

dass auch dort niemand etwas machen konnte,

zum Beispiel wenigstens ein Auge auf sie haben, denn sie arbeitete strikt auf eigene Rechnung,

und das tatsächliche Problem war ja nichtmal die Prostitution,

sondern die latent suizidale Motivation, die hinter ihrem Handeln steckte,

denn... anders als so manche „Professionelle“, mit der ich darüber sprach,

konnte sie eigentlich überhaupt nicht mit dem umgehen, was sie tat,

war da aus irgendeinem Grund, den ich in all den Jahren, die ich sie nun kannte,

noch immer nicht herausgefunden hatte, ein Selbsthass, eine ganz fürchterliche

Wunde, die nicht heilen konnte, ja, die überhaupt nicht heilen sollte,

und sie war davor am Flüchten, betäubte und ertränkte ihren Schmerz in

den immer heftiger werdenden Eskapaden,

und nun war es höchste Zeit gewesen, dass man sie dabei irgendwie aufhielt,

denn so, wie sie zuletzt ausgesehen und geklungen hatte, war es nur noch eine

Frage der Zeit, dass es sie wirklich umbringt - so viel hatte ich begriffen.

 

Aber ich war „der Feind“, und nun auch noch... vor ihren Eltern.

Die Mutter, von der ich einst gedacht hatte, dass sie mich doch eigentlich mochte,

sah in mir, ja, so schien es, in der Gattung Mann überhaupt, ein Monster,

das es darauf abgesehen hatte, ihre arme Tochter willenlos und hörig

zu machen, was überhaupt nicht dazu passte, wie vehement man behauptete,

dass sie ja nunmal nichts für mich empfand, und der Vater... ja der Vater...

er war überhaupt nicht da, nur zum Abnicken anwesend, eine einzige Katastrophe,

seit seine Ex-Frau zum Gespräch dazugestoßen war, denn sie hatte sich...

blöderweise... verspätet. „Dieser Mann hätte mich überzeugen können,

unser Gespräch hatte sich doch prima angelassen, so unter vier Augen,

und dann... in Nullkommanix war alles im Eimer, es gab keine Logik mehr,

keine Grundlage, auf der man sich auch nur irgendwie hätte einig werden können,

denn die Realität wurde stur abgeleugnet und ich stand nun erst Recht alleine da.

Liebe... wenn es eine Rettung, eine Lösung gibt, dann heisst sie Liebe...

und egal, wie es ihr gelungen war, die Mutter gegen mich aufzuhetzen,

egal, was ihr Vater verbrochen haben musste, um bei dieser überhaupt nichts

mehr zu sagen zu haben, es war sie selbst, die sich jeglichem Lösungsansatz verweigerte !“.

 

Und genau das ließ mich dann so verzweifelt anrennen gegen diese Mauer aus Ignoranz und Lügen.

Ich hatte weder die Drogen noch die Prostitution thematisieren wollen.

Ich hatte gehofft, dass wenigstens die Mutter Bescheid wüsste, und es war mir

ja nicht darum gegangen, sie vor den Eltern anzuschwärzen, und wenn ich von Liebe sprach,

dann meinte ich, auch ihr gegenüber, nie vorrangig oder gar ausschließlich mich,

aber natürlich konnte ich dies nicht klar machen, nun schon gar nicht mehr,

denn ich sah mich in einer mitmenschlichen Pflicht, die alle anderen von sich wiesen,

und mir wäre ein Riesenstein vom Herzen gefallen, wenn da auch nur ein einziger,

anderer Mensch gewesen wäre, der's begriffen hätte, dass sie mit der Liebe

das einzige bekämpfte und ablehnte, was die Wunde hätte heilen können.

Und verd... nochmal, wenn's ein anderer Mann gewesen wäre oder sagen wir eben mehrere,

die sich irgendwie miteinander hätten einigen können, auch wenn sowas mit mir

nicht gegangen wäre... oder eine lesbische Liebe, wenn und wo die Männer derart

zum Feindbild werden... wenn wenigstens an die Liebe als sinngebende Kraft

und Weg zur Heilung geglaubt worden wäre, mir wär's längst Recht gewesen,

wenn jemand anders dann den „Job übernommen“ hätte, aber da war niemand...

und ich konnte ja schlecht ableugnen, dass ich sie trotz allem ja doch

noch immer liebte, durfte dabei gar nicht daran denken, was ich mir da antat,

die Mutter konnte ich vergessen und den Vater... also lieber Himmel,

was war nur mit dem los gewesen, der war ja komplett aus dem Spiel

und konnte seinen „zwei alleingelassenen Frauen“ schon gar nicht irgendwelche

Werte vermitteln, wie's ein liebender Vater eigentlich tun sollte und könnte.

 

Also ich. Wahrscheinlich auch noch in dessen Rolle, was auch immer er angestellt hatte,

haben musste, um geradezu entmündigt zu sein im ehemaligen Daheim,

und dort ein derartiges Disaster zurück zu lassen.

Ich war der Wahrheit so unglaublich nahe, und doch... konnte ich sie noch nicht erkennen.

Und ich bekam eine falsche Rechnung präsentiert, die des Stalkers, denn natürlich...

konnte ich sie nicht „in Ruhe lassen“, setzte Himmel und Hölle in Bewegung,

damit sie den Weg der Selbstzerstörung doch verlassen würde.

Am Besten, ich fände sie eben doch raus, die wirkliche Ursache für diesen Selbsthass,

denn wenn man die Ursache für ein Problem kennt, dann kann man dort den Hebel

ansetzen und hat letztlich die größten Erfolgschancen, es zu lösen.

Es spielt nun, für die Lösung dieses Rätsels, überhaupt keine Rolle, in wieweit

ich mit meinen Zielen dann „Erfolg“ hatte oder nicht.

Auch gibt es selbstverständlich massenweise Details, die ich überhaupt nicht erzählt habe,

und die auch alle „zusammenpassen“ mussten,

damit ich das Ganze so habe erkennen können, wie es auch tatsächlich war,

also „weiß ich“ deutlich mehr als das, was nun der geneigte Rätselfreund zur Verfügung

hat, um meine Frage zu beantworten. Aber diese Frage ist eben jene nach der Ursache,

und damit die zentrale Frage gewesen, die sich mir über lange Jahre gestellt hat.

Und zu deren Beantwortung... sind mehr Informationen überhaupt nicht nötig,

aber schwierig ist es doch, weshalb ich lieber noch zwei Tipps gebe,

bezüglich dessen, was ich herausfand, als ich endlich das „Puzzle“

ganz für mich zusammengesetzt hatte.

Wer das Rätsel allerdings ohne diese Tipps lösen möchte,

der lese den "Spoiler" erstmal nicht, sondern erst, wenn er meint, der Wahrheit auf der Spur zu sein,

aber dann nicht mehr „weiterkommt“.

Hier kommt die Frage:

Was war mit dem „Mädchen“ los ? Wofür hasste sie sich selbst so sehr ??

Oder anders... was durfte „ich“ nicht „herausfinden“ und

damit: Was musste in dieser Familie vorgefallen sein ???

 

 

SPOILER:

1) Es stimmt nicht, dass die Mutter „nichts gegen die Selbstzerstörung (ihrer Tochter) tat“,

sie tat eine ganze Menge, und hatte dabei sogar gute Ratgeber.

Aber egal, wie „richtig“ dies war, es sollte wirkungslos verpuffen.

Dies bedeutet, dass sie sehr wohl „etwas wusste“, aber dann doch nicht,

was tatsächlich vorgefallen war, sein musste.

Auch andere Personen „wussten“ mehr, aber alle resignierten tatsächlich...

auch, weil sie die ganze Wahrheit nicht kannten und sich damit in einem Irrtum befanden.

2) Dieser Irrtum bezog sich auf die Schuldfrage und damit darauf,

wer tatsächlich „Täter“ und wer „Opfer“ gewesen ist.

 

© Rupert Lenz 79110 Freiburg

Die Kategorie "GEHIRNTESTS!?" ist Frau Edith Fischer in Dankbarkeit gewidmet.

 

 

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