Geschenke - ein Experiment mit dem Leben

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"Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut,

etwas zu riskieren ?"

Vincent Van Gogh

 

Aus einer Zeit, die sehr lange her ist

 

„Life's a circle, I recall

...shadows played upon the wall“

(The World Goes On,

Words and Music by Les Holroyd,

Album: Barclay James Harvest/“Octoberon“)

 

Man kann es sich einfach nicht mehr vorstellen,

so lange ist das nun schon her,

und wenn man's trotzdem versucht,

kommt irgendwann, bei irgendeiner Sache,

an irgendeinem Punkt die Frage:

„Wie hat das denn damals funktioniert ?“,

aber trotzdem:

Es gab mal eine Zeit, in der man als Mensch auf die Welt kam...

und nichts hat irgendwas gekostet außer dem Aufwand,

den es brauchte, um's in die Finger zu bekommen:

Den Apfel vom Baum pflücken „musste“ man ja doch,

säen und ernten und überhaupt von der Natur lernen,

auf die Jagd gehen wenn man Hunger nach Fleisch hatte,

Feuer machen und entsprechende Gefäße zum Kochen herstellen...

ich will hier ja keinesfalls propagieren, dass wir Menschen

die Zivilisation verlassen und „zurück gehen“ sollten,

aber drüber nachdenken, was wir für selbstverständlich - da „normal“ -

halten und, ja, auch, was wir verloren haben unterwegs und damit...

vielleicht gar nicht mehr können, egal, wieviel wir „dazugewonnen“ haben,

das sollten wir mMn schon mal tun, dann und wann,

denn dann fällt es vielleicht auf,

fällt es uns auf...

dass das mit dem Schenken und Beschenktwerden gar nicht so einfach ist,

dass wir es uns bis zu einem gewissen Punkt geradezu aberzogen haben,

dass es gar misstrauisch macht, wenn da ein „Fremder“ kommt,

der einem irgendwas geben will, denn... wir fragen uns ja sofort,

was der denn von uns will, welche Absichten er verfolgt,

und im Zeitalter von Spam ist's ja noch schlimmer,

denn es sind genug Betrüger unterwegs, die mit vermeintlichen

Gewinnen oder gar Erbschaften locken und dann...

ne, das mit dem Geben und Nehmen und dann auch noch geschenkt,

da muss doch „was faul“ sein.

 

Es gibt Leute, die machen das Schenken und Beschenktwerden auch da

zu einer Qual, wo es doch wenigstens noch funktionieren sollte,

und zwar unter Freunden und Verwandten,

indem sie eine Rechnung aufmachen sowohl für sich alsauch

die Anderen, die dann so weit geht, dass man gleich zum Warentausch

übergehen könnte, da keiner übervorteilt werden soll.

Die gucken dann, wenn sie was geschenkt bekommen haben,

allen Ernstes nach, wieviel es denn gekostet haben muss,

und sehen sich dann unter Druck, dem Schenkenden bei Gelegenheit

etwas „Gleichwertiges“ zum Geschenk zu machen,

und bemerken dabei gar nicht, wie sie die Prozedur zur sinnfreien Veranstaltung

machen, indem sie einen Kreislauf starten, bei dem irgendwann für wenigstens

einen von Beiden der finanzielle Kollaps droht, wenn einer mal...

beim Schenken gar nicht aufs Geld schaut sondern nach Gutdünken

etwas Passendes ausgewählt hat, um damit eine Freude zu machen

und vielleicht auch zu helfen.

Wenn ich von jemandem weiß, dass er oder sie... auf diese Art rechnet,

dann macht das Schenken mir keinen Spass... und wenn ich was geschenkt bekomme,

dann frage ich mich, wann dafür dann irgendwann die Rechnung kommt.

 

Wie gesagt, wir sind eben Anderes gewohnt, die Zeit, in der es normal war,

dass die meisten Dinge mehr oder weniger geschenkt wurden und man auch selber

schenken konnte, und dabei auch die Befriedigung erlebte, die einem ganz natürlichen

„Geben und Nehmen“ innewohnt, sie ist... derart lange her, dass wir diese Befriedigung

manchmal überhaupt nicht mehr kennen oder nur in Spezialsituationen wahrnehmen können.

In Spezialsituationen oder... naja, beim im gegenseitigen Einvernehmen stattfindenden,

ohne jegliches finanzielle Interesse vollzogenen Sex, wo die Befriedigung allerdings

ja gekoppelt ist an das sowieso wahrnehmbare Lustempfinden, das mit dem Fortpflanzungstrieb

einher geht, also auch... da nicht, nicht wirklich, nicht „unverfälscht“, nicht so,

dass wir's primär als Geben und Nehmen erleben, obwohl der Akt zwischen Mann

und Frau genau diesen Prinzipien Rechnung trägt, dem männlichen Prinzip des Gebens

und dem weiblichen Prinzip des Nehmens, und wenn's denn zur Befruchtung kommt,

dann ist das Ergebnis der Vereinigung dieser Prinzipien eben... LEBEN.

Und in Wahrheit ist es beim Schenken und Beschenktwerden eben... genau so,

weshalb ich ja in der Rubrik „Über mich“ davon geschrieben habe,

dass das Ergebnis der Gleichung Geben & Nehmen tatsächlich LEBEN ergibt.

Und wenn wir nun betrachten, wie weit wir uns davon entfernt haben,

einfach Geben und Nehmen zu können, indem wir schenken und uns beschenken lassen,

dann müsste uns ein Licht aufgehen, denn... genau diese Distanz ist es,

die uns im Zweifelsfall tatsächlich vom Leben selbst trennt,

trennen kann, indem wir es einfach für normal halten,

uns anerziehen oder anerziehen lassen,

dass wir... es gar nicht mehr können oder dürfen oder auf jeden Fall

misstrauisch sein müssen, weil ja Leute unterwegs sind,

die unsere Sehnsucht nach Leben ansprechen, um uns dann...

unter Ausnützung dieser Sehnsucht...

etwas wegzunehmen.

 

Das Leben selbst aber... es ist auch ein Geschenk, und es liegt an uns,

ob wir ihm tatsächlich diesen höchsten Wert zumessen, zugestehen,

den es in Wahrheit als solches hat, oder ob wir uns darüber erheben,

es auseinander dividieren und statt es als Geschenk und in Geschenken

anzunehmen auf andere Art und Weise zu eigen machen wollen...

vielleicht sogar durch Unterdrückung...

oder ob wir nicht, vor lauter Angst, etwas zu verlieren, das Leben sogar ablehnen

und es dann, aus Eifersucht und Neid, dem Anderen gar mißgönnen.

All dies sind ganz reale Möglichkeiten, die sich uns Menschen bieten

mit der uns gegebenen Würde und Freiheit, Möglichkeiten, derer wir uns

bewusst werden sollten, sofern wir das Bewusstsein über sie nicht mehr haben.

Insofern ist meine „Geschenkausgabe“ auch ein Wagnis und Experiment,

denn kommen meine Geschenke auch noch so sehr von Herzen oder seien sie

für die von mir bedachten „Beschenkten“ auch noch

so passend und sinnvoll, es verlangt von den

Menschen, die's ja, wenn's nach mir geht, annehmen sollen,

ein Vertrauen, das von selber ja gar nicht mehr da ist bzw.

nicht einfach als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann.

 

Was für einen Wert haben Geschenke denn für uns ?

Können wir es noch nachvollziehen, dass es Geschenke sein müssen,

die den Wert des Lebens für uns erst wieder richtig erfahrbar machen,

weil das Leben selbst ja eines ist ? Oder suchen wir's doch woanders ???

Ich folge mit dieser Rubrik ja letztlich auch nur... meiner Sehnsucht nach Leben.

Und zwar von der Isolationsbox aus, in der ich eben als Single mein Dasein friste,

wie's heutzutage ja auch für viele „normal“ ist und gar nicht schlecht sein muss,

aber... die Isolation, sie ist eben auch eine Aufgabe, die gelöst sein will,

sonst kommt man als Mensch noch weiter vom Leben weg, als es gesund sein kann.

Sich einfach damit abfinden, dass Millionen von Menschen in ihren Isolationsboxen,

ob nun allein oder zu zweit oder zu mehreren, vereinsamen, weil das Geben und Nehmen

immer unmöglicher gemacht wird von niemandem außer uns selbst,

das heisst... den Osterhasen selber mit dem Panzer zu überrollen,

der eine Zivilisation „beschützen“ soll, die auf Konkurrenzkampf und

Leistungsdruck aufgebaut ist, wie ich es in meinem Blogtext zum alten Interview

mit Herbert Grönemeyer beschrieben habe.

Ohne Geben und Nehmen innerhalb einer solchen Zivilisation ist nämlich das dann

das Einzige, was von ihr übrig bleibt, während das Leben selbst...

sich allerhöchstens Biotope und Enklaven sucht, suchen MUSS,

um nicht an ihr zu ersticken.

 

Das Problem ist nun... dass wir's brauchen, das Leben. Dass unser Leben ohne das

Geschenk des Lebens überhaupt nicht funktioniert, sondern seinerseits vom Selbsterstickungstod

bedroht ist. Und dass Geben und Nehmen, das Wiedererlernen des Schenkens und Beschenkenlassens,

so etwas wie der einzig passende Schlüssel ist, um mal aus der

Isolationsbox rauszukommen und die Isolation selbst zu überwinden,

und mit ihr eben die Distanz, die uns in Wahrheit... vom Leben trennt.

Vom Leben und einer Erfahrung, die wir so ganz von selber kaum noch machen können,

der Erfahrung des Gebenkönnens, des Nehmenkönnens, des sich schließenden Kreises,

durch den man sich selber als Teil eines größeren Kreises wahrnimmt,

dessen Existenz eine Sinngebung für uns bereit hält, der wir Tag für Tag entfliehen,

obwohl wir... in Wahrheit nichts anderes suchen, nichts anderes bräuchten,

um hier mal wirklich unsere Probleme zu lösen statt uns dem Horror des Kriegs

zu ergeben, der letztllich nichts anderes ist als das Ergebnis von...

ABWESENDER Sinngebung, selbstgemachten Ersatzbefriedigungen und

deren zerstörerischer Blüten. „Make Love Not War“, die Formel der 68er, hat da

durchaus was für sich, kann aber alleine auch nicht den Kreislauf der Sinnentleerung

und Gewalt brechen/beenden, denn sie ist... eben doch zu sehr auf die sexuelle Befriedigung

und orgiastische Gefühle beschränkt, um nicht ihrerseits wieder einen zwanghaften

Druck aufzubauen, durch den zu viele Menschen abgeschreckt und damit gleich

wieder ausgegrenzt werden, wenn man nicht einfach über ihre persönlichen Bedürfnisse

hinweggehen und ein Diktat der Promiskuität errichten will.

So einfach ist das Paradies nun doch nicht zu haben, meine Damen und Herren ;-) !

Aber die Formel führt uns wenigstens zu den Prinzipien von Geben und Nehmen

zurück, und damit tatsächlich zum richtigen Ansatz, und genau auf diesem

gründet sich auch der Aktionismus, in den ich hier seit einigen Wochen

geradezu „verfallen“ bin.

 

Yep, es ist eine Form der Manie, die so natürlich nicht ewig andauern kann,

aber... ich habe nicht vor, damit „aufzuhören“, auch nicht, wenn diese manische

Phase vorbei ist... dann kommen eben wieder andere Phasen, es „beruhigt“ sich

wieder, außerdem kann man ja nicht immerzu dasselbe machen,

aber... es wird weiter Geschenke geben, denn ich finde das... sehr sinnvoll.

Noch immer gehen mir unzählige Namen durch den Kopf,

und dass mir die Ideen ausgehen... das fürchte ich ehrlich gesagt nicht,

allerhöchstens folgt auf eine extreme „Output-Phase“ wie diese eben auch

mal wieder eine längere „Input-Phase“, aber selbst dann... lohnt es sich mMn für

den geneigten Leser/die geneigte Leserin, sich die Werke nochmal anzuschauen,

die sich in der Zwischenzeit hier angesammelt haben.

Und auch, darüber nachzudenken, wer inzwischen was davon entweder angenommen

und gemacht hat oder eben auch nicht... und was für Gründe es dann dafür geben könnte.

Wie gesagt, es ist ja letztlich ein Vertrauensexperiment, aber auch eines,

bei dem die Ergebnisse nicht einfach so vorauszusagen sind.

Sie könnten... wirklich gigantisch gut sein, je nachdem, wieviele sich trauen

und wie gut sie's machen. Theoretisch ist eigentlich jedes Geschenk hier

auch ein potentieller Wirtschaftsfaktor, weshalb auch die Frage damit verbunden ist,

wer die Gelegenheit erkennt und nutzt und inwieweit wer überhaupt Geld verdienen will,

ich meinerseits mache als Schenker aber keine Rechnung auf,

die kommt höchstens vom Leben selbst... als genutzte oder verpasste Chance,

denn... an der Qualität der einzelnen Stücke lasse ich nicht mäkeln,

höchstens die Frage, ob's denn wirklich „passt“ wäre da für mich noch relevant.

 

Ich weiß, ich weiß... die Klugscheißer sind natürlich auch wieder unterwegs,

also die, welche am Liebsten bestimmen würden, was ich zu tun und zu lassen habe,

und deshalb auch gleich alles für „sinnlos“ erklären, weil's bei ihnen ja sinnlos sein muss,

so weit, wie sie sich vom Leben selbst schon entfernt haben und mit ihren Konzepten

bei mir zum Auflaufen gekommen sind, weil diese eben auch nur... Pseudo-Lösungen

und Ersatzbefriedigungen auf Kosten des Lebens anderer bieten,

ja, eine Form des Faschismus repräsentieren, die sich bitteschön selbst zerstören soll,

wenn sie meine Wenigkeit zum Überleben braucht, denn ich... kann das nur verachten,

meine Ablehnung war da immer sicher, das Etikett interessiert mich da überhaupt nicht

und Erpressungsversuche der Marke „Markusevangelium-Ende“ werden sowieso

ausgespeit wie verdorbene Speisen... !

Aber diese Klugscheißer sind eben ihrerseits auf dem falschen Dampfer und

als „Verhinderer“ bzw. Saboteure des Experiments entlarven sie sich ja selbst als

das, was sie in Wahrheit sind... und wie nennt man Leute, deren Aktionen sich

gegen das Leben selbst richten ? Christen etwa ? Nunja... es ist ja wirklich egal,

wie sie sich selber nennen. Ihre Mordlust aber... die können sie nicht ewig

befriedigen, ohne dass dabei der Mordgedanke offenbar wird,

der sie in Wahrheit antreibt.

Und ihre Lügen... nunja, Bob Marley hat's ja in „Get Up Stand Up“

auf den Punkt gebracht: „You can fool some people sometimes,

but you can't fool all the people all the time.“

Ich jedenfalls lasse mir von in Wahrheit TOTEN keine „Ratschläge“

mehr geben oder gar vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.

Wer leben will, der kann sich ja auch für's Leben entscheiden,

und, um mit Jesu Worten zu schließen:

„Wer sein Leben behalten will, der wird es verlieren“ !

 

Vive la resistance !

 

Rupert am 14.04.2018

 

 

 

 

Böse Gedanken

 

Bevor ich heute dran gehe, den „abschließenen“ Text, den ich in englischer Sprache

in die Kategorie „GEORG DANZER translated into English for...“ hineingestellt habe,

für diese Kategorie noch ins Deutsche zu übertragen (weil er mMn wichtig ist),

möchte ich erstmals von Dingen berichten, die mir, im Zusammenhang mit dem

„Experiment“, wichtig erscheinen, denn sie gehören nun einmal zu den Effekten

dazu, die von mir, dem Initiator des Expermients,

als dessen unmittelbare Folge beobachtet werden konnten.

Auch wenn ich das Experiment keinesfalls als bereits abgeschlossen betrachte,

also auch die Effekte nicht als definitive „Ergebnisse“ werte,

so gehören diese Dinge unbedingt zum Studium des menschlichen Verhaltens

dazu, da ich aber hier nicht dezidiert über das Verhalten anderer Menschen berichten will,

muss, zumindest für die Öffentlichmachung, ich selbst als „Probant“

(da „Geber“ bzw. Mensch, der etwas geben möchte und dafür auch enorme Zeit

und andere Ressourcen aufwendet) nun genügen.

 

Wie ich in einem meiner Kommentare bei den Textübersetzungen von Liedern

aus Georg Danzer's Feder geschrieben habe, bin ich traurig.

Ich selbst sehe sowohl die Lieder in ihren Originalfassungen als auch meine

teilweise stark abgeänderten „Versionen“ für ein internationales Publikum

als weit überm Durchschnitt angesiedelt an und bin darob sehr stolz auf meine Arbeit,

kann deswegen auch nicht verstehen, dass es in diesem Fall noch keine einzige Reaktion gab.

Meine Traurigkeit hat sich hier, ganz logischerweise, als Konsequenz darauf eingestellt.

Und ich mache mir Sorgen um den Gesundheitszustand eines Menschen.

 

Dies kann also passieren, wenn man ein solches Werk in Angriff nimmt,

weil man dazu inspiriert war und es einem wichtig erschien.

Und wenn ich nicht einmal eine „Entwarnung“ von Mitmensch zu Mitmensch

„bekomme“, was die Gesundheit der betreffenden Person betrifft,

dann werde ich nicht nur mit den Ergebnissen meiner Arbeit allein gelassen,

sondern auch mit meiner mitmenschlichen Fürsorge.

Eine logische Konsequenz aus derartigen Erfahrungen kann heissen,

dass ein „Geber“ nicht nur aufhört, sich die Mühe zu machen,

etwas für andere Menschen „herzustellen“, sondern, was wesentlich schlimmer

wiegt, sich auch die eigentlich selbstverständliche mitmenschliche Fürsorge

verbietet, da es zur Tortur wird, wenn man sich um Menschen Sorgen macht,

um dabei aber im Unklaren gelassen zu werden, und zur Zumutung,

wenn man damit eventuell sogar absichtlich als Mitmensch ignoriert

oder gar geschnitten wird.

Eine eventuelle Anhäufung derartiger Verletzungen,

die alle persönlich sind und ebenso wahrgenommen werden,

kann, nicht ganz zu Unrecht, als schwer beleidigend empfunden werden...

zumindest bei entsprechender Sensibilität.

Sollte sich also jemand fragen, wieso unsere Welt so furchtbar kalt

und unmenschlich ist, dann kann die Antwort nur heissen,

dass es in manchen Fällen offenbar zu viel verlangt ist,

Mitmenschlichkeit anzunehmen und auch zu praktizieren.

Georg Danzer hatte das so auf den Punkt gebracht:

Menschliche Wärme ist alles, was fehlt“.

Sich darüber beklagen ist mMn nur berechtigt, wenn die sich beklagenden

Menschen nicht genau dieser Mitmenschlichkeit im Wege stehen

oder gar „gegen sie arbeiten“.

Auf jeden Fall haben wir hier eine ganz wichtige Erkenntnis zu verarbeiten,

die für mich zwar nicht neu ist, aber dennoch mal auf den Punkt festgehalten

werden sollte:

Der Mangel an „Gebern“ ist zum Teil darauf zurück zu führen,

dass sie mit ihrem Wunsch, von Mensch zu Mensch initiativ zu werden,

schlicht und einfach auflaufen können – und je mehr „Geber“ diese Erfahrung machen,

umso weniger davon werden danach weiterhin bereit sein, ohne jegliche zuvor

erbrachte Leistung des Gegenübers auch nur irgendetwas zu geben,

geschweigedenn selbst etwas dafür zu produzieren.

 

Nun verstehe man mich nicht falsch.

Dies ist keine Kritik an Franz Christian Schwarz, dem es ja tatsächlich zu schlecht gehen

könnte, um überhaupt auf meine Schreiben an ihn zu reagieren.

Dies ist viel mehr ein Aspekt, auf den ich aufmerksam gemacht haben wollte,

denn... entweder der Kreis aus Geben und Nehmen schließt sich und kann dabei

dann für alle darin involvierten Personen zur Lebendigkeitserfahrung werden,

oder er schließt sich nicht und jeder bleibt eben in seiner eigenen Enklave

drin, ohne auch nur einen Schritt hinaus (auf den Mitmenschen zu) gegangen zu sein.

Das hat für mich dann, man verzeihe mir den Vergleich,

was von "lebenden Toten", denn... dafür braucht keiner von uns am LEBEN sein,

Tote kriegen das genau so gut oder schlecht bewerkstelligt,

nur dass die eben... beides (Geben wie Nehmen !) nicht mehr können,

zumindest nicht so ohne weiteres.

Natürlich heisst das nicht automatisch, dass die beteiligten Menschen dann

deswegen in Isolation leben würden oder müssten,

aber sobald sich auch nur einer von beiden in einer Notlage befindet,

dann kann er zumindest auf diesen „anderen“ als Mitmenschen nicht zählen,

und, was nicht unterschätzt werden darf, auch umgekehrt entstünde zumindest

eine Art Scham, die ein späteres gegenseitiges Entgegenkommen erschweren kann,

oder... der einst abgelehnte „Geber“ hat tatsächlich keinerlei Interesse mehr.

 

Man könnte meinen, dass wir uns hier in einer Art Paradies der Mitmenschlichkeit

befänden, in dem es überhaupt niemand nötig hat, auf Anzeichen von

mitmenschlichen Bedürfnissen überhaupt einzugehen.

Denn... natürlich hat der „Geber“ das Bedürfnis, zu geben,

erst Recht, wenn er extra dafür gearbeitet hat.

Wie schon im einleitenden Text geschrieben, kommt beim angesprochenen Individuum

dann sehr schnell die Frage auf, was so ein Geber denn will,

ob ihm das Geben genug ist, ob er nicht doch heimlich etwas „verlangt“.

Hierzu kann ich nur sagen, dass das Ziel des Experiments LEBEN heisst

und nicht auf derart profane Verdächtigungen (oder gar Anschuldigungen !)

abgerichtet ist – der Geber will geben, das ist dabei zentral für mich,

und eben.... dass angenommen wird und dann, was daraus entsteht.

Hier gibt es, ich wiederhole mich, keine konkreteren, vorgefassten Wünsche

oder Vorstellungen meinerseits, aber dennoch sehe ich mich nicht auf die Rolle

des „Gebers“ beschränkt, weil ich a) niemandem die Möglichkeit absprechen möchte,

selber als Geber aktiv zu werden und b) durchaus auch selbst zu nehmen weiß.

Mein Experiment jedoch, es läuft allein schon deswegen auf der Basis „Rupert in der Rolle des Gebers“,

damit es überhaupt initiiert werden konnte.

 

Viel gemeinsames „Leben“ gibt es nicht zu vermelden, und das ist eben das Traurige.

Es gab bisher Reaktionen, aber gemessen an der geleisteten Arbeit und der Qualität

der Ergebnisse sind sie – und hier spreche ich mal ganz frech die angedachten Menschen an,

"für" jene welche ich die Geschenke fabriziert habe ! - niederschmetternd gering ausgefallen,

und irgendwann kommt zur Traurigkeit dann noch etwas dazu,

was ganz bestimmt nicht zu den gewünschten Effekten eines solchen Experiments

gezählt werden kann, denn... ob der Geber nun will oder nicht,

ob er nun tatsächlich – wie ich von mir behaupte - „nur“ möchte, dass genommen wird,

oder ob er nicht doch insgeheim irgendetwas haben möchte, um vom Geber aus in die

Position des Nehmers wechseln zu können, er wird mit einem Defizit an Leben

konfrontiert, weil er seine Arbeit nicht gewertschätzt und seine Existenz als

Mitmensch, der „doch etwas von Wert anzubieten hat“, in Frage gestellt sieht.

 

Dieses Defizit an Leben ist ein Ergebnis, welches alle Beteiligten betrifft,

auch wenn ansonsten vielleicht kein solches Defizit vorhanden sein sollte,

weil wir ja alle in einem Paradies der Mitmenschlichkeit leben oder so...

und der Georg sich mit „Menschliche Wärme“ allerhöchstens für's Jahr 1984

irgendwie im Recht befand, denn damals war's eben so schlimm gewesen,

dass sich Leute wegen eines Mangels an solcher Wärme umgebracht haben.

Schön, dass es uns allen so gut geht....

merkt ihr was ? Wie sarkastisch ich hier werde ?

Das wiederum ist ein logischer Effekt, der aus der Konfrontation mit dem Defizit

beim „Geber“ entstanden ist, denn... es kommen „böse Gedanken“,

sie kommen wie von selbst, da mag man noch so tolle Absichten gehabt haben,

als man sich an die Arbeit machte, um endlich mal ein wenig Mitmenschlichkeit

zu initiieren weil... es eben doch an genau dieser mangelt,

weil wir eben nicht in einem solchen Paradies leben sondern es seit 1984,

als der Georg sein Lied veröffentlichte, sogar noch schlimmer geworden ist.

Interessant ist dabei auch, dass Jesus da hat scheinbar predigen können,

was er wollte, denn... wenn heutzutage jemand „Christ“ geworden ist,

dann ist die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Verein für gewöhnlich erst

die „Eintrittskarte“, mit der man überhaupt in den Genuss der christlichen

Nächstenliebe kommt. Will sagen: Mission ist trotz aller eher geringer Erfolgsaussichten

nicht nur bequemer, sondern auch wichtiger als das Erfüllen des „zweitwichtigsten“

Gebots, welches Jesus ja am Beispiel des „barmherzigen Samariter“ erläuterte.

Für's Nichterfüllen solcher Gebote kann dann stets die eigene menschliche Fehlbarkeit

und Schwäche ins Feld geführt werden, aber für gewöhnlich bleibt's eben dabei:

Eine Hand wäscht die andere – und „menschliche Wärme ist alles, was fehlt“.

 

Die bösen Gedanken des Probanten Rupert hielten sich bis heute zwar in Grenzen,

aber sie müssen dennoch ernst genommen werden,

denn sie sind bereits schon mal in einer ganz, ganz bösen Konklusion gemundet:

Die wollen gar nicht leben“ - so die Konklusion.

Was für Konsequenzen kann ein Mensch aus einem derart bösen Gedanken ziehen,

wenn er sich der eigenen Frustration hingibt, vielleicht tatsächlich mehr oder weniger

isoliert lebt und möglicherweise auch noch zu allem Überfluss in eine Notlage hinein gerät ?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass zum Beispiel islamistische oder aber auch

rechtsgerichtete Extremisten dann oft „leichtes Spiel“ haben, jemanden in ihre Reihen

zu rekrutieren, der zuvor in Wahrheit keinerlei böse Absichten mit sich trug.

Oder in Amerika, da gibt’s ja richtiggehend Kulte um bestimmte Amokläufer,

bei denen im Kopf so ein „die wollen gar nicht leben“ dann zu einem

„die sollen gar nicht leben“ geworden sein muss.

So schnell kann's gehen !

 

Und alle sind fassungslos. Wenn sich jemand umbringt sowieso,

denn damit kommt man ja gar nicht klar, schon gar nicht mit der Frage,

ob man nicht doch irgendwie dran schuld gewesen sein könnte.

Aber wie böse Gedanken entstehen, und das auch noch bei Leuten, die überhaupt

nichts Böses im Schilde führen, das müsste nun – als Teil meines Experiments -

geklärt sein.

Macht mich das böse ? Zur Gefahr für meine Mitmenschen oder auch mich selber ?

Dass ich allen ernstes schon dachte: „Die wollen gar nicht leben“ ?

Ich meine, dass man hier beim Urteilen vorsichtig sein sollte,

weil doch viel eher solche Leute in Wahrheit böse sind,

die darauf spekulieren, dass andere Leute sich wegen Frust, Auflaufens, Isolation etc.

aus der Hand verlieren und dann eventuell doch als Gefahr für ihre Umwelt

identifiziert werden müssen.

Resignation jedenfalls ist das mindeste, was solche Leute beabsichtigen.

Als mehrfaches Opfer von verleumderischen Aussagen kann ich hier nur bestätigen,

dass es doch tatsächlich solche Bösewichte gibt, die ausgerechnet auf die mangelnde Resistenz

gegenüber der Möglichkeit zum Bösen bei anderen Menschen setzen,

ja, die's wirklich darauf anlegen, dass irgendwer durchdreht und möglicherweise

sich selbst oder andere Leute umbringt, nur damit sie hinterher dann sagen können:

„Guckt mal, hab' ich doch Recht gehabt, der Typ hatte sie nicht mehr alle !“.

 

Für einen Probanten wie mich besteht also ein wesentlicher Teil seiner Kunst darin,

solchen abartigen Geisteskranken nicht auf den Leim zu gehen,

damit ich selber keiner werde.

Was aber bleibt ist diese schreckliche Konklusion, die man dann eben doch ernst

zu nehmen hat, wenn der Rupert denkt: „Die wollen gar nicht leben“.

Man kann davon ausgehen, dass der Rupert gegenüber solch defizitären Mitmenschen

ganz bestimmt nicht auch noch zum „Helfer“ wird, der sie ihrem Willen zuführt,

dies ist als boshafte Spekulation ins Reich der Fabel zu verweisen...

denn so weit geht meine Nächstenliebe dann doch nicht.

Aber wie man sieht, bin ich noch immer sehr sarkastisch unterwegs,

was meine bösen Gedanken betrifft.

Nein, ich will nur darauf aufmerksam machen, dass ein jeder Mensch sich

tatsächlich immer mal wieder entscheiden muss, was er eigentlich will,

und dass es, zum Beispiel für einen gottgläubigen Menschen,

keine gute Idee ist, ausgerechnet dem eigenen Gott gegenüber ein solches Signal

zu senden wie „Ich will gar nicht leben !“, nachdem der einen biblisch vor eben

genau diese Wahl gestellt hat: „Leben oder Sterben“.

Wie heisst es so schön in der modernen Kommunikationsforschung ?

„Der Sender ist verantwortlich

(dafür wie sein Signal beim Empfänger ankommt und verstanden wird)“.

Und wenn bei mir ankommt, dass jemand nicht leben will,

dann halte ich die Wahrscheinlichkeit doch für erschreckend groß,

dass eben solche Signale auch von „höherer Stelle“ aus keinesfalls anders

verstanden werden, auch wenn ich selber noch so beherrscht und friedlich bleibe,

weil's nunmal keinen Sinn macht, durchzudrehen.

Es handelt sich ja sowieso bloß um ein Experiment,

und wenn jemand dabei dann, so als Ergebnis, von mir unbedingt als

A..loch oder ähnliches betrachtet werden möchte,

dann will ich dem auch nicht im Wege stehen,

obwohl es eben dann doch etwas sehr persönliches ist

und böse Gedanken vielleicht nicht immer rechtzeitig erkannt

und eliminiert werden, ehe sie dann, bei einer persönlichen Begegnung,

nicht doch als problematisch empfunden bis empfangen werden können...

nein, nichtmal von so einem selbstbewussten Menschen wie mir

kann man erwarten, dass ich dann voller Freude einfach auf den Mitmenschen zu gehe.

 

So viel zu den bösen Gedanken.

Nun aber zu etwas ganz Wundervollem, was zeigt,

wie wichtig es ist, dass zwischenmenschliches Geben und Nehmen funktioniert,

ja, dass es sogar über den Tod hinaus funktionieren kann,

und was aus einer zugedachten „Kleinigkeit“ werden kann,

sobald der „Geber“ seinen Willen bekommt und das Gegebene angenommen wird:

 

 

 

Ein immaterielles Geschenk

(In Erinnerung an Georg Danzer)

 

Dies ist eine kleine Geschichte, die im Zusammenhang mit der Begegnung

von Georg Danzer und mir (im Jahre 1985 im „Roten Punkt“ hier in Freiburg)

tatsächlich passiert ist.

Ich hatte sie bisher niemandem erzählt, dann aber – in englischer Sprache -

für den Tom Waits aufgeschrieben.

 

Wenn man meine Danzer-Übersetzungen ins Englische samt Kommentaren

aufmerksam liest, dann kommt man schnell zum Schluss, dass ich eine Art

„Elefantengedächtnis“ haben muss, und das stimmt, es ist auch nicht

ausschließlich auf die Begegnung von Georg und mir bezogen so,

sondern generell, aber bezüglich jener Nacht... arbeitet es besonders gut,

dieses, mein Elefantengedächtnis.

Viele Details sind bei mir also im Hinterkopf abgespeichert,

aber trotzdem kann sogar auch mein Gehirn mal etwas „verschlucken“,

um es dann jahrelang irgendwo begraben zu halten,

bis es urplötzlich doch wieder zum Vorschein kommt.

Und so ging es mir mit einem wichtigen Detail aus unserem damaligen

Gespräch, wichtig vor allen Dingen für den Georg, denn der hatte es mir

wiederholt gesagt, kurz bevor wir dann beide das Lokal verließen

und in andere Richtungen gingen.

Er sagte, dass er mir ein „immaterielles Geschenk“ machen möchte.

Kann sich jemand von Euch LeserInnen vorstellen,

wie es sich anfühlt, wenn man ein Geschenk bekommt,

obwohl inzwischen Jahre vergangen sind,

dass es einem geschenkt worden ist ?

Genau das ist nämlich passiert, als meine Erinnerung dann doch zurück kam.

Das Geschenk bezog sich auf eins von Georg's Liedern,

von dem er mir sagte, ich solle „es anhören und bitte persönlich nehmen“,

und „das“ wäre dann „das Geschenk“, sein Geschenk an mich...

als ob er mir noch irgendwas hätte schenken brauchen nach unserem

tollen Gespräch, nach dieser unerwarteten und ganz und gar erfreulichen

Begegnung.

Naja, ich kannte das Lied nicht, damals... genausowenig wie „Die Freiheit“...

und vielleicht war's dann dieses „nicht Kennen“, das, zusammen mit wohl

nachlassender Konzentration nach einem wirklich sehr langen Gespräch,

zu diesem „Erinnerungsloch“ führte, denn... ich hatte ausgerechnet das

dann sehr schnell wieder vergessen, obwohl mein Gehirn es ja glücklicherweise

trotzdem irgendwo in Sicherheit verstaut und nicht wirklich verloren hatte.

Es musste irgendwie im Zusammenhang mit meinem (künftigen) Blutsbruder

passiert sein, durch den der Georg sozusagen auf einem persönlicheren Level wieder

zurück in mein Leben kam, denn Ralf's allererste Frage an mich war

„Kennst Du den Georg Danzer ?“ gewesen.

Meine Antwort hat ihn umgehauen... lol.

Irgendwann dann muss es eben passiert sein und mein Gehirn spuckte

plötzlich diese Information aus: Ich muss mir ja noch ein Lied anhören,

unbedingt... denn der Georg, er wollte mir damit doch noch ein Geschenk machen !

Hm. Das Album gab's damals nur noch gebraucht auf Vynil, kostete aber nicht viel,

also schlug ich zu, ich hatte ja noch einen Plattenspieler.

Ich werd' hier jetzt aber weder Album noch Song verraten,

vielleicht kommt ja jemand drauf, wenn ich sage, dass...

der Song ein ganz eindeutiges Angebot enthält, ja, sogar eine dringliche

Aufforderung, und zwar zur Freundschaft.

Und das war's... ich sollte es persönlich nehmen, ich hatte aufmerksam genug

hingehört, um für mich dabei zu finden, was der Georg da gemeint hatte.

Freunde... egal, wo der andere gerade ist, was für verschiedene Wege wir nehmen,

was uns dann trennen sollte.

Und ich muss sagen... auf viele verschiedene Weisen hat sich alles,

was dieses Lied sagt, in meinem Leben als Wahrheit erwiesen,

also habe ich damit eine Erlaubnis bekommen, zu behaupten,

der Georg und ich waren... wir sind Freunde,

obwohl wir uns nur ein Mal im Leben getroffen haben.

Ich bin stolz, dieses Geschenk von ihm bekommen zu haben,

und für mich ist es genauso gültig wie es zu Beginn war,

obwohl ich's am Anfang ja gar nicht wusste...

Ich bin aus ganzem Herzen dankbar für das Geschenk dieser besonderen Freundschaft,

das bedeutete, dass wir uns gegenseitig überhaupt nichts (mehr) schulden würden,

aber auch bedeuet, dass es... immer noch gilt,

denn... es ist ja egal, wo der andere gerade ist.

Ich habe dieses Geschenk als eines der allerwertvollsten erfahren,

die man überhaupt bekommen kann,

denn ich kann nur bestätigen,

dass es wahr ist.

Er ist mir heute näher, als er es mir je gewesen ist,

und das ist ganz bestimmt keine Einbildung oder bloßes Wunschdenken.


 

DANKE DIR, BRUDER GEORG !

Geschenke sind dazu gemacht, angenommen zu werden,

und – besser spät als nie – ich hatte das große Glück, es zu können.


 

Dein FREUND Rupert

am 01.August 2018

 

 

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Siebenter Jänner Zweitausendneunzehn.

 

Heute habe ich Geburtstag, und da geize ich nicht sondern schenke mir selber etwas,

in diesem Fall eine Satire, weil ich da eben grade einen „Lauf“ habe,

und da sie in etwa widerspiegelt, wie es um's Experiment steht,

tu' ich sie nun hier dazu:

 

Der Eddi Arent-Klon

 

Nun mal raus mit der Sprache, wo hat er sich versteckt ?

Irgendwo muss er ja sein... dieser Schauspieler... dieser... dieser Eddi Arent-Klon,

genau, nichts anderes ist er, muss er sein, ein Eddi Arent-Klon, der sich für lustig hält,

aber es, anders als sein großes Vorbild, dann doch nicht ist.

Als es noch ums Nachäffen von Karl May-Verfilmungen ging,

da war's ja noch halbwegs okay,

denn da war er ja wenigstens unfreiwillig komisch,

bei den Edgar Wallace-Rollen jedoch bereits

wurde es langsam aber sicher kriminell, aber nun, da er alle möglichen Leute für

Harald Juhnke hält und mit denen immer wieder denselben Sketch spielt,

als ob es keinen anderen gäbe, nun ist er doch tatsächlich zur Landplage geworden

und es wird Zeit, dass man ihn endlich aus dem Verkehr zieht.

Ich befürchte allerdings, dass dieser Sketch für seine Opfer einfach zu alt ist,

um der Tatsache gewahr zu werden, dass sie da jemand als Juhnke-Ersatz missbraucht,

und deshalb werde ich wohl oder übel einen Youtube-Link dazu hier reinstellen müssen,

denn sonst blickt es keiner, dass ich, also für diesen Eddi Arent-Klon,

der unsichtbare Inhaber des Restaurants bin, obwohl ich ihn doch gar nicht

als Kellner eingestellt habe, und außerdem war er sowieso zu faul,

um sich seinen ganzen Text zu merken, ja, sich den Inhalt der Szene mal zu Gemüte

zu führen, denn dieser Gast da... also der Juhnke...der Harald...

er bekommt ja gar nichts geschenkt, er steht ja nichtmal auf der Empfängerliste,

obwohl ich ihm natürlich gerne was geschenkt hätte, wenn er noch am Leben wäre,

aber er ist ja... und nun kommt's... schon vor dem Eddi verschieden und damit tot,

also weist da ein Toter jemandem anders die Rolle eines Toten zu,

und das kann ja nicht gut sein, wenn man's aufs reale Leben überträgt.

 

Und außerdem stimmt da eben das Drehbuch nicht mehr,

denn selbst wenn dort jemandem was geschenkt oder spendiert würde,

dann ginge es noch immer nicht um etwas Bestimmtes, also...

etwas für ihn explizit Vorgesehenes.

Es müsste nämlich quasi um ein Menü gehen, das der Koch

und wenn, dann bin ich der, damit das klar ist ! -

extra und einzig für diesen Gast zubereitet hat, und das kann ja gar nicht dieser

Juhnke sein, denn der kann sich etwas aus einer Karte auswählen,

und außerdem fragt er den Ober ja auch noch nach einer Empfehlung.

Wurde denn wenigstens irgendwer von Euch Ersatz-Haralds danach gefragt, ob er

von diesem Ober eine Empfehlung will, oder ist der nicht doch einfach nur

aufgetaucht, um diese zwei Worte zu sagen, die ihm am Allerwichtigsten sind,

weil das ja am lustigsten sein soll und diesem drittklassigen Schauspieler

in Wahrheit nur die eigene Rolle wichtig ist, aus der er sich willkürlich

das Beste ausgewählt hat, um damit erfolgreich zu sein ?

 

Gebt es zu, so ist es gewesen, der Eddi Arent-Klon ist unvermittelt erschienen

und hat die ganze Zeit etwas von „Nicht nehmen ! Nicht nehmen !“ gefaselt,

und ihr habt's dann für einen Wink des Schicksals gehalten,

weil der Typ so bemitleidenswert aussah, als hätte er selbst von so einem Menü

gekostet und musste eben nun alle Welt davor warnen.

Und dann habt ihr Euch eben gar nichts mehr getraut,

egal, wie sehr's Euch angemacht oder wenigstens zum Probieren gereizt hat,

und nun... nun seid ihr leider tot, denn Harald ist es ja leider auch,

und als Tote könnt ihr ja nichtmal mehr Eure Namen auf der Empfängerliste lesen,

ja, es fehlt gänzlich die Erinnerung dran, auf so was jemals gestanden zu haben.

Und irgendwo muss er eben noch sein, dieser ekelhafte Eddi Arent-Klon,

und versteckt sich vor dem Restaurant-Inhaber, dem er das Geschäft hat ruinieren wollen.

Ja, darum ist's diesem Irren die ganze Zeit über gegangen,

denn... er denkt in Wahrheit ja immer nur ans blöde Geld,

dabei geht es in der Geschenkausgabe verd... nochmal um Geschenke,

und wenn ich da eine Analogie ziehen soll zum vermaledeiten Uraltsketch,

dann bin ich eben, wie gesagt, viel eher der Koch, der sich in seiner Berufsehre

angegriffen und die eigne Arbeit von einem Banausen schlecht gemacht sieht.

 

Und natürlich hat dieser Koch eine Stinkwut, und die ist mindestens so schlimm wie

die vom Restaurantbesitzer, der ich nicht bin, also rückt schon damit raus,

ihr toten Haralds dieser Welt... wo versteckt sich der Eddi Arent-Klon ?

Es ist doch absolut sicher, dass der hier irgendwo rumschwirren muss,

anders kann es ja gar nicht sein, lügt mich bloß nicht an, sonst hole ich

mein Nudelholz oder geb's Euch mit der Bratpfanne,

ja, ihr könnt froh sein, dass ich mich nicht in Josef Bierbichler verwandle,

denn den Knochenmann behalte ich mir dann doch vor für diesen unkomischen

Komiker, der das alles hier für eine Komödie hält.

Und natürlich wird der nie verstehen, was am anderen Josef, dem Harder,

der ja auch im Knochenmann mitspielt, überhaupt lustig ist,

denn außer Eddi ...mit oder ohne Harald... kennt der doch gar keinen anderen Humor,

vielleicht gerade noch Dick & Doof, obwohl man die doch nicht so nennen soll,

und, klar, Louis de Funes, denn dessen Restaurantleiter,

so stellt es sich das A...loch wohl vor,

soll nun ich geben. Daraus wird aber nichts, denn ich bin der Küchenchef,

und der ist dann doch ein wenig brutaler als ein hyperhibbeliger Franzose,

und unser Eddi wird in diesem anderen Film etwas überfordert sein, klar.

 

Außer diesem „Nicht Nehmen !“ hat er doch sowieso grad keine Weisheiten drauf,

und damit muss es eben nun endgültig ein Ende haben,

und es wird sowieso eindeutig Zeit, ihm in Sachen modernerer Filmkunst mal

etwas Nachhilfe zu erteilen, sonst wird’s ja nie was mit einer Rolle in den

künftigen Staffeln von Babylon Berlin, denn dort tritt ja nur die Creme

der deutschen Schauspielkunst der Gegenwart auf, und eigentlich wollte

dieser Arent-Klon ja mal ein guter Schauspieler werden,

ehe er auf die blöde Idee kam, den Eddi nachzumachen.

Bestimmt ließe sich da, zum Beispiel als schöne, in mehrere Glieder zerteilte Leiche,

dann doch was für ihn machen, ich bin ja immer gerne behilflich, wenn ich kann,

aber diese Komiker von einst, die braucht doch heute kein Mensch mehr,

wir haben ja genug zu leiden, wenn Otto wieder live in unsere Stadt kommt,

und das ist immerhin der echte, Hänsel und Gretel in Dauerschleife,

wenn man Glück hat, auch der menschliche Körper, aber die neuen Nummern...

also echt, die könnte er sich sparen, ganz schlimm ist das mit der Küche,

da kommt man sich ja verkohlter vor als der Ottifant am Ende.

Er war eben auch noch nie beim Knochenmann... und damit in meiner Küche,

also Schwamm drüber, es muss ja auch nicht sein, er ist immerhin kein Brechmittel

und selbst der sprechende Föhn einer gewissen SS ist mir, trotz der historisch zu

nennenden Verkokelung samt der seither grassierenden Rasierunsitte,

immer noch lieber als des falschen Eddie's „Nicht Nehmen !“.

 

Dem werd' ich was blasen, wenn ich ihn endlich finde... der Radetzky-Marsch

ist gar nichts dagegen, und da, wo ich ihm reintrete, bei seinem Kosakenzipfel nämlich,

wird es so empfindsam sein, dass ihm Loriot's Jodeldiplom hinterher automatisch

verliehen wird,

denn das ersetzt den ganzen Kurs.

Wie aber soll ich Euch Haralds wiederbeleben ?

Wie bekomme ich dieses „Nicht Nehmen !“ aus Euren Köpfen wieder raus ?

Schaut's Euch doch mal selber an:

Ah... man ist doch wieder zu den Lebenden zurückgekehrt !

Prima. Und wenn's mit dem Nehmen wirklich nichts sein soll,

könnt ihr, da lebendig, ja immer noch was geben,

und da hält Euch dann nichtmal so'n blöder Eddi Arent-Klon von ab,

also lasst Euch auch von anderen ungefragten Ratgebern nichts mehr vorschreiben,

und wenn, dann bitteschön von mir, denn ich bin der Gute...

wie eben auch der Bierbichler im Knochenmann... ääääh... Moment...

zumindest wie einer der beiden Josefs dort... hehe.

Ja wo ist denn unser Eddilein ? Putputtputtputtput...

 

Rupi am 07.01.2019

in Memoriam Harald & Eddi, Laurel & Hardy, Louis de Funes sowie Vicco von Bülow.

 

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Die richtige Idee

 

Die richtige Idee, der richtige Gedanke,

man müsste sowas natürlich immer zur rechten Zeit haben,

und dann... sollte es sich auch bitteschön durchsetzen,

aber die Erfahrung sagt, dass dem nicht automatisch so ist,

denn wenn sich, in der Menschheitsgeschichte,

jemand durchgesetzt und Erfolg gehabt hat,

dann sicherlich nicht immer mit der richtigen Idee.

Man muss ja nicht gleich Adolf Hitler als Beispiel anführen,

obwohl der natürlich ganz besonders deutlich zeigt,

wie verführbar Menschen für falsche Ideen sind,

man kann sich ja zum Beispiel auf die Atomkraft einigen,

von der man zwar sagen könnte, sie wäre zumindest

temporär eine „richtige“ Idee gewesen,

aber auch wenn wir die Kernkraftmeiler alle abgeschaltet haben,

werden wir noch immer mit dem Atommüll leben und

die Frage der Entsorgung befriedigend lösen müssen,

und allein schon dieses „Erbe“ einer einst sehr erfolgreichen

Idee, es zeigt, dass man sich, in verantwortlichen Stellen,

einfach nicht genügend Gedanken gemacht hat, ehe es

an die Umsetzung der Idee ging... und, was auch wichtig ist,

an manchen Orten der Welt hält man noch immer an ihr fest.

Aber dies soll kein Aufsatz gegen irgendwas werden,

von dem ich glaube, dass es falsch ist, ich wollte nur

verdeutlicht haben, dass es sich nicht so einfach verhält,

dass man eine richtige von einer falschen Idee

anhand des Erfolgs unterscheiden könnte,

denn Erfolg ist doch, immer wieder, eine trügerische Angelegenheit.

 

Auch wenn's nerven sollte, will ich dies nun untermauern

mit dem Erfolg, den meine Lieblingsband Barclay James Harvest

auch noch über lange Jahre hatte, nachdem mit Woolly Wolstenholme

ein ganz wesentlicher Faktor aus der Gruppe verschwunden war,

der zum Erreichen des „Durchbruchs“ im Jahre 1977 beigetragen hatte,

und damit den Erfolg auch späterer Jahre mit ermöglichte.

Das große Vertrauen, welches bei den Konsumenten und Fans

geschaffen worden war und den Bandnamen zu einer Hausmarke

machte, es hielt eben sehr lange an und definierte sich

über hauptsächlich Qualität, und Woolly spielte dabei eine große Rolle,

obwohl er mit seinen eigenen Kompositionen bald in den Hintergrund geriet.

Dass John Lees und Les Holroyd, als Songschreiber,

für den Erfolg „wichtiger“ erschienen, hat es, nach Woolly's

Ausstieg, natürlich einfacher gemacht, die Käufer so lange

bei der Stange zu halten, aber je länger BJH als Trio mit Gastmusikern

unterwegs waren, umso trügerischer wurde ihr Erfolg.

 

Spätestens mit „Turn of the Tide“ (1981) wurde hörbar, was

der Gruppe – und damit auch den Liedern von Lees und Holroyd -

fortan fehlte, und dass die qualitative Kontinuität,

die diese Band zuvor besonders ausgezeichnet hatte, nicht mehr wie zuvor

gegeben war, ja, ihre klangliche Identität sich in einem Auflösungsprozess

befand, trotz der vertrauten Gesangsstimmen und der instrumental

nach wie vor vorhandenen, persönlichen Stile und Fähigkeiten.

Was dem Trio zunächst „zu Hilfe kam“, das war ausgerechnet

das „Hineinpassen in die Zeit“, welches zuvor und für den Durchbruch

fast überhaupt keine Rolle gespielt hatte, und... dass sie mit „Life is for Living

einen veritablen Singlehit am Start hatten, der, neben den „alten Fans“

und Käufern, mehr denn je auch die „Laufkundschaft“ unter den Musikhörern

ansprach, die nun bereit war, sich auch mal ein Album von BJH anzuschaffen.

Als solcher, bereits anno 1981 (!) „alter Fan“, arrangierte man sich mehr

oder weniger mit diesem „Abdriften in den Kommerz“, solange es auf

den Alben noch genügend Anzeichen der Qualität gab,

wegen der man zum überzeugten Fan geworden war,

außerdem gönnte man der Band den „Hit“ und damit den finanziellen Erfolg,

aber ich bin wahrlich nicht der einzige gewesen, der beim Ausblick

in die Zukunft schon damals erhebliche Zweifel bekam.

 

Der weitere Weg und damit auch die Produktion der nächsten beiden Alben,

sie gestalteten sich nicht unproblematisch, denn die Band brauchte eine

neue Identität“ und war als Einheit bereits am Auseinanderdriften.

Ausgeglichen wurde dies durch den Produzenten Pip Williams,

der dann neu ins Boot geholt wurde für die Alben „Ring of Changes

und „Victims of Circumstance“, so manches Orchesterarrangement schrieb,

auch mal Gitarre beisteuerte und den Keyboardspieler Bias Boshell

mit ins Spiel brachte, welcher – für meine Ohren – zumindest auf „Ring of Changes“

zu großen Teilen eine gute Figur machte. Die „neuen BJH“ - sie klangen

softer, luftiger, passten gut in die Zeit und waren nicht bar jeder Qualität,

auch wenn man's nicht mehr wirklich vergleichen konnte mit den wahren

Meisterwerken. Nur erwies sich dieser zaghafte Hoffnungsschimmer

nicht als tragfähiges Konzept, das über dieses eine Album hinaus

aus dem Trio wieder eine Band hat machen können, im Gegenteil.

Victims of Circumstance“ - als Song ein weiterer veritabler Hit,

als Album eine Notlösung – und vor allem die Konzerte, die man

nun mit Bias Boshell und zwei weiblichen Backingsängerinnen gab,

es wird, unter den Fans, weitläufig als „Fehler“ eingestuft und verbucht,

und dies trotz des Erfolgs, der den von „Ring of Changes“ noch übertraf.

 

Für mich ist das Anhören von „Live at Wembley“ alles andere als

ein Vergnügen, denn das, was man da hören kann, hat mit meiner

Lieblingsband so gut wie gar nichts mehr zu tun, ja, je mehr ich die

Lieder mag, die da gespielt werden, umso schlimmer wird’s für mich.

Und eigentlich hätte sich die Band danach trennen sollen,

John Lees wurde sowieso immer schwerer zu überzeugen,

wenn es ans Weiterarbeiten ging, er hatte mehrfach aufhören wollen,

weil es auch für ihn... von einer ursprünglichen Herzensangelegenheit

zu einem geschäftlichen Zweckbündnis geworden war und

ihn unbefriedigt zurückließ, egal, wie erfolgreich man noch immer war.

Aber es ging weiter, wenn auch mit größeren Pausen zwischen Alben

und Tourneen, und sie blieben auch erfolgreich, bis dann...

1993, wie aus heiterem Himmel, der „Einbruch“ kam.

War denn „Caught in the Light“, das damals neue Album,

wirklich so schlecht gewesen ?

 

Man kann darüber geteilter Meinung sein.

Die beste Zeit, sie lag schon sehr lange zurück,

und natürlich war der Vorgänger, „Welcome to the Show“,

teurer und besser produziert gewesen,

hatte mehr Input von unterschiedlichsten Hilfskräften erfahren

und war klanglich einheitlicher ausgefallen als dessen Vorgänger

Face to Face“. Aber besser ? Als „Caught in the Light“ ?

John Lees kam mit seinen Liedern auf „Welcome to the Show“

natürlich „besser weg“, weil er eben nicht mehr oder weniger alleine

an ihnen rumbasteln musste, aber für meine Ohren wurde das damals

ausgeglichen“ durch die Beiträge vom Les Holroyd,

und, ganz ehrlich, ich war ja schon froh, wenn mir überhaupt

ein Lied so richtig gut gefiel wie's mit „Cold War“ der Fall war,

zuvor mit „If Love is King“ oder „African“,

ich erwartete überhaupt nicht mehr, dass BJH mich

mit einem ganzen Album überzeugten,

für mich war lange klar, dass sie ohne Woolly Wolstenholme

nie wieder die Band sein konnten, die mein Herz erobert hatte

und mich lebenslänglich zum Fan gemacht hatte.

 

Es gab ja immerhin noch... die Konzerte, in denen nach „Glasnost

zusehends auf alte Klassiker gebaut wurde, und je näher sie da,

wie 1990 bei z.B. „Jonathan“ und „For Noone“ geschehen,

an den Originalarrangements blieben, obwohl das Mellotron

natürlich durch Synthesizer ersetzt wurde, umso geiler war's dann auch...

aber die Hörer, die damals gekommen waren, um Lieder von

Welcome to the Show“ zu hören, bekamen gerade mal 4 davon,

und bei der „25th Years Anniversary Tour“, die damals zur

Best of“ (der Polystar) absolviert wurde, wurde das ganze,

wenn man hier mal die Erwartungen/Hoffnungen eines der zahlreichen

CD-Käufer (die „Best of“ setzte letztmals über 250.000 Einheiten

in Deutschland ab !) abwägt gegen die des langjährigen Fans,

zu einer fast schon schizophrenen Veranstaltung.

Wieso ? Nun... der langjährige Fan, er wurde mehr oder weniger

befriedigt, jedenfalls in mir, als ich 1992 in der Freiburger Stadthalle war.

Nicht nur „Mockingbird“, „Child of the Universe“, „Rock'n'Roll Star“, „Berlin

und natürlich auch „Poor Man's Moody Blues“ und „Hymn“ (alle mit

dabei auf der „Best of“) gab's zu hören,

sondern auch (nicht auf der „Best of“ !) „Medicine Man“, „Crazy City“,

Suicide?“ und „Play to the World“... vorrangig also ein Set

bestehend aus liebgewordenen Klassikern.

Der „Best of“-Käufer, der aber nun die ganze Palette an „Hits“ erwartete,

musste damals auf „Titles“, „Loving is Easy“, „Love on the Line“,

Ring of Changes“,Victims of Circumstance“ und anderes verzichten,

bekam aber „immerhin“ noch „John Lennon's Guitar“ und,

natürlich, „Life is for Living“.

Wenn man dann noch berücksichtigt, dass „BJH live“ in vielen Fällen sowieso nicht

klangen/klingen wie „BJH Studio“, dann kann man sich vorstellen,

welche Überforderung auch das beste Konzert der 1992-Tour für

einen Gelegenheitshörer darstellte, der sich mit Hilfe seiner CD auf eine Art

Best of“-Abend eingestellt hatte.

 

Es kamen viele Faktoren zusammen, als 1993 der Erfolg

ganz plötzlich „abriss“, und die tatsächliche Qualität des Albums

„Caught in the Light“, sie hatte damit eigentlich nur am Rande zu tun,

denn der Erfolg von BJH, er war – ohne Woolly – einfach viel zu lange

überhaupt nicht mehr der Erfolg einer richtigen Band gewesen und

von viel zu vielen Faktoren abhängig geworden, die nun alle, mit einem Mal,

nicht mehr ineinander spielten, sodass sich nun auch Dinge zu rächen begannen,

die sich im Laufe der Jahre eingefahren hatten.

Auf jeden Fall sind die Jahre 1982 bis 1991, in denen das Unternehmen

BJH erfolgreich „weiterlief“, Jahre eines immer trügerischer werdenden Erfolgs

gewesen, und dass dann, anno 1997, nicht nur endgültig die Luft raus war,

sondern mit „River of Dreams“ - nach „Caught in the Light“ - der zweite Flop

in Folge eingefahren wurde, hätte eigentlich niemanden verwundern sollen,

auch nicht jene Fans und Hörer, die auf dieses Album schwören.

 

Klar war ich traurig, als mir 1997 beim „Classic Rock Open Air“ ein für allemal

bewusst wurde, dass es nun „vorbei“ ist. Aber ich konnte ja nicht wissen,

dass Woolly Wolstenholme zu zumindest John Lees „zurückkehren“ würde,

ja, dass selbst sein Suizid dann nicht bedeuten sollte, dass der mit seiner Hilfe

wiedergefundene „Spirit“ in John's Band wieder verloren ginge,

außerdem sind die Zeiten nun wiederum andere als in den 90er-Jahren,

auch Les Holroyd profitiert vom „Kult Status“, den BJH mittlerweile

innehaben, und das „Geschäft“, wenn überhaupt, wird längst vorrangig mit

Livekonzerten gemacht. Und hier muss ich natürlich meine These vom

trügerischen Erfolg“ entsprechend abmildern, denn mal abgesehen vom „Victims“-

Disaster, selbstverständlich leisteten BJH auch ohne Woolly im Konzert

meist qualitativ gute Arbeit, aber den Ruf, auf der Bühne richtig gut zu sein,

den hatte man sich ebenfalls mit ihm zusammen erarbeitet,

er rührte zurück bis ins Jahr 1974, wo die Band, nun gezwungenermaßen

ohne Orchester, begann, entsprechend hart zu arbeiten, damit die Musik

auch zu viert überzeugend von der Bühne klang.

 

Hm. Eigentlich sollte ich diesen Text nun unter „BJH“ posten, mal sehen.

Aber er ist noch (lange) nicht zuende geschrieben,

auch wenn ich thematisch noch ein wenig bei Woolly verweilen möchte.

Dieser Eintrag/Aufsatz geht ja um „die richtige Idee“,

und egal, mit wem man spricht, alle werden's bestätigen, die mit ihm zu tun hatten:

Woolly war ein Mann voller Ideen, ein „Ideengeber“, ein unbändig kreativer Geist,

der sich seltenst mit „dem nächsten besten“ zufrieden gab,

weil die Kunst ja etwas Besonderes haben,

sich durch Besonderheit auszeichnen sollte, das war ihm im Zweifelsfall dann auch

wichtiger als der kommerzielle Erfolg, obwohl man sich, wenn man sich mal

Pas de Deux“ auf seinem „Grim“-Album vorurteilsfrei anhört,

das ein oder andere seiner Werke dann doch gut vorstellen kann in einem

Musical-Blockbuster, und dann auch noch... als „Hit“.

Wieso ist das so ? Nun, weil sein Herz ihm dann doch wichtiger war als der Kopf,

weil er nicht nur Originalität sondern auch Schönheit liebte,

weil Kunst für ihn ein Kompendium war aus unzähligen Kleinigkeiten,

die sich bei ihm dann zu einem großen, eigenwilligen Ganzen zusammenaddierten.

Und auch mit ihm, also... wenn es nicht um seine Lieder ging... war dann

eben immer jemand da, der sein Ohr auf Kleinigkeiten, auf Details richtete,

die zu Originialität und/oder Schönheit beitrugen, und auf die andere Menschen...

oft überhaupt nicht achten. Er nahm zwar die Dinge und damit auch die Lieder

so an, wie er sie vorfand, aber dann... zerlegte er sie analytisch, um seinen

Beitrag zu leisten, und dieser war dann oft immens, denn der Mann hatte Ideen,

auf die außer ihm wohl niemand gekommen wäre.

Und was BJH betraf... müssen es ja zum großen Teil „die richtigen Ideen“

gewesen sein, vor allem, was das „Durchbruchsalbum“ namens „Gone to Earth

anging, das er, laut David Rohl, maßgeblich geprägt, ja „gemacht“ hatte,

obwohl dort, mit „Sea of Tranquility“, ja nur ein einziges seiner Lieder zu hören war

(aber was für eins... !). „Gone to Earth“ bleibt ja bis heute der größte Erfolg

meiner Lieblingsband und, da es keinesfalls mein Lieblingsalbum ist,

gibt mir auch noch immer das ein oder andere Rätsel auf.

Aber es ist ja auch bei mir der Beginn gewesen,

hatte mich damals voll und ganz überzeugt,

süchtig nach mehr“ gemacht, auch ich war schließlich mal jung... lol.

 

Und nun bin ich alt. 54 Jahre sind es bereits, und wenn ich nicht bald „die richtige Idee“

habe, dann wird’s nicht viel mehr, befürchte ich.

Ich bin zwar auch ein „Mann voller Ideen“, aber zum „Ideengeber“ langt es

auch erst, wenn die Ideen von jemandem „genommen“ werden,

und was die eigene Arbeit betrifft, so bin ich ausgepowert und müde,

was natürlich logisch ist, wenn man sich mal das Arbeitspensum betrachtet,

das ich allein in den letzten 10 Monaten absolviert habe,

denn das ist... fast schon nicht mehr menschlich, aber trotzdem hab ich's gern getan.

Es ist wichtig für mich... dass ich das, was ich tue, auch gerne mache.

Ich glaube außerdem noch immer, dass ich da nicht nur massenweise Ideen hatte,

deren Umsetzung mir dann auch noch geglückt ist,

sondern, wenn man sich mal die „Geschenkausgabe“ anguckt,

auch immer wieder „die richtige Idee“ mit dabei war,

vielleicht nicht in jedem Fall und damit für jeden,

aber die menschliche Fehlbarkeit, sie gehört natürlich auch zur Kunst dazu,

solange sie von Menschen gemacht wird.

Das Problem ist... ich leb' in einer Zeit und Welt, in der es sich dann um's

Verrecken nicht auszahlen will,

in der nichtmal mit Geschenken etwas bewegt werden kann,

weil ja alles etikettiert und vermarktet werden muss,

und ich bin gesundheitlich angeschlagen.

Das Leben, welches ja auch ein Geschenk ist, es ist nichts mehr wert,

höchstens die Vermarktbarkeit und damit über ein Etikett,

und dann heisst's nur noch „win or lose“, Gewinner oder Verlierer eben,

und dazu will ich aus dem Lied „Green and Grey“ von New Model Army

zitieren: „...as if that was all there was“.

Ist das alles ? Und wenn, wieviel soll einem das „Gewinnen“ dann bedeuten ?

Ist es denn mehr wert als die richtige Idee, ein Mann voller Ideen, ein Ideengeber ?

Seit wann ? Und wo soll das enden ? Man wird doch automatisch krank davon,

weil es falsch ist, weil es gar nicht richtig sein kann, und krank...

bin deshalb eben auch ich.

 

Immer wieder denke ich: „Ich mach' das nicht mehr lange“,

und manchmal antwortet mir mein Körper dann auch: „Ja, ich auch nicht...

und zwar nicht mehr mit !“. Bin müde, traurig, furchtbar enttäuscht,

klar, aber enttäuscht kann man ja nur sein, wenn man sich getäuscht hat.

Da hab' ich wohl meinen Mitmenschen viel zu viel zugetraut,

sonst würde ich ja nicht immer wieder an dem Punkt ankommen,

an dem es so scheint, als würde ich tatsächlich zu viel verlangen.

Also ganz ehrlich, das mit dem „zu viel verlangen“, das lasse ich nicht gelten,

wenn überhaupt, verlange ich immer wieder von mir selbst zu viel,

aber von Euch da draussen ?

Ne, das kann nicht sein, weil man als Mitmensch durchaus zumindest

ein Minimum an Fairness und vielleicht sogar Menschlichkeit verlangen können muss,

sonst kann man ja gleich auf den Mond umsiedeln.

Metaphorisch gesprochen, natürlich.

Manche Leute machen da keinen Unterschied und reduzieren es auf

„falsche Erwartungen“,

ja, sagen, dass es am besten ist, wenn man überhaupt keine Erwartungen hat,

und klar, so kann man's auch sehen, doch ich wüsste nicht, weshalb ich

mir alle Erwartungen abschminken soll, um dann doch letztlich...

Erwartungen anderer zu erfüllen, ich sehe da ein Mißverhältnis,

mit dem sich abzufinden auch dann keine gute Idee ist,

wenn ausgerechnet die dann die „richtige“ sein sollte,

denn dann füge ich mich ja ein in ein „Verschiedene Klassen“-System,

nämlich Klasse A – darf erwarten, was sie möchte und Klasse B – sollte besser

überhaupt nichts erwarten sondern muss dankbar sein, wenn's für die Existenz reicht.

 

Existenz ? Nun, das reicht auf Dauer vielleicht anderen, weil sie gar nicht wissen,

was Leben ist, nichtmal dann, wenn sie's wissen sollten... und Existenz

ist dafür eine Grundlage, die verschwendet wird, wenn es nicht zum Leben kommt.

Nein, ich verlange und erwarte mit dem Leben in Wahrheit überhaupt nicht zu viel,

aber ich traue Euch eben zu viel zu, weil ich doch immer wieder auf beides,

auf Fairness und auch Menschlichkeit setze, wie ein uneinsichtiger Dickkopf,

der sich seiner diesbezüglichen Illusionen bis zuletzt nicht beraubt sehen möchte,

um dann eben doch... nicht mehr weiter zu können, nicht mehr weiter zu wollen,

nicht so, nicht hier und ganz bestimmt nicht auf vorgezeichneten Wegen,

die weder originell noch schön sind, aber von denen man meint,

man „müsse“ sie gehen, weil sie eine Grundlage mit ermöglichen,

die durch sie aber automatisch bereits wieder verschwendet wird.

So was ist nur für Leute, die so sehr an ihrer irdischen Existenz hängen,

dass sie den Tod fürchten, und damit nichts für mich.

 

Nein, ich bin außerdem auch dafür viel zu müde,

hab vielleicht auch keine „richtige“ Idee mehr, höchstens eine „falsche“,

und das wird auch egal, weil's ja doch nur um den Erfolg geht,

aber nicht darum, womit, und dann wird irgendwann jede richtige Idee

zu einer falschen, denn es wird unterm Strich ja sowieso alles entwertet,

was irgendwann, für irgendwen, mal von Belang gewesen sein sollte.

Mich ekelt, in einer solchen Welt zu leben.

Ich schäme mich, zu einer Rasse zu gehören, die's offenbar nicht besser weiß.

Nur deshalb schließlich traue ich ihr zu viel zu.

Ich weiß es ja schon seit Woolly's Suizid, dass ich eigentlich nichts mehr zu tun

haben will mit einer Spezies, die es so weit kommen lässt – bei ihren besten Exemplaren.

Ich weiß es, hab' es aber dennoch immer wieder verdrängt und neu versuchen wollen,

weil... es kann ja nicht, es darf ja nicht so schlimm sein...

aber es ist so schlimm.

So schlimm:

Aphorismen und Kurzgedichte

Es ist widerwärtig.

Ich mache mich also bereit für etwas anderes,

denn eine bessere Idee habe ich wirklich keine mehr.

 

Rupert am 14.01.2019

 

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Das Ende des Experiments

 

a) Ein abgebrochenes Gedicht vom 17.01.2019


 

Warum man mir so wehtut ?

Ich weiß es nicht.

Wahrscheinlich kann man's Leben

nicht ertragen.

Das eigne ist zu dürftig

das Ego spricht

und muss sich über's Beste

noch beklagen.

 

So wird der Mord vollzogen

und täglich neu

die falsche Wahl bedeutet

Unterdrückung

und immer wird gelogen

man bleibt dabei

als warte in der Hölle

die Verzückung.

 

Und hast du eine Sehnsucht

vergiss sie schnell

es darf nie eine Antwort

auf sie geben -

Abbruch.


 

b) So tief verletzt (– in Prosa geht es besser.)

 

Weshalb man mich so tief verletzt, ich kann es nicht sagen,

es gibt keinen Grund, ich habe niemandem einen gegeben,

das stimmt einfach nicht, und dass jemand vor irgendetwas Angst hat,

was er oder sie sich einbildet, reicht nunmal beim besten Willen nicht aus,

denn sonst können wir gleich zurück zu hakennäsigen Juden oder

sonstwie einem Feindbild, das man sich als reine Projektion geschaffen

und übernommen hat, na toll, das macht einen dann weniger schuldig,

wer's glaubt, soll besser nicht selig werden.

Ne, erst heute früh hatte ich wieder so einen masochistischen Anfall,

weil ich mir vorstellte, wie geil es wäre, wenn der Marius tatsächlich

den „Deutschen Sünder“ gibt, unglaublich geil wäre das,

aber natürlich braucht er's nicht tun, blöderweise ist's ja nicht ihm eingefallen,

und dann kann's ja nicht denselben Wert haben, auch nicht dann,

wenn man's ihm schenkt, aber ganz ehrlich, zum Kotzen ist so ne Einstellung

trotzdem, erst Recht wenn's jemanden trifft, der kein Licht und kein Land mehr sieht,

finanziell, zukunftstechnisch, aber was am meisten weh tut, das ist eben...

die vollkommene Abwesenheit von Menschlichkeit.

 

Die nimmt einem wirklich auch noch den Rest Lebenswillen für hier,

die lässt einen schon hoffen, dass der aktuelle Husten doch was Schlimmeres sein möge,

an dem man dann verrecken darf, man hat ja schließlich lang und stark genug geraucht,

denn wenigstens dieses Versprechen, das namens „Rauchen ist tödlich“, sollte

sich irgendwann einlösen.

Und solange dies nicht geschieht, fragt man sich natürlich trotzdem wieder,

was man da wem angetan haben könnte, und alles, was mir da einfällt, sind Dinge,

die niemals passiert wären, wenn nicht irgendwer etwas von mir gewollt hätte

und mir dann in den Rücken fiel, als es entweder darum ging, dazu zu stehen,

oder... als er's doch tatsächlich bekommen hatte.

Doch, solche Dinge hat's natürlich gegeben, und die fallen mir dann ein,

es war immer mit Arbeit meinerseits verbunden, es hatte seltenst was zu tun mit

ausgerechnet meinen Wünschen, Plänen und Zielen,

aber es kam dann eben nicht nur vor,

dass ich dann der A... war, sondern leider auch, dass ich jemanden für ein A... hielt,

im Fall von, das sag ich hier ganz offen, Ludwig Hirsch, dann auch fälschlicherweise,

denn die Anonymität, die der Hans Küng damals für sich reklamierte,

hatte dies möglich gemacht.

Und natürlich war es der, war es nicht der Hirsch,

aber so falschen Heiligen ist sowas natürlich egal, für die sollen sowieso andere bezahlen,

sie brauchen nur weitere Gründe zum Klagen, und wieso nicht

- statt den direkten Weg zu nehmen und selber zu sich zu stehen ! - sich an ausgerechnet

den wenden, der selber ja nix tut außer einem in den Ohren zu liegen wie ein Terrorist,

und der ist dann empört, enttäuscht, das unbefriedigste A...loch auf der ganzen Welt,

weil was er versteht ist NULL, wieso denn auch sollte man mehr fordern können.

Kein Mensch braucht solche „Freunde“, solche „Helfer“, solche illoyalen Schwätzer,

die sich selber aufspielen und immer nur haben, haben, haben wollen.

Wie nebenbei ist dann alles wieder für die Katz gewesen, ist ja logisch,

denn Arbeit... sie zählt eben überhaupt nichts, mir wird schon wieder schlecht,

ich verliere schon wieder alle Lust, ich laufe Gefahr, auf alles und jeden zu fluchen,

nur damit die Flüche dann auch bei den „richtigen“ ankommen mögen.

 

Aber das ist eben auch ein Teil der Verletzung, die da nicht endet,

denn was da aus mir gemacht wird, es ist eben ein Misantroph, und ich war nie einer,

da muss schon wahnsinnig viel passieren, dass bei mir eine solche Kehrtwende einsetzt,

und dieses wahnsinnig viel, das hat man sich dann eben doch erlaubt,

ausgerechnet mir gegenüber, und dann steh ich da und frage:
 

„Was habt ihr mit meinem Inneren gemacht ? Warum ? Was bringt Euch das ?

Wollt ihr wirklich in alle Ewigkeit von mir gehasst werden ?

Ihr kriegt das hin, ihr kriegt das wirklich hin, ich will ja schon gar kein Mensch mehr sein,

ich schäme mich zutiefst dafür, und eigentlich will ich nichts mehr von Euch,

ich habe ja auch um Hilfe gebeten, es kam darauf nicht eine Antwort,

ich könnte nicht nur längst tot sein, ich find's bedauerlich, dass ich's noch nicht bin,

denn eigentlich will ich gar nichts mehr von Euch, außer dass ihr mich wenigstens in

Frieden gehen lässt und dabei akzeptiert, dass ich keiner von Euch sein will,

ich hab's probiert, lang genug, aber es wurde immer schlimmer damit,

und zwar für mich, und an mich hab' ich zu lange viel zu wenig gedacht,

damit ist vorbei, ihr seid's nicht wert, auch Eure eignen Kinder nicht,

ihr seid überhaupt nichts wert, aber ich kann mir wenigstens sicher sein,

dass dieses schiefgegangene Experiment namens Mensch der Evolution

zum Opfer fällt und ausstirbt, doch, das beruhigt mich ungemein,

denn auch um die wahren Schätze, die Künste, ist's nicht wirklich schade,

wenn da überhaupt niemand ist, der sie verdient hat."

 

Merkt ihr, wie böse ich bin ? Und auch das... es ist einfach ein Unding, natürlich ist es das,

aber keins, worüber IHR ein Recht hättet, Euch zu beschweren, nein, ICH beschwere mich

darüber, weil ich das nie war, versteht ihr das ? Ich bin NIE so böse gewesen,

ich bin überhaupt nicht böse gewesen, eher naiv wie die Evelyn Burdecki,

na gut, hab' nicht so nen schönen A... lol... aber es ist eben so geworden,

und es wird nicht besser, im Gegenteil, wenn der Tod nicht dazwischen kommt,

dann schreibt sich mein Hass auf Euch fest, das könnt ihr Euch gar nicht vorstellen,

mit jeder weiteren Wegnahme, sei es an Menschenwürde dadurch, dass ich ins System

gezwungen werde, sei es an Hab und Gut dadurch,

dass ich mich nicht hineinzwingen lasse,

es wird immer mehr Hass werden, ganz sicher, und verzeihen werde ich dann überhaupt

nichts mehr, gar niemandem, ich präsentiere eher noch der eignen Mutter eine Rechnung,

wenn wir uns wieder gegenüberstehen sollten, als dass ich dann noch über irgendwas mit

mir reden ließe, denn Unrecht bleibt Unrecht, und wieso man mich so verletzt -

und das über Jahre, Jahrzehnte hinweg – und keine Anstalten macht,

da auch nur irgendwas dran zu ändern, ich kann es nicht sagen,

aber einen Sinn, den hatte es nie, wird es auch

nie bekommen, und aus falsch wird auch in Millionen von Jahren kein richtig,

genauso, wie auch eine Mehrheit aus Antisemiten den Holocaust

niemals rechtfertigen kann.

 

Betrachtet eben das Experiment als beendet, gescheitert, ich habe keine Lust,

jetzt im Nachhinein

da noch drin rum zu korrigieren, aber geschenkt ist da eben doch nichts,

weil es kein Geben und kein Nehmen mit Euch gibt und diese Entscheidung

gegen das Leben von mir persönlich genommen wird,

es ist nämlich eine Entscheidung gegen MEIN Leben,

und die hat (m)eine Entscheidung gegen EUERS zur Konsequenz,

denn ein Freund der Menschen, das war ich lange genug,

es hat mich zu viel gekostet und es verlangt noch viel, viel mehr,

weshalb ich nun NEIN sage und Euch alle zum Teufel schicke,

ich verstehe unter Menschsein nämlich was anderes,

aber dass ich damit alleine bin,

und das auch noch in einem verflucht reichen, privilegierten Land,

das schlägt dem Fass den Boden aus und zeigt mir ganz deutlich,

was der Rest der Welt zu erwarten hat von denen,

denen es „gut geht“, nämlich alles mögliche, aber keine Gerechtigkeit.

 

Mögt ihr also ALLES VERLIEREN, selber die Lasten tragen, und lasst es besser bleiben,

auf ausgerechnet Jesus als Euren Helfer und Fürsprecher zu setzen,

denn an den habe ICH geglaubt, und alles, was ihr mir getan habt,

das habt ihr auch ihm getan, seid Euch da sicher, und es ist seine Vollmacht,

Sünden anzurechnen oder zu vergeben, mit der ich hier postuliere,

dass EUCH die EUREN angerechnet sein und bleiben sollen,

und zwar in MEINEM Namen, denn der steht für etwas,

er steht für einen Menschen, der tatsächlich ALLES getan hat, was er gesagt hat -

also so wahr ich alles getan habe, was er gesagt hat,

sollt ihr bezahlen für alles, was ihr getan habt

und in Ewigkeit schuldig heissen auch und gerade vor Euren Kindern.

Denn natürlich ist der Text hier: DAS LETZTE VOM LETZTEN

eine Satire, natürlich mache ich keine solche Aufnahme,

aber in Wahrheit ist es viel zu ernst, um wirklich lustig zu sein,

weil die Worte darin wahrer gar nicht sein könnten...

man hat mich oft und lang genug verteufelt,

nun hat man mich zum zusätzlichen Feind,

denn es hat selbstverständlich Konsequenzen, wenn man mich so sehr...

dass man mich so tief verletzt, und die sind mit meinem Tod ganz bestimmt

nicht vorbei, die beginnen erst so richtig damit, weil das, was ihr verursacht,

das sollt ihr gefälligst auch selber spüren.

 

Rupert am 20.01.2019

 

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Das gelbe Haus

 

Das gelbe Haus, so träumte Vincent, sollte eine Heimat bieten für lauter Menschen,

wie er einer war, denn er hatte sich nie als Einzelner gesehen, sondern als

Künstler und Individualist, als Exemplar einer Sorte, von der es damals doch...

viel mehr gab. Gemeinsam leben und auch arbeiten in einer Art Künstlerkolonie,

das schwebte ihm vor, weil solche Individuen sich doch, weil sie miteinander

seelisch verwandt wären, gegenseitig verstehen und befruchten müssten,

außerdem war das Haus für ihn allein ja viel zu groß.

Dass dann nur Paul zu ihm kam, mit dem sich das Zusammenleben eher

schwierig gestaltete, weil er überhaupt nicht über seine Kunst kommunizieren

sondern einfach nur in Ruhe arbeiten wollte, während Vincent voller Leidenschaft

alle möglichen Ideen und Konzepte zu diskutieren begann, war irgendwie

unfair vom Schicksal gewesen, denn die beiden stritten sich fast zwangsweise,

außerdem waren da ja diese epileptischen

Anfälle, die als weiteres Leid zur Leidenschaft dazukamen, und von denen

einer samt Folgen bis heute weltberühmt ist, weil... Vincent sich doch tatsächlich

ein Teil seines Ohrs dabei abschnitt, nachdem es mal wieder zum Streit mit Paul

gekommen war und dieser dem Ganzen ein Ende machen hatte wollen,

indem er abreist. Tja, und dann war's ja tatsächlich so weit, Paul ging wieder und

das war's, die schöne Utopie vom gelben Haus war gescheitert,

denn es sollte niemand mehr kommen.

Aber so ist das nunmal, wenn Künstler träumen, so war das auch damals schon,

denn gemeinsames Leben und Arbeiten, es ist eben eine schöne Utopie,

die viel zu viel voraussetzt, was, wenn man genauer hinschaut,

überhaupt nicht vorhanden ist, obwohl es doch, und da hatte Vincent Recht,

eigentlich da sein müsste, denn eigentlich sollte ein Haus als Basis genügen,

und schon kommen sie: Die Andersartigen, die „nicht Normalen“, die „selber Sucher“

und Flüchtlinge, die zwar unermüdlich für die Menschen ihre Arbeit tun,

dabei aber alleine sind, weil sie ja doch nicht in ihre Gesellschaft reinpassen.

Obwohl er Recht hatte damit, setzte Vincent eben doch zu viel voraus,

und das gelbe Haus in Arles, es wurde eben doch nicht zur Künstlerkolonie,

zum Ort des gegenseitigen Befruchtens und geselligen Miteinanders,

es bleibt vor allem als der Platz in Erinnerung, an dem er sich „das Ohr abschnitt“,

und sowas machen ja nur Wahnsinnige... denken zumindest die Leute.

 

Und irgendwann musste er diesen Platz natürlich auch wieder zurücklassen,

aber schlimmer ist es mit Sicherheit gewesen, sich zuvor schon von der

Utopie zu verabschieden, ja, wahrscheinlich war der Verlust eines Ohrteils,

ob wahnsinnig oder nicht, dagegen auch noch viel leichter zu verschmerzen,

denn so ganz ohne Träume kann man ja keine Kunst machen,

auch wenn man sie letztlich doch alleine macht... aber das war's ja nicht,

was der Vincent hatte verändern wollen, es ging ihm ja nur um's Wie,

nicht um's Was, man hätte sich ja auch aus der Nähe gegenseitig inspirieren

können, so aber blieb es dann doch wieder bei der Inspiration aus der Ferne,

man hätte ja im Gegenüber einen Freund und, in einer Ansammlung

von Gegenübern auch bei der Arbeit mehrere Freunde finden können, ja, müssen,

aber so sind wir Menschen nunmal nicht, also blieb es bei diesem einen

Freundschaftsversuch, bei dem sich letztlich zwei unvereinbare Extreme

gegenüberstanden, die es auf Dauer sowieso nicht miteinander ausgehalten

hätten, nicht ohne die Balance, die sich nur hätte ergeben können,

wenn auch noch... viele andere gekommen wären damals,

ins gelbe Haus, denn so, wie Vincent sich das ursprünglich vorgestellt

und ausgemalt hatte, so hätte es ja durchaus funktionieren können,

aber nicht Paul und er alleine miteinander, ne, das ging eben doch nicht,

das musste er einsehen, egal, wie schwer es für ihn war,

und das war es... schwer, weil damit, dass Paul wieder ging,

bereits die Utopie sterben sollte.

 

Wohngemeinschaften... WGs... sie sollten später ja mal zum Modell

vor allem für Studenten und auch ältere Leute werden,

aber eben doch eher für Menschen innerhalb der Gesellschaft,

die eigentlich dabei gar nicht mehr „selber Suchende“ sind,

sondern entweder übergangsweise eine günstige Unterkunft brauchen,

während sie auf ihre Abschlüsse hinarbeiten, oder für den Lebensabend,

wenn der Ehepartner gestorben und die Kinder aus dem Haus sind,

etwas Anderes probieren wollen als den abschreckenden Weg ins Heim.

Was der Vincent da gewollt hatte, es war ja weder noch,

sollte ja mehr sein als ein Übergang und kannte überhaupt keinen Abschluss,

weil durch das Hinzukommen immer neuer Künstler

auch das Ableben der „alten“ dem gelben Haus, wie er es sich erträumte,

keine Grenze setzen brauchte, aber eine solche WG, eine solche Gemeinschaft

der Künstler, die ihnen für den Durchgang durch diese, unsre Welt

eine Heimat böte, die das individuelle Arbeiten erleichtert,

sie bleibt eben eine Utopie, solange man für sie zu viel voraussetzt,

was eben doch nicht oder noch nicht da ist, obwohl es ja vorhanden sein müsste.

 

Es gibt ja auch heutzutage so manchen Künstler, der, sofern er nicht so arm ist,

wie es Vincent damals war, ein Haus hat und darin lebt.

Und man kann's keinem von ihnen verübeln, wenn sie überhaupt nicht

daran denken, es zur Künstler-WG umzufunktionieren,

denn das Ergebnis könnte ja ein abgeschnittenes Ohr sein,

selbst wenn man gar nicht unter Epilepsie leiden sollte,

wer weiß denn schon, was für Pauls und damit auch was für Krankheiten

noch alle dazukommen könnten, ne, da bleibt man doch lieber alleine

und spart sich nicht nur die zweifelhafte Berühmtheit für etwaige Schnippeleien,

sondern gleich den ganzen möglichen Ärger. Geschenkt, jeder kann mit dem,

was er hat, ja auch machen, was er möchte, und eigentlich braucht man

beim Stichwort „Künstler-WG“ ja eigentlich nur ans gelbe Haus denken,

um von einer solchen Idee gleich wieder Abstand zu nehmen.

Aber der Grundgedanke, den Vincent da damals hatte, er ist dennoch

nicht gestorben, selbst dann nicht, wenn wir die WG selbst mal knicken,

wenn wir uns mit ihm von der Utopie der Künstlerkolonie verabschieden

und uns damit abfinden, dass sich jeder von uns eben doch lieber

aus der Ferne inspirieren lässt, während er sich für's Privatleben in

die eigene „Box“ zurückzieht, ob das nun ein Haus ist oder eine kleine Parzelle,

die meisten von uns haben ja sowieso nicht so viel Geld wie Elton John.

 

Die Andersartigen, die „nicht Normalen“, die „selber Sucher“

und Flüchtlinge, die zwar unermüdlich für die Menschen ihre Arbeit tun,

dabei aber alleine sind, weil sie ja doch nicht in ihre Gesellschaft reinpassen,

sie sind ja trotzdem da, sie müssen ja trotzdem nicht auf die Gewissheit

verzichten, dass es auch andere gibt wie sie, auch wenn's zum direkten

Gegenüber dann meistens doch nicht ausreicht und das seine Gründe hat.

Und das war eben einer der Ansätze, die mich dazu gebracht hatten,

überhaupt mit diesem Experiment namens „Geschenke“ oder „Geschenkausgabe“

zu beginnen, denn... ich hatte auch eine Utopie, so wie eben der Vincent,

und für die brauchte ich nichtmal ein Haus, für die musste auch kein

Kollege seine Behausung verlassen, aber wir könnten ja trotzdem,

auch auf Distanz, uns selbst erkennen im Gegenüber und seiner Arbeit,

ja, und vielleich doch so etwas sein oder werden wie... Freunde.

 

Reichlich naiv, das, und ich geb's ja gerne zu, denn auch hierfür muss man

natürlich wieder etwas voraussetzen, das zwar vorhanden sein müsste,

aber nicht unbedingt da ist, nämlich Vertrauen,

und genau das, dass es nicht da ist, das Vertrauen, und dass es keinesfalls

ausreicht, mit Ehrlichkeit und guter Arbeit welches zu generieren,

das ist nun das Ergebnis meines Experiments.

Wie wütend mich das machen kann, ist ja bereits im vorhergehenden Text nachlesbar,

ich teile offenbar auch die Hitzigkeit und Leidenschaft mit dem guten, alten Vincent,

aber wenn die Wut verflogen ist, bleibt nur noch Traurigkeit, denn:

Man mag es mir verzeihen, aber sowas tut auch mir richtig weh,

obwohl ich ja nicht der Vincent bin und keins meiner Ohren deswegen

Gefahr läuft, von mir selber abgeschnitten zu werden.

Ich hatte also, wie er, die Illusion, dass etwas vorhanden wäre,

was da sein müsste, und brauchte dafür nichtmal ein Haus,

obwohl ein solches bestimmt auch nicht geschadet hätte ...heutzutage.

Ich bräuchte es letztlich nur, mit Ehrlichkeit und guter Arbeit, erwecken,

hervorholen, man würde sich selbst im Gegenüber doch damit erkennen

können, und dann... nun, wir leben ja alle auf einer Art „Durchgangsstation“,

ob wir nun noch auf unsere Abschlüsse hinarbeiten oder für den Lebensabend,

ob wir mit unserer Arbeit vielleicht doch einen Platz in der Gesellschaft

gefunden haben, oder noch immer „selber Suchende“ und Flüchtlinge sind,

es geschieht letztlich ja doch alles... immer nur übergangsweise,

denn unsere Zeit hier ist begrenzt, und auch wenn bei Gelingen

des Experiments noch immer von einem „offenen Ende“ hätte

ausgegangen werden müssen, so muss man auch ein solches,

so es denn funktionieren würde, als temporäres Modell betrachten,

dem irgendwann, auch wenn noch so viele Leute „nachkommen“ sollten,

die es erfolgreich weiterführen, wenn Initiator und ursprünglich

Mitwirkende schon lange tot sind, ein Ende droht.

Aber besser als die Aussicht aufs Leben im Heim als finale Lebensstation,

so dachte ich eben, müsste es dennoch sein, vor allem für kreativ tätige Menschen,

und deshalb ist's nun wirklich vergleichbar mit Vincent's „gelbem Haus“,

auch wenn jeder dabei in seiner eigenen „Box“ hätte bleiben können.

 

Das gemeinsame Arbeiten und Befruchten... es hat ja schon für sich einen Wert,

und genau das hatte ich schließlich von Vincent's Utopie übernommen,

und es tut nicht nur furchtbar weh, mich hiermit von „meinem gelben Haus“

verabschieden zu müssen, nein, es zeigte sich mir gestern, wie tief dieser Schnitt geht,

weil ich da wirklich wie ein kleines Kind heulen musste...

beim Anhören einer Playliste von BAP, aus der ich vor ein paar Jahren

eine Doppel-CD für meinen jüngeren Bruder gebrannt hatte...

so als Erinnerung auch an die Zeit, in der wir noch gemeinsam bei den Eltern wohnten.

Es ist Zufall gewesen, sicher, es hätte auch beim Anhören so gut wie jedes anderen

Künstlers passieren können, der sich auf der „Beschenktenliste“ befindet.

Die „Ostergeschenkausgabe“ ist ja nun auch schon wieder ein ganzes Jahr her,

und es ist eben ein Jahr gewesen, in dem sich so gut wie gar nichts bewegt hat,

hat bewegen lassen, die vielen Eindeutschungen, die ich dieses Jahr fabriziert habe,

und die nicht ohne Grund direkt an die „Geschenkausgabe“ angegliedert sind,

auch wenn diese Texte fast alle ohne gedankliche Zuweisungen an Kollegen

da stehen, haben mit 15 weiteren John Hiatt-Betextungen einen vorläufigen Abschluss

gefunden, weil man auch als produktivst arbeitender Künstler nicht ewig an einem Stück

auf „Output“ funktionieren kann, aber dann stellt sich der Schalter eben wieder auf

Input“ um, das bedeutet keinesfalls, dass es mit dem Schaffen vorbei ist.

Aber ohne Vertrauen, wie es sich in der ganzen Zeit nicht generieren ließ,

kann man davon ausgehen, dass wir Künstler bei uns selber einen Schnitt machen,

auch wenn wir den nicht am Ohr ansetzen wie weiland der Vincent,

und wenn wir aufhören, uns im Gegenüber zu erkennen, dann wird’s auf Dauer

sicherlich schwierig mit dem „Output“, das will ich meinen lieben Kollegen

auf jeden Fall ins Stammbuch geschrieben haben, bevor ich diese Kategorie

hier nun abschließe.

 

Gestern jedenfalls waren es eben Wolfgang Niedecken und seine BAP,

die bei mir zu heftigsten Gefühlsausbrüchen führten, als ich mir eine Liste

mit Favoriten aus der Zeit mit Klaus „Major“ Heuser angehört habe.

Ich musste beim siebenten Lied abbrechen, so sehr hatte es mich erwischt,

erschüttert, aus dem Gleis gebracht. Ich las dann ein altes „doc“, welches ich

vor ein paar Jahren für meinen Freund Julian geschrieben hatte,

und in dem ich von BAP erzählte, die Platten von „Affjetaut“ bis „Amerika“

und mit ihnen auch Jahre meines Lebens durchging, ehrliche Gedanken

zu Niedecken und Heuser inklusive, da wir zwei so gerne „sezieren“.

Julians Neugierde und damit Wissensdurst kennt manchmal keine Grenzen,

und das, was ich für ihn aufgeschrieben hatte, nun... mit dem Abstand von

ein paar weiteren Jahren und eben dem „Ergebnis“ des „Tests“ als

gedanklich-emotionalem Hintergrund neu selber zu lesen,

es ließ mich klarer sehen... und zwar, wie ich eben auch unter dem Einfluss

von BAP auf meinen Weg als Künstler geraten war, welcher Idealismus

und auch Enthusiasmus da ursprünglich war, was für ein Funke da

übersprang... und, nachdem ich mir die Tränen abgewischt hatte,

welche Ernüchterung da nun heute herrscht, denn... was ist davon übrig ?

 

Ich meine... nicht nur in mir oder für mich, der ich „mein gelbes Haus“

nun zurücklasse, weil ich gar keine Alternative habe, weil das erträumte

Zusammenleben und -Arbeiten eben nicht sein soll, Freundschaft ebensowenig,

aus welchen Gründen auch immer, was weiß denn ich,

wenn's nichtmal kommuniziert wird.

Nein, ich meine... eben auch in jenen, die's mit entfacht hatten in mir,

so wie der Wolfgang Niedecken damals eben, gemeinsam mit vielen anderen,

das, was irgendwie mit Marc Bolan und Cat Stevens für mich begann

und immer weiter gehen sollte, aber eben doch nicht immer weiter ging,

nicht so, nicht in einem unsichtbaren Verbund, bis mein Weg als Künstler

ein immer einsamerer wurde, auf dem ich alles hochhalten wollte,

was mir wirklich etwas bedeutet(e). Ich bin im Januar 54 Jahre alt geworden,

und es ist nicht mein Gedanke, zumindest nicht ursprünglich, es ist mir oft

unterwegs gesagt worden, dass es... eine Schande ist, dass ich's „nicht weiter gebracht“

hätte, weil das, was ich mache, doch so gut sei wie... naja, drücken wir's einfach

anders aus, nehmen wir Woolly's Worte bei unserem allerletzten

Gespräch: „Du musst ins Fernsehen !“.

Es sind, ursprünglich, wirklich nicht meine Gedanken, aber beim Rückblick

übernimmt man eben doch das eine oder andere, erst Recht, wenn man sich mal

wieder von einer Illusion verabschiedet, so wie eben der Vincent es auch tun musste...

mit dem gelben Haus. Und wenn ein Weg ansteht, den man nicht gehen wollte,

auf dessen Vermeidung man hoffte, weswegen man extreme Risiken einging.

Es ist ein „normaler“ Weg, er verbindet mich auch sicher mit anderen Existenzen,

ob man die nun als „gescheitert“ bewertet oder nicht, ob sowas andere tun (sicher)

oder auch man selbst, es tut eben furchtbar weh, es kostet eine Menge Überwindung,

weil da immer im Hinterkopf diese Stimme ist, die sagt:

„Man müsste es voraussetzen können, es müsste da sein,

es müsste doch funktionieren !“.

Und dann ist da eben immer der Frust, dass es das doch nicht tut,

und zwar... weil irgendwo, unterwegs, der ursprüngliche Funke verloren gegangen

sein muss, weil man tatsächlich allein ist, mit dem, was man tut,

weil es scheinbar zum Alleinelassen (und alleingelassen Werden)

keine Alternative mehr gibt,

und eigentlich... jeder für sich, in seiner „Box“, lieber aufs Ende wartet als

das gemeinsame Leben und Arbeiten eben doch zu wagen,

nein, es hat sich seit Vincent's dramatischem Schritt mit dem Ohr

nicht wirklich etwas verbessert, im Gegenteil, wir sind weiter entfernt vom

gelben Haus mit seiner Utopie denn je... müssen aber doch alle auf einem

Planeten zusammenleben lernen, als Menschheit.

 

Kann mir einer sagen, was für eine Hoffnung es für das erfolgreiche Bewältigen

dieser Aufgabe geben soll, wenn nichtmal wir Künstler das bewerkstelligen können,

sogar ganz ohne die eigene „Box“ zu verlassen ?

Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich bin furchtbar desillusioniert.

Und deshalb habe ich nun eben an Vincent denken müssen...

es ist ein weiterer Zufall, dass ich zur Einleitung hier oben ausgerechnet

diesen Künstler zitiert habe, aber Zufälle wie diese gehören eben

auch zur Kunst dazu, doch, das gefällt mir, denn so schließt sich mit

diesem Text ein weiterer Kreis. Man kann's mir hoffentlich glauben,

dass ich beim Verfassen keinen Gedanken daran verschwendet habe,

sondern mich einfach – ohne mich zu erinnern, was da bereits steht -

ans Schreiben machte, weil ich eben an ihn dachte... erst an Vincent,

dann an Vincent und Paul... das gelbe Haus in Arles... das „abgeschnittene Ohr“...

wir schneiden uns viel, viel mehr ab und es scheint uns nichtmal bewusst.

Wisst IHR denn, wofür ihr das macht ? Wisst ihr denn überhaupt, was ihr tut ?

Und wie sehr das... verletzt ? Ne, gut, ich setze da wohl auch mal wieder

zu viel voraus, was eigentlich vorhanden sein müsste.

Mein Fehler. Sorry.

Vielleicht schaff ich's ja heute, die Playlist ab Lied 7 ganz durchzuhören...

ohne dass es mir zu viel abverlangt, die Lieder sind noch immer klasse.

Aber ein „Recht auf Ostern“... das gibt’s wirklich nicht.

Meine „Wichtig“-Trilogien, man könnte sie in Stein meißeln,

so erschreckend wahr sind ihre Inhalte.

 

Rupert am 15.04.2019 in Memoriam Vincent van Gogh, Paul Gaugin

und allen anderen, die's „wenigstens probiert“ haben.

Anm. für alle Pedanten:

Natürlich "gehörte" dieses "gelbe Haus" nicht dem Vincent Van Gogh,

er hatte dort lediglich 4 Zimmer angemietet,

die Besitzerin jedoch war sehr künstlerfreundlich eingestellt

und fand seine Idee gut !

Außerdem nannte man später ein Gemälde Van Gogh's davon "Vincent's Haus"...

es steht natürlich nicht mehr, wurde im zweiten Weltkrieg extrem beschädigt

und danach abgerissen.

Und, ja, es gelang mir gestern, die BAP-Playliste tränenfrei/problemlos zuende zu hören.

Rupi am 16.04.2019

 

© Rupert Lenz 79110 Freiburg

 

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