Offener Brief an Hartmut Engler / Pur

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                                                                                                                                          Freiburg, den 28. Oktober 2018

 

(Leider wiedermal) ...ein ungutes Gefühl

 

Ich will wirklich nicht zum ewigen Nörgler mutieren,

geschweige denn immer wieder auf dieselben Leute verbal eindreschen,

aber ich habe, auch weil ich gerade krank bin, gestern Abend

die Sendung „Verstehen Sie Spass“ angeschaut und...

naja, der Hartmut Engler sang da mit seiner Band Pur ein neues Lied

namens „Wenn wir es zuende träumen“, und es ging ja ganz gut los,

aber... hier kommt er nun... mein offener Brief an ihn... an Hartmut Engler...:

 

Sorry, lieber Hartmut,

 

entweder ich bin einfach zu kritisch,

zu pedantisch, und ja, sicher, ich höre gerade bei Deinen Texten

dann sehr genau hin, weil ich... nunja, ich hoffe, dass es mir dann eben doch

gefällt, und manchmal habe ich zumindest nichts dran auszusetzen,

aber bin eben sehr sensibel, weil's von Dir schon mehrfach Sachen gab,

die bei mir die Alarmglocken haben klingeln lassen,

und es ist halt einfach Dein Stil, der mich zum Mißtrauen bringt...

entweder das und dann ist's auch meine Schuld.

Oder aber die Alarmglocken klingeln wirklich zurecht,

weil Du's nicht lassen kannst, weil's Dir gefällt, in die Rolle des

Verführers zu schlüpfen und große Gefühle zu beschwören,

mit denen Du Hoffnungsträger und -übermittler sein möchtest,

während mal wieder der Verstand die zweite Geige spielt,

wenn er nicht gar schon komplett ausgeschaltet ist.

 

Auf jeden Fall blieb bei mir leider (wieder mal) ein ungutes Gefühl übrig,

weil da „Freude und Freundschaft“ besungen werden, als einzige Hinweise darauf,

worum es denn tatsächlich gehen soll beim „Träumen“, aber propagiert wird,

so kommt's jedenfalls bei mir rüber, dabei ein Träumen, aus dem man nicht aufgeweckt wird,

bis man dann dabei zusehen kann, wie sich die Träume erfüllen.

 

Auch das „Wir“ dieses "Du und Ich's“... es ist kein klares, kein deutliches „Wir“,

wahrscheinlich meinst Du entweder jemanden bestimmten oder einfach alle,

die sich angesprochen fühlen, weil man in der Sehnsucht vereint ist,

bloß nicht aufgeweckt zu werden, weil das Schlaraffenland (Abenteuerland ?)

einzig so funktionieren soll, ich habe wirklich keine Ahnung,

aber eben ein sehr ungutes Gefühl dabei, erst Recht, weil's ein Lied ist,

bei dem möglichst alle (Fans) mitsingen sollen und können,

wobei mal wieder Massen hypnotisiert werden können... auch,

weil sie sich von Dir hypnotisieren lassen.

Gemeinsam feiern steht da wohl auf dem Programm, wogegen an sich erstmal gar nichts einzuwenden ist,

aber verstehst Du, dass ich dabei Sehnsucht bekomme,

an Dir und allen, die's Dir da damit gleich tun, herumzurütteln,

damit das Träumen mal ein Ende und die Realität eine richtige Chance hat ?

 

Ich hab's schon zum „Abenteuerland“ gesagt, dass die Frage,

auf wessen Kosten das "Abenteuer" und damit nun auch die Träumerei geht,

dabei zu Gunsten des Wohlgefühls einfach ausgeblendet wird.

Wenn man, als letztlich materiell privilegiertes Kind der „ersten Welt“,

dann auch noch den Verstand am Eingang abgibt, feiert man das Leben aber

auf Kosten derer, die gar keine Chance zum Träumen haben,

und aus dem „Wir“ wird eine Ausgrenzung,

die Du bestimmt nicht im Sinn hattest, denn es ist das „Wir“ der Privilegierten,

die nun auch noch, vor lauter Angst, es könnte für Besitz und Sicherheit zu gefährlich werden,

die Grenzen am liebsten dicht machen würden.

 

Wir, lieber Hartmut, können uns diese Art zu träumen nun wirklich nicht mehr leisten,

denn der Traum ist, um mit dem verstorbenen Kollegen Rio Reiser zu sprechen,

(schon lange) aus, und woran es fehlt ist die Konsequenz daraus,

tatsächlich „alles (zu) geben, dass er Wirklichkeit wird“.

Und auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was der Revoluzzer Reiser

da als seinen „Traum“ mit Ton Steine Scherben besungen hat

(weil man ja nicht automatisch dieselbe Art Revoluzzer sein braucht,

um für Ideale zu kämpfen), so sollte klar sein, dass es in unsrer Welt

leider immer wieder Andere sind, die für unsere Träume bezahlen

(DU weißt vielleicht, wer wo und für was für einen Lohn Dein Hemd,

Deine Hose zusammengenäht hat... aber die meisten Leute in Deinem

Publikum wissen das nicht über ihre Klamotten !),

und dass es so nicht mehr (ohne irgendwann auch BÖSES Erwachen !) weiter geht.

Also... nicht träumen wider die bedrohliche Realität, in der/durch die man aufgeweckt werden könnte, sondern wenn...

wenn überhaupt... dann träumen WÄHREND man für sie wach und auf das fokussiert bleibt,

was dringendst geboten ist, nämlich Geben und Nehmen, Hartmut !

 

Ich sage nicht, dass Du dies als Privatperson nicht machst,

also sind meine Worte auch keinsfalls als Anklage gegen Dich als solche zu verstehen,

aber... ich erwarte gerade von Dir als Texter mehr, und scheinbar erwarte ich da zu viel.

Die jungen Leute, die heutzutage die Trends im deutschsprachigen Bereich setzen,

können und dürfen sich da eher vertun, aber Du scheinst ihnen gerade...

auf Deine eigne Weise (sry, klingt zynisch !) auch noch hinterher zu laufen,

damit sich das Produkt „neue Pur-CD“ möglichst gut verkauft,

weil's mit Liedern wie „Wenn wir es zuende träumen“ bestens in die Klischees passt,

die Böhmermann mit seinem zusammengestückelten Lied ohne Sinn unlängst

auf den „gefühligen Punkt“ gebracht hat.

Und ich... ich frage mich beim Anhören, ob ich Dir vertrauen kann,

und da Du eben in die Rolle des Verführers schlüpfst, MUSS ich meinem Zweifel

folgen und „NEIN“ sagen, und dies nicht zum ersten Mal.

 

Es ist mir ja fast schon peinlich, damit... mit einer Ablehnung...

nun an die Öffentlichkeit zu gehen...

in der Hoffnung, vielleicht doch wachrütteln zu können...

und das, nachdem ich Dir (und Deiner Band !) mit „Von Genesis zur Evolution“

ein Geschenk machen wollte, von dem ich schließlich hoffe,

dass Du's annimmst...

als ich dazu dann (im Nachhinein) die Einleitung geschrieben habe,

fragte ich mich, ob ich nicht doch mal wieder zu frech damit bin,

aber nun scheint es mir, dass ich vielleicht doch nicht frech genug war

und mit dieser Wahnsinnsarbeit mein Vertrauen sowie auch meine Arbeitskraft

(mal wieder) an die „falschen Leute“ verschwendet habe.

Ich muss mich das fragen.

Und Du kannst die beleidigte Leberwurst spielen, weil der Rupert ja

offenbar immer was auszusetzen hat an Deiner Arbeit...

wieso also ausgerechnet von dem was annehmen ?

Wieso nicht die „Stolz-Karte“ spielen, dass Du schließlich selber texten kannst

und im Zweifelsfall doch lieber „nur eigenes“ singst ?

 

Ach ich wünschte, ich hätte dies nun nicht schreiben müssen,

wollte nach meinem gestrigen Blogeintrag sowieso lieber ausruhen,

aber letztlich... verstehst Du, was ich meine ?

Dass es mir vorkommt, als würdest Du Bewusstlosigkeit statt Bewusstsein fördern wollen ?

Auch der „Verstehen Sie Spass“-Film mit Nelson Müller erinnerte mich an die Worte Eures

Förderers Heinz Rudolf Kunze:

„...auf Kosten weit Entfernter gut genärt und gut gelaunt“...

wofür Du allerdings nichts konntest... also will ich's nicht wirklich glauben,

dass Du da den Dickkopf raushängst, damit die Verwöhnten es sich bequem machen können,

und sei es, weil sie's nicht besser wissen – obwohl sie's wissen müssten.

 

Ich weigere mich einfach, das zu glauben. Jeder Künstler hat Fallen, in die er droht,

hinein zu tappen, les' mal nach, was ich unter „CDs, die man haben sollte“

in meiner Marillion-Rezension über deren Album „Sounds That Can't Be Made“

geschrieben habe, und Marillion sind, anders als Pur, eine meiner Lieblingsbands...

seit 1992.

Und man kann als Texter Dinge, die man in einem Lied leider nicht deutlich gemacht hat,

obwohl dies zum richtigen Verständnis dringend nötig gewesen wäre,

auch in anderen Liedern deutlich machen.

Aber für nun... auch für die vor mir liegende Nacht... bleibt in mir eben ein ungutes Gefühl

ausgerechnet da, wo Du doch GUTE Gefühle hast verbreiten wollen.

Und ich bitte Dich, das ernst zu nehmen, denn ob mir Pur gefallen oder nicht...

das ist eine Sache, eine andere Sache ist es, ob ich mich dazu genötigt sehe,

vor Pur zu warnen. Den Schlaf der Gerechten schlafen jedenfalls...

das können wir uns einfach nicht (mehr – falls je !) erlauben,

und wer das trotzdem meint, der wird irgendwann beim Träumen nicht nur

gestört, sondern zurecht gewaltsam geweckt... denn... alles, lieber Hartmut,

wirklich alles... und damit auch jeder Traum ...hat seinen Preis.

Und das ist eben... Realität. PLEASE... WAKE UP !

 

Dein Rupert

 

© Rupert Lenz 79110 Freiburg

 

Edit vom 29.10.2018:

Um genauer zu verstehen, was ich mit "Verführer" meine, wie ich's meine,

und auch einen Text als Gegenüberstellung zu haben,

bitte unter "Englische Songtexte ins Deutsche übertragen"

meinen heutigen Eintrag (Kommentar und Übersetzung)

zu "Game of Chance" bzw. "Ein Glücksspiel" durchlesen,

wo ich auch noch einmal explizit auf Dich, lieber Hartmut,

zu sprechen komme.

Danke.

 

 

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